Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
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215 ›Presque toujours, le père<br />
de famille en mourant recommande<br />
à ses <strong>des</strong>cendants de vivre dans<br />
l’indivision, suivant l’exemple de<br />
leurs aïeux t’est là sa dernière exhortation<br />
et son vœu le plus cher.‹<br />
(A. Hanotaux et A. Letourneux: La<br />
Kabylie et les coutumes Kabyles<br />
Bd.1; Droit civil, 1873, S.468 —473)<br />
<strong>Die</strong> Verfasser bringen es übrigens<br />
fertig, die oben wiedergegebene<br />
frappante Schilderung <strong>des</strong> Groß familienkommunismus<br />
mit der folgenden<br />
Sentenz einzuleiten: ›Dans la<br />
ruche laborieuse de la famille associée,<br />
tous sont réunis dans un but<br />
commun, tous travaillent dans un<br />
intérêt général; mais nul n’abdique<br />
sa liberté et ne renonce à ses droits<br />
héréditaires. Chez aucune nation on<br />
ne trouve de combinaison qui soit<br />
plus près de l’égalité et plus loin du<br />
communisme!‹<br />
A Tabellarische Darstellung vom<br />
bC zur besseren Übersicht; 1 Hektar<br />
entspricht 0,01 Quadratkilometer,<br />
oder 1 Quadratkilometer [km 2]<br />
100 Hektar; die aufgeführte Gesamt<br />
fläche zählt 40 000 000 Hektar<br />
oder 400 000 km 2, wovon<br />
230 000 km 2 oder 57,5 Prozent<br />
Ödland sind; bei R.L. als Fließtext.<br />
besorgten. War der Kreis der Personen zu groß, dann wurden allmonatlich die<br />
Nahrungsmittel vom Vorstand in rohem Zustand bei Beobachtung strenger<br />
Gleichheit unter die Einzelfamilien verteilt und von diesen zubereitet. Engste<br />
Bande der Solidarität, gegenseitiger Hilfe und Gleichheit umspannten diese<br />
Gemeinwesen, und die Patriarchen pfl egten sterbend den Söhnen das treue<br />
Festhalten am Familienverband als letztes Vermächtnis ans Herz zu legen.²¹⁵<br />
Schon die türkische Herrschaft, die sich im 16. Jahrhundert in Algerien<br />
etablierte, hatte ernste Eingriff e in diese sozialen Verhältnisse gemacht. Freilich<br />
war es nur eine später von den Franzosen erfundene Fabel, daß die Türken sämtlichen<br />
Grund und Boden für den Fiskus konfi sziert hätten. <strong>Die</strong>se wilde Phantasie,<br />
die nur den Europäern einfallen konnte, befand sich im Widerspruch mit der<br />
ganzen ökonomischen Grundlage <strong>des</strong> Islams und seiner Bekenner. Im Gegenteil,<br />
die Grundbesitzverhältnisse der Dorfgemeinden und der Großfamilien wurden<br />
von den Türken im allgemeinen nicht angetastet. Nur ein großer Teil unbebauter<br />
Ländereien wurde von ihnen als Staatsdomäne den Geschlechtern gestohlen<br />
und unter den türkischen Lokalverwaltern in Beyliks verwandelt, die zum Teil<br />
direkt von Staats wegen mit eingeborenen Arbeitskräften bewirtschaftet, zum<br />
Teil gegen Zins oder Naturalleistungen in Pacht gegeben wurden. Daneben benutzten<br />
die Türken jede Meuterei der unterworfenen Geschlechter und jede<br />
Verwirrung im Lande, um durch umfassende Landkonfi skationen die fi skalischen<br />
Besitzungen zu vergrößern und darauf Militärkolonien zu gründen oder<br />
die konfi szierten Guter öff entlich zu versteigern, wobei sie meist in die Hände<br />
von türkischen und anderen Wucherern gerieten. Um den Konfi skationen<br />
und dem Steuerdruck zu ent gehen, begaben sich viele Bauern, genau<br />
wie in Deutschland im Mittelalter, unter den Schutz der Kirche, die auf diese<br />
Weise zum obersten Grundherrn über ansehnliche Strecken Lan<strong>des</strong> wurde.<br />
Schließlich stellten die Besitzverhältnisse Algeriens nach all diesen wechselvollen<br />
Geschicken zur Zeit der französischen Eroberung das folgende Bild dar:<br />
1 500 000 Hektar Land umfaßten die Domänen,<br />
3 000 000 Hektar unbenutztes Land waren gleichfalls dem Staate<br />
unterstellt als ›Gemeineigentum aller Rechtgläubigen‹<br />
(Bled-el-Islam); das Privateigentum umfaßte<br />
3 000 000 Hektar, die sich noch von römischen Zeiten her<br />
im Besitze der Berber befanden, und<br />
1 500 000 Hektar, die unter der türkischen Herrschaft in Privathände<br />
übergegangen waren. In ungeteiltem Gemeineigentum der<br />
arabischen Geschlechter verblieben danach nur noch<br />
5 000 000 Hektar Land. Was die Sahara betriff t, so befanden sich<br />
darin zirka<br />
3 000 000 Hektar brauchbaren Lan<strong>des</strong> im Bereiche der Oasen teils<br />
in ungeteiltem Großfamilienbesitz, teils in Privatbesitz.<br />
<strong>Die</strong> übrigen<br />
23 000 000 Hektar stellten meist Ödland dar. A<br />
<strong>Die</strong> Franzosen begannen, nachdem sie Algerien in ihre Kolonie verwandelt<br />
hatten, mit großem Tamtam ihr Werk der Zivilisierung. War doch Algerien,<br />
nachdem es anfangs <strong>des</strong> 18. Jahrhunderts die Abhängigkeit von der Türkei abgestreift<br />
hatte, ein freies Seeräubernest geworden, welches das Mittelmeer unsicher<br />
246 <strong>Die</strong> geschichtlichen Bedingungen der <strong>Akkumulation</strong>