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Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

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dass ein Migrationshintergrund für sich genommen bei der Suche nach einer betrieblichen<br />

Ausbildung bereits ein Nachteil ist und ethnische Diskr<strong>im</strong>inierungen vorliegen." 339<br />

Wenn vom "Ausbildungsmarkt" gesprochen wird, was nicht unproblematisch ist 340 , muss festgestellt<br />

werden, dass dieser sog. Markt in den vergangenen Jahren nicht <strong>im</strong> Gleichgewicht<br />

war, und zwar in erster Linie zum Nachteil junger Arbeitsanbieter. Die Diskussion über die<br />

Ursachen verläuft "klassisch". Märkte sind definiert als Institutionen mit mindestens zwei Seiten,<br />

nämlich Angebot und Nachfrage. Mit Erreichen dieses Fortschritts in ökonomischer Theorie<br />

setzten auch unmittelbar Diskussionen ein, welche Marktseite jeweils für Ungleichgewichte<br />

ursächlich sei. Von daher nicht ungewöhnlich, betonen Wirtschaftsvertreter die zu<br />

geringen Qualifikationen von Ausbildungsplatzbewerbern, suchen die Ursache also eher auf<br />

der Angebotsseite <strong>im</strong> "Ausbildungsmarkt". Verständlicherweise fühlen sich viele Jugendliche<br />

zu Unrecht beschuldigt, denn für das Schulsystem und das Übergangssystem, das mittlerweile<br />

viele durchlaufen, damit sie in eine Berufsausbildung münden, sind sie nicht verantwortlich.<br />

In jedem Fall ist es zu einfach und irreführend, die Ursache nur auf einer Marktseite<br />

zu suchen. Es muss darum gehen, tatsächlich genügend Berufsausbildungsplätze in den<br />

verschiedenen Berufsausbildungssektoren einzurichten und Schnittstellen an der sog. ersten<br />

Schwelle Schule-Beruf verbindlich fest zu legen. Schließlich müssen Schulen Kinder und<br />

Jugendliche an diese Schnittstellen heran führen und alle Jugendlichen eine verbindliche<br />

Berufsausbildungsperspektive bekommen.<br />

3.2.2.2 Maßnahmen des <strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong> für den Übergang Schule-Beruf<br />

Die Senatorin für Bildung und Wissenschaft hat <strong>im</strong> Oktober 2008 einen Schulentwicklungsplan<br />

vorgelegt 341 . Dort werden Entwicklungsaufträge ausgeführt, die bildungs- und schulpolitische<br />

Reaktionen auf die bremischen Ergebnisse internationaler Vergleichsuntersuchungen,<br />

insbesondere der PISA-Studien, darstellen und mit denen vorrangig die kritische Kopplung<br />

von Sozial- und Migrationsstatus und Bildungserfolg verringert werden soll. Dazu wurde ein<br />

Fachausschuss „Schulentwicklung“ eingerichtet, dessen Aufgabe es ist, „…eine Bestandsaufnahme<br />

des <strong>Bremische</strong>n Schulsystems vorzunehmen und Vorschläge zu entwickeln<br />

und zu beraten, wie die Qualität und die Leistungsfähigkeit der einzelnen Schulen und des<br />

Schulsystems weiter verbessert werden können.“ Mit der Umsetzung des Schulentwicklungsplans<br />

ist beabsichtigt, langfristig das bestehende gegliederte Schulsystem zugunsten<br />

einer „Schule für alle Kinder“ abzuschaffen. Dies soll in der Form Flächen deckender Ganztagsschulen<br />

geschehen, in denen Kinder und Jugendliche gemeinsam lernen und leben, so<br />

dass herkunftsbedingte Benachteiligungen durch Schulbildung zumindest vermindert werden<br />

können.<br />

Es gibt mittlerweile eine Vielfalt von Maßnahmen und auch struktureller Veränderungen <strong>im</strong><br />

Bereich schulischer Berufsorientierung, die geeignet sind, Schülerinnen und Schüler auf<br />

den Übergang von der Schule in den Beruf besser als bisher vorzubereiten:<br />

1) Verstärkte Praxis- u. Berufsorientierung vor allem in den beiden Abschlussklassen<br />

der Sekundarstufe I 342 mit dem Abschluss der (erweiterten) Berufsbildungsreife und in<br />

339<br />

Ebenda, S. 45.<br />

340<br />

Wie schon die Übersicht oben zeigt - obwohl sie Hochschulen und Universitäten gar nicht enthält - erfolgt<br />

berufliche Bildung zu erheblichen Anteilen in staatlichen Sektoren. Selbst Ausbildungsverträge <strong>im</strong> dualen System<br />

sind öffentlich reguliert.<br />

341<br />

Vgl. SBW 2008-1.<br />

342<br />

Vgl. auch die entsprechenden Forderungen der Handelskammer <strong>Bremen</strong> (Handelskammer <strong>Bremen</strong> 2008,<br />

S. 9).<br />

210<br />

<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009

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