Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
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übertragen werden in II m, ob dies nun in notwendigen Lebensmitteln oder<br />
in Luxusmitteln existiere, und dagegen entsprechender Warenwert übertragen<br />
werden aus II m in II c. Resultat: Ein Teil <strong>des</strong> Mehrwerts wird als Geldschatz<br />
aufgespeichert.‹³¹ Das Resultat ist seltsam genug. Indem wir die Reproduktion<br />
bloß <strong>des</strong> jährlichen Verschleißes <strong>des</strong> Geldmaterials berücksichtigt haben, ergab<br />
sich plötzlich Aufschatzung <strong>des</strong> Gel<strong>des</strong>, also ein Überschuß an Geldmaterial.<br />
<strong>Die</strong>ser Überschuß entsteht – man weiß nicht weshalb – auf Kosten der <br />
Kapitalisten der Lebensmittelabteilung, die sich kasteien sollen, nicht etwa, um<br />
ihre eigene Mehrwertproduktion zu erweitern, sondern damit Lebensmittel genug<br />
da sind für die Arbeiter der Goldproduktion.<br />
Für diese christliche Tugend werden aber die Kapitalisten der Abteilung<br />
II schlecht genug belohnt. Nicht bloß können sie trotz ›Abstinenz‹ keine<br />
Erweiterung ihrer Produktion vornehmen, sondern sie sind nicht einmal in<br />
der Lage, ihre Produktion im früheren Umfang in Angriff zu nehmen. Denn<br />
mag der entsprechende ›Warenwert‹ auch aus II m in II c übertragen werden,<br />
es kommt nicht bloß auf Wert, sondern auf sachliche, konkrete Gestalt dieses<br />
Wertes an, und da jetzt ein Teil <strong>des</strong> Produkts von I in Geld besteht, das nicht<br />
als Produktionsmittel gebraucht werden kann, so kann II trotz Abstinenz sein<br />
konstantes Kapital sachlich nicht in vollem Umfange erneuern. Und so wäre die<br />
Voraussetzung <strong>des</strong> Schemas – einfache Reproduktion – nach zwei Richtungen<br />
verletzt: Aufschatzung <strong>des</strong> Mehrwerts und Defi zit <strong>des</strong> konstanten <strong>Kapitals</strong>.<br />
<strong>Die</strong>se von Marx erzielten Resultate beweisen selbst, daß die Goldproduktion<br />
unmöglich in einer der beiden Abteilungen seines Schemas untergebracht werden<br />
kann, ohne das Schema selbst umzuschmeißen. <strong>Die</strong>s schon auf Grund <strong>des</strong><br />
ersten Austausches zwischen den Abteilungen I und II. <strong>Die</strong> Untersuchung über<br />
den Austausch von neuproduziertem Gold innerhalb <strong>des</strong> konstanten <strong>Kapitals</strong><br />
der Abteilung I, die sich Marx vorgenommen hatte, fand sich im Manuskript<br />
nicht, wie Fr. Engels (Kap. II, S. 449, Fußnote 55 [Karl Marx: Das Kapital.<br />
Zweiter Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 24, S. 469]) hervorhebt.<br />
Sie hätte die Unzuträglichkeiten noch gesteigert. Übrigens bestätigt<br />
Marx selbst unsere Auff assung und erschöpft die Frage mit zwei Worten, wenn<br />
er so knapp wie treff end sagt: ›Geld an sich selbst ist kein Element der wirklichen<br />
Reproduktion.‹³²<br />
Eine Darstellung der Geldproduktion als gesonderte dritte Abteilung<br />
der gesellschaftlichen Gesamtproduktion hat noch einen gewichtigen Grund.<br />
Das Marxsche Schema der einfachen Reproduktion hat Geltung als Grundlage<br />
und Ausgangspunkt <strong>des</strong> Reproduktionsprozesses nicht bloß für kapitalistische,<br />
sondern – mutatis mutandis – auch für jede geregelte planmäßige Wirtschafts<br />
ordnung, z. B. für die sozialistische. <strong>Die</strong> Geldproduktion hingegen<br />
fällt mit der Warenform der Produkte, d. h. mit dem Privateigentum an Produktionsmitteln,<br />
weg. Sie bildet die ›falschen Kosten‹ der anarchischen Wirtschaftsweise<br />
<strong>des</strong> Kapitalismus, eine spezifi sche Last der privatwirtschaftlichen<br />
Gesellschaft, die in der jährlichen Ausgabe einer beträchtlichen Arbeitsmenge<br />
zur Herstellung von Produkten zum Ausdruck kommt, Produkte, die<br />
weder als Produktionsmittel noch als Konsummittel dienen. <strong>Die</strong>se spezifi sche<br />
Arbeitsausgabe der kapitalistisch produzierenden Gesellschaft, die in einer gesellschaftlich<br />
geregelten Wirtschaft in Wegfall kommt, fi ndet am exaktesten<br />
Ausdruck als gesonderte Abteilung im allgemeinen Reproduktionsprozeß <strong>des</strong><br />
Gesamtkapitals. Es ist dabei ganz gleichgültig, ob wir uns ein Land vorstellen,<br />
Das Problem der Reproduktion 51<br />
31 Das Kapital, Bd. II. S.448<br />
[Karl Marx: Das Kapital, Zweiter<br />
Band. In: Karl Marx/Friedrich<br />
Engels: Werke, Bd.24, S.468]<br />
Kasteien können sich I und II,<br />
beide mit und ohne Verschleiß,<br />
nämlich:<br />
II 2 000 c (1 980 Pm + 20 g) →<br />
I 1 005 v + I 995 m, verbleiben in I<br />
an Pm {4 020 + 10 g}. Da die 10 g<br />
unmittelbar auch Geld sind, kann<br />
I bei II kaufen, II muß aber nicht<br />
verkaufen. Merkwürdig ist jedoch,<br />
daß auch das Gold, die Materiatur<br />
<strong>des</strong> Gel<strong>des</strong>, weder als Geld, noch<br />
als Rohstoff in beliebiger Menge<br />
in das Schema paßt. Jedenfalls ist<br />
in den genannten Proportionen<br />
eine Erneuerung <strong>des</strong> konstanten<br />
<strong>Kapitals</strong> in I und II möglich, lediglich<br />
bleibt ein bestimmter Teil –<br />
hier v g + m g – <strong>des</strong> Mehrprodukts<br />
als Goldschatz übrig, c g muß in<br />
Naturalform ersetzt werden; dafür<br />
Gold in II als Rohmaterial (Pm).<br />
32 Das Kapital, Bd. II. S.466<br />
[Karl Marx: Das Kapital, Zweiter<br />
Band. In: Karl Marx/Friedrich<br />
Engels: Werke, Bd.24, S.486]<br />
Seit Aufhebung der Metallbindung<br />
(Goldbindung) der ›Leitwährung‹<br />
($ US) 1971 kann das mehr<br />
oder weniger auch vom kapitalistischen<br />
System gesagt werden. Es<br />
wird keine spezifische Geldware<br />
mehr produziert, jedenfalls nicht<br />
in nennenswertem Umfang. Das<br />
Prägerecht, die Münze, wo jedermann<br />
sein Edelmetall zu Geld<br />
hat schlagen lassen können, ist<br />
seit über 100 Jahren bereits abgeschafft.<br />
<strong>Die</strong> Produktion von<br />
Edelmetallen u. ä. ist <strong>des</strong>halb nicht<br />
zurückgegangen.