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Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

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82 Berberei ist die alte<br />

Bezeichnung für das vornehmlich<br />

von Berbern bewohnte<br />

Nordwest-Afrika.<br />

›Man hat wilde Länder unter Kultur gesetzt, und die politischen Umwälzungen,<br />

die Änderung in dem System der Finanzen, der Friede, haben in die<br />

Häfen der alten Landwirtschaft treibenden Länder auf einmal Schiff sladungen<br />

eingehen lassen, die fast allen ihren Ernten gleichkommen. <strong>Die</strong> ungeheuren Provinzen,<br />

die Rußland neuerdings am Schwarzen Meere zivilisiert hat, Ägypten,<br />

das einen Regierungswechsel erlebt hat, die Berberei,⁸² der der Seeraub untersagt<br />

worden ist, haben plötzlich die Speicher O<strong>des</strong>sas, Alexandriens und Tunis<br />

in die Häfen Italiens geleert und haben ein solches Übermaß von Getreide mit<br />

sich geführt, daß die ganzen Küsten entlang die Tätigkeit <strong>des</strong> Pächters eine verlustbringende<br />

geworden ist. Das übrige Europa ist nicht vor einer ähnlichen Umwälzung<br />

sicher, die die ungeheure Ausdehnung <strong>des</strong> neuen Lan<strong>des</strong> verursacht hat,<br />

das an den Ufern <strong>des</strong> Mississippi auf einmal unter Kultur gesetzt worden ist<br />

und das alle seine Erzeugnisse ausführt. Selbst der Einfl uß Neuhollands kann<br />

eines Tages für die englische Industrie vernichtend sein, wenn nicht in Hinsicht<br />

auf die Lebensmittel, für die der Transport zu kostspielig ist, so doch hinsichtlich<br />

der Wolle und der anderen landwirtschaftlichen Erzeugnisse, deren<br />

Beförderung eine leichtere ist.‹ Was war nun der Rat MacCullochs angesichts<br />

dieser Agrarkrise in Südeuropa? <strong>Die</strong> Hälfte der neuen Landwirte sollten<br />

Fabrikanten werden. Darauf sagt Sismondi: ›<strong>Die</strong>sen Rat kann man ernsthaft nur<br />

den Tataren in der Krim oder den ägyptischen Fellachen geben‹ – und er fügt<br />

hinzu: ›Noch ist der Augenblick nicht gekommen, um neue Fabriken in überseeischen<br />

Gegenden oder in Neuholland einzurichten.‹ Man sieht, Sismondi erkannte<br />

mit klarem Blick, daß die Industrialisierung der überseeischen Gebiete<br />

nur eine Frage der Zeit war. Daß aber auch die Ausdehnung <strong>des</strong> Weltmarktes<br />

nicht eine Lösung der Schwierigkeit, sondern bloß ihre Reproduktion in höherer<br />

Potenz, noch gewaltigere Krisen bringen muß, auch <strong>des</strong>sen war sich Sismondi<br />

wohl bewußt. Er stellte im voraus als die Kehrseite der Expansionstendenz <strong>des</strong><br />

Kapitalismus fest: eine noch größere Verschärfung der Konkurrenz, eine noch<br />

größere Anarchie der Produktion. Ja, er legt sogar den Finger auf die Grundursache<br />

der Krisen, indem er die Tendenz der kapitalistischen Produktion, über<br />

jede Marktschranke hinauszueilen, an einer Stelle scharf formuliert: ›Man hat<br />

häufi g angekündigt‹, sagt er zum Schluß seiner Replik gegen MacCulloch, ›daß<br />

das Gleichgewicht sich wieder herstellen und die Arbeit wieder beginnen würde,<br />

aber eine einzige Nachfrage entwickelte je<strong>des</strong>mal eine Bewegung, die über die<br />

wirklichen Bedürfnisse <strong>des</strong> Handels weit hinausging, und dieser neuen Tätigkeit<br />

folgte bald eine noch peinvollere Einschnürung.‹<br />

Solchen tiefen Griff en der Sismondischen Analyse in die wirklichen Wider<br />

sprüche der Kapitalbewegung hat der Vulgarus auf dem Londoner Ka theder<br />

mit seinem Harmoniegeschwätz und seinem Kontertanz zwischen den tausend<br />

bebänderten Pächtern und den tausend weinseligen Fabrikanten nichts zu erwidern<br />

gehabt.<br />

122 Geschichtliche Darstellung <strong>des</strong> Problems

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