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Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

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119 l.c., Bd. I, S.206<br />

heute nur noch fünf Siebentel, und die Unternehmer, die sich auf sechs<br />

Siebentel ›ordinärer Waren‹ eingerichtet haben, werden zu ihrer schmerzlichen<br />

Über raschung konstatieren müssen, daß sie um ein Siebentel deren zuviel hergestellt<br />

haben. Wollen sie aber, durch diese Erfahrung gewitzigt, morgen ihre<br />

Produktion so einrichten, daß sie nur fünf Siebentel <strong>des</strong> gesamten Wertes <strong>des</strong><br />

Nationalprodukts in ordinären Waren herstellen, so laufen sie damit nur einer<br />

neuen Enttäuschung in die Arme, denn übermorgen wird der Lohnanteil am<br />

Nationalprodukt sicher nur noch vier Siebentel darstellen usw.<br />

<strong>Die</strong>se originelle Th eorie ruft sofort eine Menge gelinder Zweifel wach.<br />

Wenn unsere Handelskrisen lediglich daher rühren, daß die ›Lohnquote‹<br />

der Arbeiterklasse, das variable Kapital, einen immer geringeren Teil <strong>des</strong> Gesamt<br />

werts <strong>des</strong> Nationalprodukts ausmacht, dann birgt ja das fatale Gesetz<br />

in sich selbst auch die Heilung <strong>des</strong> von ihm angerichteten Übels, da doch die<br />

Überproduktion einen immer geringeren Teil <strong>des</strong> Gesamtprodukts betriff t. Rodbertus<br />

liebt zwar die Ausdrücke von ›übergroßer Mehrzahl‹ der Konsu menten,<br />

von der ›großen Volksmasse‹ der Konsumenten, deren Anteil immer mehr sinke,<br />

doch kommt es nicht auf die Zahl der Köpfe bei der Nachfrage an, sondern<br />

auf den durch sie dargestellten Wert. Und dieser Wert bildet nach Rodbertus<br />

selbst einen immer geringfügigeren Teil <strong>des</strong> Gesamtprodukts. <strong>Die</strong> ökonomische<br />

Basis der Krisen wird damit immer schmaler, und es bleibt nur die Frage,<br />

wie es kommt, daß die Krisen trotzdem, wie Rodbertus feststellt, erstens allgemein<br />

und zweitens immer heftiger sind. Bildet ferner die ›Lohnquote‹ den<br />

einen Teil <strong>des</strong> Nationalprodukts, so der Mehrwert, nach Rodbertus, den anderen.<br />

Was an Kaufkraft der Arbeiterklasse abgeht, wächst als Kaufkraft der<br />

Kapitalistenklasse an, wird v immer geringer, so m dafür immer größer. Nach<br />

dem eigenen kruden Schema von Rodbertus kann dadurch im ganzen die Kaufkraft<br />

der Gesellschaft nicht alteriert werden. Sagt er doch selbst: ›Ich weiß wohl,<br />

daß schließlich dasjenige, um welches der Anteil der Arbeiter fällt, den Anteilen<br />

der Rentenbezieher (bei Rodbertus ›Rente‹ gleich Mehrwert – R.L.) zuwächst,<br />

daß also auf die Dauer und im ganzen die Kaufkraft sich gleichbleibt. Aber in<br />

bezug auf das zu Markt gebrachte Produkt ist schon immer die Krisis erfolgt,<br />

ehe jener Zuwachs sich geltend machen kann.‹¹¹⁹ Es kann sich also höchstens<br />

darum handeln, daß in demselben Maße wie in ›ordinären Waren‹ ständig ein<br />

Zuviel, in feineren Waren für die Kapitalisten ständig ein Zuwenig sich herausstellt.<br />

Rodbertus kommt hier unversehens auf eigentümlichen Pfaden zu der von<br />

ihm so hitzig bekämpften Th eorie Say-Ricardos: der Überproduktion auf der<br />

einen Seite entspräche stets die Unterproduktion auf der anderen. Und<br />

da die Wertanteile der Arbeiterklasse und der Kapitalisten sich ständig zuungunsten<br />

der ersteren verschieben, so würden unsere Handelskrisen im ganzen<br />

immer mehr den Charakter von periodischer Unterproduktion an Stelle von<br />

Überproduktion annehmen! Doch lassen wir diese Rätsel. Was aus alledem einleuchtet,<br />

ist, daß Rodbertus sich das Nationalprodukt dem Werte nach als lediglich<br />

zusammengesetzt aus zwei Teilen, aus v und m, denkt, darin also ganz<br />

die Auff assung und Überlieferung der klassischen Schule teilt, die er mit solcher<br />

Erbitterung bekämpft, verschönert noch um die Vorstellung, daß der ganze<br />

Mehrwert von den Kapitalisten konsumiert wird. Er spricht dies an mehreren<br />

Stellen mit dürren Worten aus, so im ›Vierten socialen Brief‹: ›Demgemäß<br />

muß man gerade, um zuvörderst das Prinzip der Rente (<strong>des</strong> Mehrwerts – R.L.)<br />

überhaupt, das Prinzip der Teilung <strong>des</strong> Arbeitsprodukts in Lohn und Rente, zu<br />

158 Geschichtliche Darstellung <strong>des</strong> Problems

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