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Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

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ist hier mit begriff en, denn ›das berüchtigte Recht auf Arbeit löse sich am Ende<br />

auf in eine Frage der Absatzwege‹. ›Man sieht‹, folgert v. Kirchmann, ›daß die<br />

so ziale Frage beinahe identisch ist mit der Frage nach den Absatzwegen. Selbst<br />

die Übel der vielgeschmähten Konkurrenz werden mit sicheren Absatzwegen<br />

ver schwinden; es wird nur das Gute an ihr bleiben; es wird der Wetteifer bleiben,<br />

gute und billige Waren zu liefern, aber es wird der Kampf auf Tod und Leben<br />

verschwinden, der nur in den für alle ungenügenden Absatzwegen seinen<br />

Grund hat.‹⁹⁸<br />

Der Unterschied zwischen dem Gesichtswinkel Rodbertus’ und v. Kirchmanns<br />

springt in die Augen. Rodbertus sieht die Wurzel <strong>des</strong> Übels in einer fehlerhaften<br />

Verteilung <strong>des</strong> Nationalprodukts, v. Kirchmann in den Marktschranken<br />

der kapitalistischen Produktion. Bei allem Konfusen in den Ausführungen<br />

v. Kirch manns, namentlich in seiner idyllischen Vorstellung von einer auf löblichen<br />

Wetteifer um die beste und billigste Ware reduzierten kapitalistischen Konkurrenz<br />

sowie in der Aufl ösung <strong>des</strong> ›berüchtigten Rechts auf Arbeit‹ in die Frage<br />

der Absatzmärkte, zeigt er doch zum Teil mehr Verständnis für den wunden<br />

Punkt der kapitalistischen Produktion: ihre Marktschranken, als Rodbertus, der<br />

an der Frage der Verteilung haftet. Es ist also v. Kirchmann, der diesmal<br />

das Problem wieder aufnimmt, das früher von Sismondi auf die Tagesordnung<br />

gestellt war. Bei alledem ist v. Kirchmann mit der Beleuchtung und Lösung <strong>des</strong><br />

Problems durch Sismondi keineswegs einverstanden, er steht eher auf seiten<br />

der Opponenten Sismondis. Er akzeptiert nicht nur die Ricardosche Th eorie<br />

der Grundrente, nicht nur das Smithsche Dogma, ›daß die Preise der Waren<br />

sich nur aus den zwei Teilen, aus dem Kapitalzins und dem Arbeitslohn, zusammensetzen‹<br />

(v. Kirchmann verwandelt den Mehrwert in ›Kapitalzins‹), sondern<br />

auch den Say-Ricardoschen Satz, daß Produkte nur mit Produkten gekauft<br />

werden und die Produktion ihren eigenen Absatz bilde, so daß, wo auf<br />

der einen Seite zuviel produziert zu sein scheine, auf der anderen Seite nur zuwenig<br />

produziert sei. Man sieht, v. Kirchmann folgt den Spuren der Klassiker,<br />

aber allerdings ist das eine ›deutsche Klassikerausgabe‹ – mit allerlei Wenn<br />

und Aber. So fi ndet v. Kirchmann zunächst, daß das Saysche Gesetz <strong>des</strong> natürlichen<br />

Gleichgewichts zwischen Produktion und Nachfrage ›die Wirklichkeit<br />

noch nicht erschöpfe‹, und er fügt hinzu: ›Es liegen noch andere Gesetze in dem<br />

Verkehr verborgen, welche die reine Verwirklichung dieser Sätze verhindern und<br />

durch deren Auffi ndung allein die gegenwärtige Überfüllung der Märkte erklärt<br />

werden kann, durch deren Auffi ndung aber vielleicht auch der Weg entdeckt<br />

werden kann, diesem großen Übel aus dem Wege zu gehen. Wir glauben,<br />

daß drei Verhältnisse in dem gegenwärtigen Systeme der Gesellschaft es<br />

sind, welche diese Widersprüche zwischen jenem unzweifelhaften Gesetze Says<br />

und der Wirklichkeit herbeiführen.‹ <strong>Die</strong>se Verhältnisse sind: die ›zu ungleiche<br />

Verteilung der Produkte‹ – hier neigt sich v. Kirchmann, wie wir sehen, in<br />

gewissem Maße dem Standpunkt Sismondis zu –, die Schwierigkeiten, welche<br />

die Natur der menschlichen Arbeit in der Rohproduktion bereitet, endlich<br />

die Mangelhaftigkeit <strong>des</strong> Handels als der vermittelnden Operation zwischen<br />

Pro duktion und Konsumtion. Ohne uns auf die beiden letzten ›Hindernisse‹<br />

<strong>des</strong> Sayschen Gesetzes näher einzulassen, betrachten wir die Argumentation<br />

v. Kirch manns im Zusammenhang mit dem ersten Punkt:<br />

›Das erste Verhältnis‹, erklärt er, ›kann kürzer dahin ausgedrückt werden,<br />

‚daß der Arbeitslohn zu niedrig steht’, daß daraus eine Stockung <strong>des</strong> Absatzes<br />

Geschichtliche Darstellung <strong>des</strong> Problems 141<br />

98 <strong>Die</strong> Kirchmannsche<br />

Beweisführung ist bei Rodbertus<br />

sehr ausführlich wörtlich zitiert.<br />

Ein vollständiges Exemplar der<br />

›Demokratischen Blätter‹ mit<br />

dem Originalaufsatz ist nach der<br />

Versicherung der Herausgeber<br />

Rodbertus’ nicht zu erlangen

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