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Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

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verzehren, erstens, weil ein Teil davon zur Erweiterung der Produktion, für technische<br />

Verbesserung aufgewendet werden muß, die jedem Einzelunternehmer<br />

durch den Konkurrenzkampf als Existenzbedingung aufgezwungen wird;<br />

zweitens, weil mit dem Wachstum der kapitalistischen Produktion auch jener<br />

Zweig wächst, der die Produktion von Produktionsmitteln besorgt, wie Bergbau,<br />

Maschinenindustrie usw., und <strong>des</strong>sen Produkt durch seine Gebrauchsgestalt<br />

von vornherein die persönliche Konsumtion ausschließt und die Funktion als<br />

Kapital bedingt; drittens endlich, weil die größere Produktivität der Arbeit<br />

und Kapitalersparnis, die bei der Massenproduktion billiger Waren erreicht<br />

werden kann, immer mehr die gesellschaftliche Produktion gerade auf solche<br />

Massenprodukte richtet, die nicht durch die Handvoll Kapitalisten verbraucht<br />

werden können.<br />

Obwohl nun der Mehrwert <strong>des</strong> einen Kapitalisten im Mehrprodukt anderer<br />

Kapitalisten realisiert werden kann und umgekehrt, so bezieht sich das doch<br />

nur auf Produkte eines bestimmten Zweiges, nämlich der Lebensmittelbranche.<br />

Aber das Hauptmotiv der kapitalistischen Produktion ist nicht Befriedigung<br />

der persönlichen Konsumtionsbedürfnisse. Das äußert sich auch darin, daß<br />

die Produktion von Lebensmitteln im ganzen immer mehr zurücktritt gegen<br />

die Produktion von Produktionsmitteln. ›Auf diese Weise sehen wir, daß, wie<br />

das Produkt jeder Fabrik die Bedürfnisse der darin beschäftigten Arbeiter<br />

und <strong>des</strong> Unternehmers nach diesem Produkt weitaus übertriff t, ebenso das<br />

Gesamtprodukt einer kapitalistischen Nation weitaus die Bedürfnisse der gesamten<br />

beschäftigten Industriebevölkerung übertriff t, und zwar übertriff t sie sie<br />

gerade <strong>des</strong>halb, weil die Nation eine kapitalistische ist, weil ihre gesellschaftliche<br />

Kräfteverteilung nicht auf die Befriedigung der wirklichen Bedürfnisse der<br />

Bevölkerung gerichtet ist, sondern bloß auf die Befriedigung zahlungsfähiger<br />

Bedürfnisse. Genauso wie ein Einzelfabrikant also auch nicht einen Tag existieren<br />

kann als Kapitalist, wenn sein Absatzmarkt nur durch die Bedürfnisse seiner<br />

Arbeiter und seine persönlichen Bedürfnisse beschränkt wäre, ebenso vermag<br />

sich auch eine entwickelte kapitalistische Nation nicht mit ihrem eigenen<br />

inneren Markt zu begnügen.‹<br />

So hat die kapitalistische Entwicklung die Tendenz, auf einer gewissen<br />

Höhe sich selbst Hindernisse zu bereiten. <strong>Die</strong>se Hindernisse kommen in letzter<br />

Linie daher, daß die fortschreitende Produktivität der Arbeit angesichts<br />

der Trennung der unmittelbaren Produzenten von den Produk tionsmitteln<br />

nicht der ganzen Gesellschaft, sondern bloß einzelnen Unternehmern<br />

zugute kommt, während eine Masse Arbeitskräfte und Arbeitszeit durch diesen<br />

Prozeß ›befreit‹, überfl üssig werden und nicht bloß für die Gesellschaft<br />

verlorengehen, sondern ihr sogar zur Last fallen. Wirkliche Bedürfnisse der<br />

Volksmasse können nur in dem Maße besser befriedigt werden, als die ›volkstümliche‹,<br />

auf der Vereinigung <strong>des</strong> Produzenten mit den Produktionsmitteln<br />

basierende Produktionsweise das Übergewicht bekommt. Der Kapitalismus hat<br />

aber das Bestreben, sich just dieser Produktionssphären zu bemächtigen und so<br />

den Hauptfaktor seiner eigenen Blüte zu vernichten. Waren doch z. B. die periodischen<br />

Hungersnöte in Indien, die alle zehn oder elf Jahre auftraten, eine<br />

der Ursachen der Periodizität der industriellen Krisen in England. In diesen<br />

Widerspruch gerät früher oder später jede Nation, die die Bahn der kapitalistischen<br />

Entwicklung betreten hat, denn er steckt in dieser Produktionsweise<br />

selbst. Je später aber eine Nation die Bahn <strong>des</strong> Kapitalismus betritt, um so<br />

180 Geschichtliche Darstellung <strong>des</strong> Problems

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