Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
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Dritter Abschnitt<br />
<strong>Die</strong> geschichtlichen Bedingungen der <strong>Akkumulation</strong><br />
Fünfundzwanzigstes Kapitel<br />
Widersprüche <strong>des</strong> Schemas der erweiterten Reproduktion<br />
Wir haben im ersten Abschnitt festgestellt, daß das Marxsche<br />
Schema der <strong>Akkumulation</strong> auf die Frage, für wen die erweiterte Reproduktion<br />
eigent lich stattfi nde, keine Antwort gibt. Nimmt man das Schema wörtlich<br />
so, wie es im zweiten Bande am Schluß entwickelt ist, dann erweckt es den<br />
Anschein, als ob die kapitalistische Produktion ausschließlich selbst ihren gesamten<br />
Mehrwert realisierte und den kapitalisierten Mehrwert für die eigenen<br />
Bedürfnisse verwendete. <strong>Die</strong>s bestätigt Marx durch seine Analyse <strong>des</strong> Schemas,<br />
in der er den wiederholten Versuch macht, die Zirkulation dieses Schemas lediglich<br />
mit Geldmitteln, d. h. mit der Nachfrage der Kapitalisten und der Arbeiter zu<br />
bestreiten, ein Versuch, der ihn schließlich dazu führt, den Goldproduzenten als<br />
Deus ex machina in die Reproduktion einzuführen. Es kommt noch jene hochwichtige<br />
Stelle im ersten Band <strong>des</strong> ›<strong>Kapitals</strong>‹ hinzu, die in demselben Sinne gedeutet<br />
werden muß: ›Zunächst muß die Jahresproduktion alle die Gegenstände<br />
(Gebrauchswerte) liefern, aus denen die im Lauf <strong>des</strong> Jahres verbrauchten sachlichen<br />
Bestandteile <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> zu ersetzen sind. Nach Abzug dieser bleibt das<br />
Netto- oder Mehrprodukt, worin der Mehrwert steckt. Und woraus besteht dies<br />
Mehrprodukt? Vielleicht in Dingen, bestimmt zur Befriedigung der Bedürfnisse<br />
und Gelüste der Kapitalistenklasse, die also in ihren Konsumtionsfonds eingehn?<br />
Wäre das alles, so würde der Mehrwert verjubelt bis auf die Hefen, und<br />
es fände bloß einfache Reproduktion statt.<br />
Um zu akkumulieren, muß man einen Teil <strong>des</strong> Mehrprodukts in Kapital<br />
verwandeln. Aber, ohne Wunder zu tun, kann man nur solche Dinge in Kapital<br />
verwandeln, die im Arbeitsprozeß verwendbar sind. d. h. Produktionsmittel, und<br />
<strong>des</strong> ferneren Dinge, von denen der Arbeiter sich er halten kann, d. h.<br />
Lebensmittel. Folglich muß ein Teil der jährlichen Mehrarbeit verwandt worden<br />
sein zur Herstellung zusätzlicher Produktions- und Lebensmittel, im Überschuß<br />
über das Quantum, das zum Ersatz <strong>des</strong> vorgeschossenen <strong>Kapitals</strong> erforderlich<br />
war. Mit einem Wort: der Mehrwert ist nur <strong>des</strong>halb in Kapital verwandelbar,<br />
weil das Mehrprodukt, <strong>des</strong>sen Wert er ist, bereits die sachlichen Bestandteile<br />
eines neuen <strong>Kapitals</strong> enthält.‹ a<br />
Hier werden für die <strong>Akkumulation</strong> folgende Bedingungen aufgestellt:<br />
1. Der Mehrwert, der kapitalisiert werden soll, kommt von vornherein<br />
in der Naturalgestalt <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> (als zuschüssige Produktionsmittel<br />
und zuschüssige Lebensmittel der Arbeiter) zur Welt.<br />
2. <strong>Die</strong> Erweiterung der kapitalistischen Produktion wird vollzogen ausschließlich<br />
mit eigenen (kapitalistisch produzierten) Produktionsmitteln<br />
und Lebensmitteln.<br />
3. Der Umfang der jeweiligen Produktionserweiterung (<strong>Akkumulation</strong>)<br />
ist von vornherein durch den Umfang <strong>des</strong> je<strong>des</strong>maligen zu kapitalisierenden)<br />
Mehrwerts gegeben; sie kann nicht größer sein, da sie an die<br />
<strong>Die</strong> geschichtlichen Bedingungen der <strong>Akkumulation</strong> 211<br />
a Karl Marx: Das Kapital. Erster<br />
Band. In: Karl Marx/Friedrich<br />
Engels: Werke. Bd.23, S.606/607.