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Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

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Gehörlosigkeit hat <strong>im</strong> Lebensverlauf gravierende Teilhabebeschränkungen zur Folge. In der<br />

mittleren und älteren Generation war die Schulbildung stark durch den Erwerb von Kompetenzen<br />

zur Anpassung an die hörende Mehrheitsgesellschaft geprägt (Lippenlesen). Im Ergebnis<br />

traten übliche schulische Leistungsziele vielfach zurück, so dass vielfach insbesondere<br />

die Schreibkompetenz gehörloser Menschen sehr eingeschränkt war bzw. ist. Erwerb und<br />

Erhalt von Arbeitsplätzen, für die diese Kompetenz erforderlich ist – und damit finanzielle<br />

Autonomie – stellen sich daher häufig als problematisch dar.<br />

Mit der Einführung eines flächendeckenden Hörscreenings für sämtliche Neugeborene <strong>im</strong><br />

<strong>Land</strong>e <strong>Bremen</strong> <strong>im</strong> Jahr 2005 konnte als gesundheitspolitisches Ziel erreicht werden, dass ein<br />

Hörschaden individuell und frühzeitig erkannt sowie zeitnah diagnostiziert und ggf. behandelt<br />

werden kann. Zuvor war in mehreren Projekten in Deutschland ein regionales Hörscreening<br />

modellhaft und erfolgreich erprobt worden. Zwischenzeitlich ist das Hörscreening Bestandteil<br />

des Leistungskatalogs der gesetzlichen Krankenkassen.<br />

3.3.2.2 Schulische Bildung<br />

Die Gegenüberstellung der schulischen Bildung aller behinderten und nicht behinderten<br />

Menschen ist ohne Berücksichtigung der völlig unterschiedlichen Altersverteilung beider<br />

Gruppen nicht sinnvoll, da alte Menschen generell niedrigere Schulabschlüsse aufweisen als<br />

die jüngeren Altersgruppen. Aus der Mikrozensuserhebung 2005 lässt sich allerdings regional<br />

– nur auf Basis der Gesamtgruppe behinderter Menschen ohne Altersgliederung - der<br />

Vergleich aller behinderter Menschen <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> und <strong>im</strong> Bundesgebiet ziehen. Diese<br />

Gegenüberstellung zeigt nahezu identische Werte (ohne allgemeinen Schulabschluss: <strong>Land</strong><br />

<strong>Bremen</strong> 5,5 %, Bund 5,8 %; Haupt-/Volksschulabschluss: <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 63,0 %, Bund<br />

62,1 %; Realschul- und vergleichbare Abschlüsse: <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 19,2 %, Bund 19,4 %;<br />

Fachhochschulreife: <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2,7 %, Bund 3,3 %; Abitur: <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 9,7 %, Bund<br />

8,7 %) 357<br />

Bundesweit zeigt sich, dass die Bildungschancen behinderter Menschen gegenüber nicht<br />

behinderten Menschen deutlich eingeschränkt sind, sofern die Behinderung in jungen Jahren<br />

erworben wurde. In der Altersgruppe 25 - 45 Jahre hatten <strong>im</strong> Jahr 2005 15 % der behinderten<br />

Menschen keinen Schulabschluss, bei nicht behinderten Menschen gleichen Alters waren<br />

nur 3 % ohne Abschluss geblieben. Umgekehrt bei den höchsten schulischen Abschlüssen:<br />

11 % der behinderten gegenüber 26 % der nicht behinderten Menschen dieses Alters<br />

hatten das Abitur erreicht. 358<br />

Schon 1973 hat der Deutsche Bildungsrat ein Leitbild der Beschulung von Schülerinnen und<br />

Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf formuliert, in dem auf eine möglichst integrative<br />

schulische Förderung abgestellt wird:<br />

„Für die pädagogische Förderung behinderter und von Behinderung bedrohter Kinder und<br />

Jugendlicher empfiehlt die Bildungskommission ein flexibles System von Fördermaßnahmen,<br />

das einer Aussonderungstendenz der allgemeinen Schule begegnet, gemeinsame<br />

soziale Lernprozesse Behinderter und Nichtbehinderter ermöglicht und den individuellen<br />

Möglichkeiten und Bedürfnissen behinderter Kinder und Jugendlicher entgegenkommt. Die<br />

dadurch zustande kommende gemeinsame Unterrichtung von behinderten und nichtbehinderten<br />

Kindern bringt eine sonderpädagogische Verantwortung für die allgemeine Schule<br />

357<br />

Vgl. Pfaff 2006-1, S. 1273, Tab. 7; Bremer Daten: Mitteilung des Statistischen <strong>Land</strong>esamtes, vgl. hierzu auch<br />

2.4.1.1.<br />

358<br />

Vgl. Pfaff 2006-1 a. a. O.<br />

224<br />

<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009

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