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Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

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Wie werden Armut und Reichtum definiert?<br />

Das <strong>Armuts</strong>risiko betrifft nach der Definition der Europäischen Union Personen in Haushalten,<br />

deren „bedarfsgewichtetes Nettoäquivalenzeinkommen“ 49 weniger als 60 % des Mittelwertes<br />

(Median) aller Einkommen beträgt. Methodisch wird zunächst ein sog. mittleres Einkommen<br />

(Median) definiert, bei dem die Hälfte der Einkommen darüber und die andere Hälfte<br />

der betrachteten Einkommen darunter liegen. Wenn in einem Haushalt bis zu 60 % dieses<br />

mittleren Einkommens (Median) nicht erreicht wird, unterliegen die Mitglieder dieser Haushalte<br />

dem „Risiko der Einkommensarmut“. Zur Ermittlung der Höhe des Einkommens gibt es<br />

unterschiedliche methodische Ansätze. Alle Methoden haben Vor- und Nachteile 50 . Die Bundesregierung<br />

legt u. a. die Daten des EU-SILC 51 zu Grunde, eine seit 2005 jährlich erhobene<br />

und EU-weit vergleichbare Statistik. Danach liegt die <strong>Armuts</strong>risikoschwelle <strong>im</strong> Jahr 2005 bei<br />

781 €. 52 Reichtum liegt nach dieser normativen Definition ab 3.268 € monatlichem Nettoeinkommen<br />

vor 53 . Der Bericht des Bundes 2008 stellt zu Recht fest, dass dies nicht der allgemeinen<br />

Einschätzung der Bürger in Deutschland von Reichtum entspricht, demnach hätten<br />

„Reiche" höhere Einkommen. Außerdem ist die Vermögensverteilung hierbei noch nicht berücksichtigt.<br />

Der Bund hat auf Datenbasis nach EU-SILC festgestellt, dass 13 % der Bevölkerung in<br />

Haushalten in Deutschland ein „<strong>Armuts</strong>risiko“ hat. 54 Eine direkte Umrechung auf das Bundesland<br />

<strong>Bremen</strong> ermöglicht die zugrunde liegende Stichprobe nicht 55 . Es müssen daher andere<br />

Ableitungen erfolgen. Verlässliche Zahlen liegen insbesondere zu Empfängern von Sozialtransfers<br />

vor. Wenn auch konzeptionelle und zahlenmäßige Unterschiede zwischen dem<br />

statistischen <strong>Armuts</strong>risiko und dem Bezug Existenz sichernder Sozialtransfers bestehen, gibt<br />

es zwischen beiden Größen dennoch einen starken Zusammenhang. Deshalb können aus<br />

der Quote des Sozialtransferbezugs Rückschlüsse auf das <strong>Armuts</strong>risiko gezogen werden.<br />

Bei dieser Betrachtung werden u. U. Haushaltsmitglieder nicht ausreichend berücksichtigt,<br />

die geringfügig mehr Einkommen erzielen als sie dürfen, um Existenz sichernde Sozialleistungen<br />

zu beziehen und Personen, die trotz Anspruchsberechtigung Sozialtransfers nicht<br />

beantragen (sog. Dunkelziffer). Eine Schätzung des vom <strong>Armuts</strong>risiko betroffenen Personenkreises<br />

wird in der folgenden Tabelle vorgenommen.<br />

49<br />

Das „bedarfsgewichtete Nettoäquivalenzeinkommen“ ist ein von der Haushaltgröße und -zusammensetzung<br />

abhängiges anteiliges Einkommen der Haushaltsmitglieder. Vgl. Bundesregierung 2008–DS 16/9915, S. 36.<br />

50<br />

Sie werden <strong>im</strong> Dritten <strong>Armuts</strong>- und Reichtumsbericht der Bundesregierung dargestellt, vgl. Bundesregierung<br />

2008 - DS 16/9915 S. 38 ff.<br />

51<br />

EU - Statistics on Income and Living Conditions (EU-SILC)<br />

52<br />

Vgl. Bundesregierung 2008 - DS 16/9915 S. 38 f.<br />

53<br />

Vgl. Bundesregierung 2008 - DS 16/9915, S. 45.<br />

54<br />

Vgl. Bundesregierung 2008 - DS 16/9915, S. 40.<br />

55<br />

Die Stichprobengröße beträgt auf Bundesebene 13.800 Haushalte, das wären rechnerisch für <strong>Bremen</strong> lediglich<br />

ca. 120 Haushalte.<br />

<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009 49

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