02.01.2013 Aufrufe

Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Reproduktion. Es fragt sich vielmehr: Für wen produzieren die Kapitalisten,<br />

wenn und soweit sie nicht selbst konsumieren, sondern ›entsagen‹, d. h. akkumulieren?<br />

Noch weniger kann die Erhaltung einer immer größeren Armee von<br />

Arbeitern der Zweck der ununterbrochenen Kapitalakkumulation sein. <strong>Die</strong><br />

Konsumtion der Arbeiter ist kapitalistisch eine Folge der <strong>Akkumulation</strong>, niemals<br />

ihr Zweck und ihre Voraussetzung, wenn anders die Grundlagen der kapitalistischen<br />

Produktion nicht auf den Kopf gestellt werden sollen. Und jedenfalls<br />

können die Arbeiter stets nur den Teil <strong>des</strong> Produkts konsumieren, der<br />

dem variablen Kapital entspricht, kein Jota darüber hinaus. Wer realisiert also<br />

den beständig wachsenden Mehrwert. Das Schema antwortet: die Kapitalisten<br />

selbst und nur sie. Und was fangen sie mit ihrem wachsenden Mehrwert an? Das<br />

Schema antwortet: Sie gebrauchen ihn, um ihre Produktion immer mehr zu erweitern.<br />

<strong>Die</strong>se Kapitalisten sind also Fanatiker der Produktionserweiterung um<br />

der Produktionserweiterung willen. Sie lassen immer neue Maschinen bauen,<br />

um damit immer wieder neue Maschinen zu bauen. Was wir aber auf<br />

diese Weise bekommen, ist nicht eine Kapitalakkumulation, sondern eine wachsende<br />

Produktion von Produktionsmitteln ohne jeden Zweck, und es gehört<br />

die Tugan-Baranowskische Kühnheit und Freude an Paradoxen dazu, um anzunehmen,<br />

dieses unermüdliche Karussell im leeren Luftraum könne ein treues<br />

theoretisches Spiegelbild der kapitalistischen Wirklichkeit und eine wirkliche<br />

Konsequenz der Marxschen Lehre sein.¹⁹²<br />

Außer dem gleich im Anfang abgebrochenen Entwurf der Analyse der erweiterten<br />

Reproduktion, den wir im zweiten Bande <strong>des</strong> ›<strong>Kapitals</strong>‹ vorfi nden, hat<br />

Marx seine allgemeine Auff assung von dem charakteristischen Gang der kapitali<br />

stischen <strong>Akkumulation</strong> in seinem ganzen Werke, namentlich im dritten Bande,<br />

sehr ausführlich und deutlich niedergelegt. Und man braucht sich nur in diese<br />

Auff assung hineinzudenken, um das Unzulängliche <strong>des</strong> Schemas am Schluß <strong>des</strong><br />

zweiten Ban<strong>des</strong> ohne Mühe einzusehen.<br />

Prüft man das Schema der erweiterten Reproduktion gerade vom Standpunkte<br />

der Marxschen Th eorie, so muß man fi nden, daß es sich mit ihr in mehreren<br />

Hinsichten im Widerspruch befi ndet.<br />

Vor allem berücksichtigt das Schema die fortschreitende Produktivität der<br />

Arbeit gar nicht. Es setzt nämlich von Jahr zu Jahr trotz der <strong>Akkumulation</strong> dieselbe<br />

Zusammensetzung <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>, d. h. dieselbe technische Grundlage <strong>des</strong><br />

Produktionsprozesses voraus. <strong>Die</strong>ses Verfahren ist an sich, behufs Vereinfachung<br />

der Analyse, vollkommen zulässig. Das Absehen von den Verschiebungen der<br />

Technik, die dem Prozeß der Kapitalakkumulation parallel laufen und von ihm<br />

unzertrennlich sind, muß jedoch wenigstens hinterher in Betracht gezogen, angerechnet<br />

werden, wo man die konkreten Bedingungen der Realisierung <strong>des</strong> gesellschaftlichen<br />

Gesamtprodukts und der Reproduktion untersucht. Zieht man<br />

aber die Fortschritte der Produktivität der Arbeit in Betracht, dann folgt daraus,<br />

daß die sachliche Masse <strong>des</strong> gesellschaftlichen Produkts – Produktionsmittel<br />

wie Konsumtionsmittel – noch viel rascher wächst als seine Wertmasse, wie<br />

das Schema anzeigt. <strong>Die</strong> andere Seite dieses Anwachsens der Masse der Gebrauchswerte<br />

ist aber auch eine Verschiebung der Wertverhältnisse. Nach der<br />

zwingenden Beweisführung Marxens, die einen der Ecksteine der Th eorie bildet,<br />

äußert sich die fortschreitende Entwicklung der Produktivität der Arbeit darin,<br />

daß bei zunehmender Kapital akkumulation die Zusammensetzung <strong>des</strong><br />

<strong>Die</strong> geschichtlichen Bedingungen der <strong>Akkumulation</strong> 215<br />

Ein Grund zur <strong>Akkumulation</strong> fällt<br />

bei dieser en-bloc-Betrachtung<br />

etwas aus dem Gesichtskreis: die<br />

Konkurrenz. Aus dem Blickwinkel<br />

<strong>des</strong> Einzelkapitals ist eine Steigerung<br />

der Arbeitsproduktivität<br />

wegen billigerer Produkte, ›wohlfeilerer‹<br />

Waren, ›unvermeidbar‹,<br />

zwingend, was sich in einer<br />

zyk lisch höheren organischen<br />

Zusammensetzung<br />

[c1 : v2 < c2 : v2 < … < cn : vn] <strong>des</strong><br />

<strong>Kapitals</strong> ausdrückt. In aller Regel<br />

entspricht dies einem größeren,<br />

›akkumulierten‹ Kapital. So wie<br />

die einfache Reproduktion ›nur‹<br />

Theorem, so die erweiterte, solange<br />

die organische Zusammensetzung<br />

als gleichbleibend unterstellt wird<br />

[c1 : v2 = c2 : v2 = … = cn : vn]. <strong>Die</strong><br />

Untersuchung der Möglichkeit eines<br />

Prozesses und seiner Wirklichkeit ist<br />

nicht dasselbe wie die der Antriebe<br />

seiner einzelnen Betreiber.<br />

Deshalb: ›Wir haben hier<br />

bloß die Formen zu betrachten, die<br />

das Kapi tal in seinen verschiednen<br />

Fortent wicklungen durchmacht. Es<br />

sind also die reellen Ver hältnisse<br />

nicht entwickelt … ‹ [Anm.191,<br />

S.213]. Somit ist die Frage: ›Für<br />

wen produzieren die Kapitalisten …‹<br />

an dieser Stelle ausgeschlossen,<br />

ebenso wie die einfache Antwort<br />

darauf.<br />

192 ›Es sind nie die originellen<br />

Denker, welche die absurden<br />

Konsequenzen ziehn. Sie überlassen<br />

das den Says und MacCullochs.‹<br />

Das Kapital, Bd. II, S.365 [Karl<br />

Marx: Das Kapital, Zweiter Band. In:<br />

Karl Marx/Friedrich Engels: Werke,<br />

Bd.24, S.389]. Und den – Tugan-<br />

Baranowskis, fügen wir hinzu.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!