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Lebenslagen im Land Bremen Armuts - Bremische Bürgerschaft

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alle Schulentlassenen eine Berufsausbildung erhalten, schon weil das Arbeitslosigkeitsrisiko<br />

und damit das <strong>Armuts</strong>risiko auch für junge Arbeitsanbieter ohne Berufsausbildung sehr hoch<br />

ist. Zukünftig wird die Nachfrage nach Bewerbern ohne Qualifikationen weiter sinken. Gering<br />

qualifizierten Arbeitsanbietern drohen zunehmend prekäre Arbeitsverhältnisse, Arbeitslosigkeit<br />

und Armut.<br />

An berufsbildenden Schulen in <strong>Bremen</strong> gibt es für sog. benachteiligte Jugendliche die Berufsfachschulen,<br />

die zum Teil berufsvorbereitend (ohne Berufsabschluss) ausgerichtet sind.<br />

Hierzu gehören z. B. die Berufsfachschulen für Technik, für hauswirtschaftliche Dienstleistungen,<br />

für das Nahrungsgewerbe und für Gesundheit. Im Rahmen dieser Bildungsgänge<br />

besteht für die Jugendlichen auch die Möglichkeit, einen höheren allgemeinbildenden Abschluss<br />

zu erwerben. Weiterhin werden Berufsfachschulbildungsgänge angeboten, die zu<br />

einem Berufsabschluss führen. Das sind u. a. die Berufsfachschule für Fremdsprachen in<br />

Wirtschaft und Verwaltung und die Berufsfachschule für Kinderpflege.<br />

Ausbildungsvorbereitende Bildungsgänge (AVBG) wenden sich an schulpflichtige Jugendliche,<br />

die das allgemeinbildende Schulwesen ohne Abschluss verlassen oder mit einem<br />

so schlechten Hauptschulabschluss (einfache Berufsbildungsreife), dass sie geringe Chancen<br />

auf einen Ausbildungsplatz <strong>im</strong> dualen System haben. In diesem Bereich ist auch häufig<br />

besondere Sprachförderung nötig, die ebenfalls angeboten wird. Hier finden sich auch<br />

Schulverweigerer des allgemeinbildenden Systems wieder, die zunächst wieder an regelmäßigen<br />

Schulbesuch herangeführt werden müssen.<br />

Ein Teil der Jugendlichen <strong>im</strong> sog. Übergangssystem erreicht einen höherwertigen allgemeinbildenden<br />

Abschluss oder wird an sog. "Ausbildungsreife" auch <strong>im</strong> Sinne von sog. Sekundärtugenden<br />

herangeführt. In allen oben aufgeführten Bildungsgängen der berufsbildenden<br />

Schulen sind Betriebspraktika verpflichtend. In nicht wenigen Fällen münden diese in<br />

"erfreuliche Abbrüche" des Bildungsgangs, weil ein Ausbildungsvertrag abgeschlossen wird.<br />

Dennoch ist die Übergangsquote von Schülern und Schülerinnen aus dem Übergangssystem<br />

zu niedrig. Trotz großer Anstrengungen und Inkaufnahme von Warteschleifen bekommen zu<br />

viele Jugendliche keine reelle Chance auf einen adäquaten Ausbildungsplatz. Das hat fatale<br />

Folgen für ihre Motivation. Hier stellt sich die Frage nach Anschlussgarantien, die aber nur<br />

zusammen mit der privaten Wirtschaft abschließend zu klären ist. Es wird sogar moniert, das<br />

sog. Übergangssystem verdiene seinen Namen nicht, weil: „Für fast zwei Drittel seiner Absolventen<br />

und Absolventinnen eröffnen die Maßnahmen wenig berufliche Perspektiven,<br />

stattdessen aber hohe Risiken auf dem regulären Arbeitsmarkt.“ 337<br />

Jugendliche mit Migrationshintergrund und deren Elternhäuser haben häufig ein von Traditionen<br />

der Herkunftsländer geprägtes Bild über betriebliche Ausbildung. Vollschulische Angebote<br />

wie z. B. die Berufsfachschulen werden gegenüber dualen Ausbildungsplätzen teilweise<br />

bevorzugt. In Regionen mit hohen Migrantenanteilen sind Migrantinnen und Migranten <strong>im</strong><br />

Übergangsystem stark überrepräsentiert und <strong>im</strong> dualen Berufsausbildungssystem stark unterrepräsentiert:<br />

"Nur ein gutes Drittel (ausländischer Jugendlicher) mündete <strong>im</strong> Jahr 2006 in<br />

eine voll qualifizierende Ausbildung <strong>im</strong> dualen System oder <strong>im</strong> Schulberufssystem ein." 338<br />

Bei gleichem Leistungsniveau haben Jugendliche mit Migrationshintergrund deutlich geringere<br />

Chancen auf einen Ausbildungsplatz. "Daraus lässt sich kein anderer Schluss ziehen, als<br />

337<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong> 2008-2, S. 10.<br />

338<br />

Ebenda, S. 43.<br />

<strong>Lebenslagen</strong> <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> 2009 209

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