Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
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Arbeiter und Unternehmer, allein v. Kirchmann hat dabei zu seinem Pech eine<br />
schwache Erinnerung bewahrt, daß zu jeglicher Produktion so etwas wie Werkzeuge<br />
und Rohstoff e gehören. Er schmuggelt auch in seinem ›Ort‹ unter den<br />
Nahrungsmitteln Rohstoff e und unter Möbeln Werkzeuge ein, es fragt sich aber<br />
alsdann, wem bei der allgemeinen Verteilung diese unverdaulichen Dinge zufallen:<br />
den Arbeitern als Lohn oder den Kapitalisten als Unternehmergewinn?<br />
Beide Teile würden sich wohl bedanken. Und unter solchen Voraussetzungen<br />
soll dann noch der Clou der Vorstellung stattfi nden: der Austausch zwischen<br />
den Arbeitern und den Unternehmern. Der grundlegende Austauschakt der kapitalistischen<br />
Produktion: der zwischen Lohnarbeitern und Kapitalisten, wird<br />
von v. Kirchmann aus dem Austausch zwischen lebendiger Arbeit und Kapital<br />
in einen Produktenaustausch verwandelt! Nicht der erste Akt: der Austausch<br />
zwi schen Arbeitskraft und variablem Kapital, sondern der zweite: die Realisierung<br />
<strong>des</strong> aus variablem Kapital erhaltenen Lohns, wird in den Mittelpunkt <strong>des</strong><br />
Getriebes gestellt und umgekehrt der ganze Warenaustausch der kapitalistischen<br />
Gesellschaft auf diese Realisierung <strong>des</strong> Arbeitslohns reduziert!<br />
Doch dann kommt das schönste: <strong>Die</strong>ser in den Brennpunkt <strong>des</strong> Wirtschaftslebens<br />
gerückte Austausch zwischen den Arbeitern und den Unternehmern ist bei näherem<br />
Zusehen gar keiner, er fi ndet überhaupt nicht statt. Denn nachdem alle<br />
Arbeiter ihren Lohn in Naturalien, und zwar in der Hälfte ihres eigenen<br />
Produkts erhalten haben, kann jetzt nur noch der Austausch unter den Arbeitern<br />
selbst stattfi nden, indem die einen ihren in lauter Kleidungsstücken, die anderen<br />
den in lauter Nahrungsmitteln und die dritten den in lauter Möbeln bestehenden<br />
Lohn nunmehr so untereinander austauschen, daß jeder Arbeiter seinen<br />
Lohn zu je einem Drittel in Nahrung, Kleidung und Möbeln realisiert. Mit<br />
Unter nehmern hat dieser Austausch nichts mehr zu tun. <strong>Die</strong>se sitzen ihrerseits<br />
mit ihrem Mehrwert, der in der Hälfte aller von der Gesellschaft hergestellten<br />
Kleider, Nahrungsmittel und Möbel besteht, da und wissen allerdings, drei<br />
Mann, die sie sind, nicht, ›wohin‹ mit dem Krempel. Doch gegen dieses von<br />
v. Kirch mann angerichtete Malheur würde auch keine noch so generöse<br />
Verteilung <strong>des</strong> Produkts etwas helfen. Im Gegenteil, je großer die Portion <strong>des</strong><br />
gesellschaftlichen Produkts, die den Arbeitern zugewiesen wäre, um so weniger<br />
hätten sie mit den Unternehmern bei ihrem Austausch zu tun, es würde nur der<br />
gegenseitige Austausch der Arbeiter untereinander an Umfang zunehmen. Allerdings<br />
würde auch der die Unternehmer bedrückende Haufen von Mehrprodukt<br />
entsprechend zusammenschmelzen, aber nicht etwa weil dadurch der Austausch<br />
dieses Mehrprodukts erleichtert, sondern nur weil der Mehrwert selbst abnehmen<br />
würde. Von einem Austausch <strong>des</strong> Mehrprodukts zwischen Arbeitern und<br />
Unternehmern könnte nach wie vor keine Rede sein. Man muß gestehen, daß<br />
die hier auf verhältnismäßig kleinem Raum zusammengetragene Anzahl von<br />
Kindereien und ökonomischen Absurditäten sogar jenes Maß übersteigt, das<br />
einem preußischen Staatsanwalt zugute gehalten werden darf – v. Kirchmann<br />
war bekanntlich Staatsanwalt, und zwar zu seinen Ehren ein disziplinarisch<br />
zwei mal gemaßregelter Staatsanwalt. Trotzdem geht v. Kirchmann nach seinen<br />
wenig versprechenden Präliminarien direkt auf die Sache los. Er sieht ein, daß<br />
die Unverwendbarkeit <strong>des</strong> Mehrwerts hier durch seine eigene Prämisse gegeben<br />
ist: durch die konkrete Gebrauchsgestalt <strong>des</strong> Mehrprodukts. Er läßt nun die Unternehmer<br />
mit der halben als Mehrwert angeeigneten gesellschaftlichen Arbeitsmenge<br />
nicht ›ordinäre Waren‹ für die Arbeiter, sondern Luxuswaren herstellen.<br />
144 Geschichtliche Darstellung <strong>des</strong> Problems