Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
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Sechstes Kapitel<br />
<strong>Die</strong> erweiterte Reproduktion<br />
Das Mangelhafte <strong>des</strong> Schemas der einfachen Reproduktion liegt auf der<br />
Hand: Es legt die Gesetze einer Reproduktionsform dar, die unter kapitalistischen<br />
Produktionsverhältnissen nur als gelegentliche Ausnahme stattfi nden<br />
kann. <strong>Die</strong> Regel der kapitalistischen Wirtschaftsweise noch mehr als jeder anderen<br />
ist nicht einfache, sondern erweiterte Reproduktion.³³ Trotzdem<br />
hat das Schema seine volle wissenschaftliche Bedeutung. <strong>Die</strong>s in zwiefacher<br />
Hinsicht. Praktisch fällt auch bei erweiterter Reproduktion stets der allergrößte<br />
Teil <strong>des</strong> Gesamtprodukts unter die Gesichtspunkte der einfachen Reproduktion.<br />
Letztere bildet die breite Basis, auf der jeweilig die Ausdehnung der Produktion<br />
über die bisherigen Schranken hinaus stattfi ndet. Th eoretisch bildet ebenso die<br />
Analyse der einfachen Reproduktion den unumgänglichen Ausgangspunkt jeder<br />
exakten wissenschaftlichen Darstellung der erweiterten Reproduktion. Das<br />
Schema der einfachen Reproduktion <strong>des</strong> gesellschaftlichen Gesamtkapitals führt<br />
somit von selbst über sich hinaus: zum Problem der erweiterten Reproduktion<br />
<strong>des</strong> Gesamtkapitals.<br />
Wir kennen schon die historische Eigentümlichkeit der erweiterten<br />
Re produktion auf kapitalistischer Basis: Sie muß sich darstellen als Kapitalakku<br />
mulation, dies ihre spezifi sche Form und Bedingung zugleich. Das heißt,<br />
die gesellschaftliche Gesamtproduktion – die auf kapitalistischer Basis eine<br />
Produktion von Mehrwert ist – kann nur in dem Sinne und in dem Maße jeweilig<br />
erweitert werden, wie das bisherige tätige Kapital der Gesellschaft einen<br />
Zuwachs aus dem von ihm produzierten Mehrwert erhält. <strong>Die</strong> Verwendung<br />
eines Teils <strong>des</strong> Mehrwerts – und zwar eines wachsenden Teils – zu produktiven<br />
Zwecken statt zur persönlichen Konsumtion der Kapitalistenklasse oder zur<br />
Aufschatzung – dies ist die Basis der erweiterten Reproduktion unter kapitalistischen<br />
Produktionsverhältnissen.<br />
Element der erweiterten Reproduktion <strong>des</strong> gesellschaftlichen Gesamtkapitals<br />
ist – genau wie bei der früher vorausgesetzten einfachen – die Reproduktion<br />
<strong>des</strong> Einzelkapitals. Geht doch die Gesamtproduktion – ob sie als einfache<br />
oder als erweiterte betrachtet wird – tatsächlich nur unter der Form von<br />
zahllosen selbständigen Reproduktionsbewegungen privater Einzelkapitale vor<br />
sich. <strong>Die</strong> erste erschöpfende Analyse der <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> Einzelkapitals ist gegeben<br />
im Band I <strong>des</strong> Marxschen ›<strong>Kapitals</strong>‹, siebenter Abschnitt, Kapitel 22 und<br />
23. Hier behandelt Marx die Teilung <strong>des</strong> Mehrwerts in Kapital und Einkommen,<br />
die Umstände, die unabhängig von der Teilung <strong>des</strong> Mehrwerts in Kapital und<br />
Revenue die <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> bestimmen, wie Ausbeutungsgrad<br />
der Arbeitskraft und Produktivität der Arbeit, ferner das Wachstum <strong>des</strong> fi -<br />
xen <strong>Kapitals</strong> im Verhältnis zum zirkulierenden als Moment der <strong>Akkumulation</strong>,<br />
endlich die fortschreitende Bildung der industriellen Reservearmee zugleich<br />
als Folge und Voraussetzung <strong>des</strong> <strong>Akkumulation</strong>sprozesses. Unterwegs<br />
setzt sich Marx hier mit zwei Einfällen der bürgerlichen Ökonomie in bezug<br />
auf die <strong>Akkumulation</strong> auseinander: mit der mehr vulgärökonomischen<br />
›Abstinenztheorie‹, welche die Teilung <strong>des</strong> Mehrwerts in Kapital und<br />
Einkommen und somit die <strong>Akkumulation</strong> selbst für eine ethische Heldentat der<br />
Kapitalisten ausgibt, und mit dem Irrtum der klassischen Ökonomie, wonach<br />
der ganze kapitalisierte Teil <strong>des</strong> Mehrwertes ausschließlich dazu verwendet wird,<br />
Das Problem der Reproduktion 55<br />
33 Das Kapital, Bd. II, S.465<br />
[Karl Marx: ›<strong>Die</strong> Voraussetzung<br />
der einfachen Reproduktion, daß<br />
I (v + m) = II c sei, ist nicht nur unverträglich<br />
mit der kapitalistischen<br />
Produktion, was übrigens nicht ausschließt,<br />
daß im industriellen Zyklus<br />
von 10 bis 11 Jahren ein Jahr oft<br />
geringer Gesamtreproduktion hat<br />
als das vorhergehende, also nicht<br />
einmal einfache Reproduktion stattfindet<br />
im Verhältnis zum vorhergehenden<br />
Jahr. Sondern auch bei dem<br />
natürlichen jährlichen Wachstum<br />
der Bevölkerung könnte einfache<br />
Reproduktion nur insofern stattfinden,<br />
als von den 1 500, die den<br />
Gesamtmehrwert repräsentieren,<br />
eine entsprechend größre Zahl unproduktiver<br />
<strong>Die</strong>nstleute mitzehrten.<br />
<strong>Akkumulation</strong> von Kapital, also<br />
wirkliche kapitalistische Produktion<br />
wäre dagegen hierbei unmöglich.‹<br />
(Das Kapital, Bd. II, S.497). [Karl<br />
Marx: Das Kapital. Zweiter Band. In<br />
Karl Marx/Friedrich Engel: Werke,<br />
Bd.24, S.515]<br />
›produktiven Zwecken‹:<br />
produktive Konsumtion;<br />
vgl. [|K. Marx, Einleitung,<br />
edition bC, S.7|]<br />
Es folgen Verweise auf<br />
›Vorarbeiten‹ von Marx in: Das<br />
Kapital, Bd.1, MEW 23