Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
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Zweiter Abschnitt<br />
Geschichtliche Darstellung <strong>des</strong> Problems<br />
Erster Waff engang<br />
Kontoverse zwischen Sismondi – Malthus<br />
und Say – Ricardo – MacCulloch<br />
Zehntes Kapitel<br />
<strong>Die</strong> Sismondische Th eorie der Reproduktion<br />
<strong>Die</strong> ersten starken Zweifel an der Gottähnlichkeit der kapitalistischen<br />
Ordnung stiegen in der bürgerlichen Nationalökonomie unter dem unmittelbaren<br />
Eindruck der ersten Krisen in England im Jahre 1815 und 1818/19<br />
auf. Noch waren die Umstände, die zu diesen Krisen geführt hatten, eigentlich<br />
äußerer, scheinbar zufälliger Natur. Zum Teil war dies die Napoleonische<br />
Kontinentalsperre, die England künstlich von seinen europäischen Absatzmärkten<br />
für eine Zeitlang abgeschnitten und inzwischen in kurzer Zeit eine bedeutende<br />
Entwicklung der eigenen Industrie auf einigen Gebieten in den kontinentalen<br />
Staaten begünstigt hatte; zum Teil war es die materielle Erschöpfung<br />
<strong>des</strong> Kontinents durch die lange Kriegsperiode, was nach der Aufhebung der<br />
Kontinentalsperre den erwarteten Absatz für englische Produkte verringerte.<br />
<strong>Die</strong>se ersten Krisen genügten jedoch, um den Zeitgenossen die Kehrseite der<br />
Me daille der besten aller Gesellschaftsformen in ihrer ganzen Grauenhaftigkeit<br />
vor die Augen zu führen. Überfüllte Märkte, Magazine voll Waren, die keine<br />
Abnehmer fanden, zahlreiche Bankrotte, andererseits ein schreien<strong>des</strong> Elend der<br />
Arbeitermassen – alles das stieg zum erstenmal vor den Augen der Th eoretiker<br />
auf, die in allen Tonarten die harmonischen Schönheiten <strong>des</strong> bürgerlichen laissez<br />
faire gepriesen und verkündet hatten. Alle zeitgenössischen Handelsnachrichten,<br />
Zeitschriften, Erzählungen der Reisen den berichteten über Verluste der<br />
englischen Warenhändler. In Italien, Deutschland, Rußland, in Brasilien schlugen<br />
die Engländer ihre Warenvorräte einem Verlust von ¼ bis ¾ los. 1818 beklagte<br />
man sich am Kap der Guten Hoff nung, daß alle Läden mit europäischen<br />
Waren angefüllt waren, die man zu niedrigeren Preisen als in Europa anbot,<br />
ohne sie loswerden zu können. Aus Kalkutta ertönten ähnliche Klagen. Ganze<br />
Warenladungen kamen aus Neuholland nach England zurück. In<br />
den Vereinigten Staaten gab es nach dem Reisebericht eines Zeitgenossen ›von<br />
einem Ende dieses ungeheuren und so wohlhabenden Festlan<strong>des</strong> bis zum anderen<br />
keine Stadt, keinen Marktfl ecken, in dem die Menge der zum Verkaufe<br />
ausliegenden Waren die Mittel der Käufer nicht bedeutend überstiege, obgleich<br />
die Verkäufer sich bemühten, durch sehr lange Kredite und zahlreiche Arten<br />
von Zahlungserleichterungen, durch Abzahlungen und Annahme von Waren<br />
an Zahlungs Statt die Kunden anzulocken‹.<br />
Gleichzeitig ertönte in England der Verzweifl ungsschrei der Arbeiter. In<br />
der ›Edinburgh Review‹ vom Mai 1820 ist die Adresse der Strumpfwirker von<br />
Nottingham angeführt, die folgende Worte enthält: ›Bei einer vierzehn- bis sechzehnstündigen<br />
täglichen Arbeit verdienen wir nur vier bis sieben Schilling die<br />
Woche, von welchem Verdienst wir unsere Frauen und Kinder ernähren müssen.<br />
Wir stellen ferner fest, daß, trotzdem wir Brot und Wasser oder Kartoff eln<br />
mit Salz an Stelle der gesünderen Nahrung haben setzen müssen, welche ehemals<br />
stets reichlich auf den englischen Tischen zu sehen war, wir nach der<br />
Geschichtliche Darstellung <strong>des</strong> Problems 101