Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
welche er zur Ausführung seiner Arbeit bedarf. Noch weniger besitzt er die<br />
kostbaren Maschinen, welche seine Arbeit erleichtert und unendlich produktiver<br />
gemacht haben. Der Reiche, welcher diese Nahrungsmittel, diese Rohstoff e,<br />
diese Maschinen besitzt, kann sich selbst der Arbeit enthalten, da er ja in gewissem<br />
Sinne Herr der Arbeit <strong>des</strong>sen ist, dem er die Mittel zur Arbeit liefert.<br />
Als Entgelt für die Vorteile, welche er dem Arbeiter zur Verfügung gestellt<br />
hat, nimmt er für sich vorweg den größten Teil der Früchte der Arbeit.‹<br />
<strong>Die</strong>s ist der Kapitalgewinn. Das, was von dem Reichtum nach der zweimaligen<br />
Abschöpfung durch den Grundbesitzer und den Kapitalisten übrigbleibt,<br />
ist Arbeitslohn, Einkommen <strong>des</strong> Arbeiters. Und Sismondi fügt hinzu: ›Er verzehrt<br />
es, ohne daß es sich erneuert.‹ Sismondi stellt hier beim Lohn – ebenso<br />
wie bei der Rente – das Sich-nicht-wieder-Erneuern als das Merkmal <strong>des</strong><br />
Einkommens – im Unterschied vom Kapital auf. <strong>Die</strong>s ist jedoch nur in bezug<br />
auf die Rente und den konsumierten Teil <strong>des</strong> Kapitalgewinns richtig; der<br />
als Lohn verzehrte Teil <strong>des</strong> gesellschaftlichen Produkts hingegen erneuert sich<br />
wohl: in der Arbeitskraft <strong>des</strong> Lohnarbeiters – für ihn selbst als die Ware, die<br />
er stets von neuem auf den Markt bringen kann, um von ihrem Verkauf zu leben,<br />
und für die Gesellschaft als die sachliche Gestalt <strong>des</strong> variablen <strong>Kapitals</strong>, die<br />
bei der jährlichen Gesamtreproduktion stets wiedererscheinen muß, wenn die<br />
Reproduktion nicht ein Defi zit erleiden soll.<br />
Doch so weit, so gut. Wir haben bis jetzt nur zwei Tatsachen erfahren:<br />
<strong>Die</strong> Produktivität der Arbeit erlaubt die Ausbeutung der Arbeitenden durch<br />
Nichtarbeitende. die Trennung der Arbeitenden von den Produktionsmitteln<br />
macht die Ausbeutung der Arbeitenden zur tatsächlichen Grundlage der Teilung<br />
<strong>des</strong> Einkommens. Was jedoch Einkommen, was Kapital ist, wissen wir noch immer<br />
nicht, und Sismondi geht daran, es aufzuklären. Wie es Leute gibt, die nur<br />
tanzen können, wenn sie von der Ofenecke aus anfangen, so muß Sismondi<br />
immer wieder von seinem Robinson den Anlauf nehmen. ›In den Augen <strong>des</strong><br />
Einzelmenschen … war aller Reichtum nichts anderes als ein Vorrat, aufgesammelt<br />
für den Augenblick <strong>des</strong> Bedürfnisses. In<strong>des</strong>sen unterschied auch er schon<br />
zwei Dinge bei dieser Aufbewahrung; einen Teil, welchen er aufbewahrte, um<br />
ihn später für seinen unmittelbaren oder nahezu unmittelbaren Gebrauch zu<br />
verwenden, und einen anderen, den er bestimmt hatte zur Verwendung für eine<br />
neue Produktion. So sollte ein Teil seines Getrei<strong>des</strong> ihn bis zur künftigen Ernte<br />
ernähren, ein anderer Teil, welchen er zur Aussaat bestimmt hatte, sollte im folgenden<br />
Jahre Frucht tragen. <strong>Die</strong> Bildung der Gesellschaft und die Einführung<br />
<strong>des</strong> Tausches gestattete fast bis ins unendliche die Vermehrung dieser Aussaat,<br />
dieses fruchtbringenden Teils <strong>des</strong> angesammelten Reichtums: <strong>Die</strong>s heißt man<br />
Kapital.‹<br />
<strong>Die</strong>s heißt man nur Galimathias. Nach Analogie der Aussaat identifi ziert<br />
hier Sismondi Produktionsmittel mit Kapital, was in zweifacher Hinsicht falsch<br />
ist. Erstens sind die Produktionsmittel nicht an sich, son dern nur unter<br />
ganz bestimmten historischen Verhältnissen Kapital, zweitens ist der Begriff<br />
<strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> mit Produktionsmitteln nicht erschöpft. In der kapitalistischen<br />
Gesellschaft – alles andere, was Sismondi außer acht gelassen, vorausgesetzt –<br />
sind Produktionsmittel nur ein Teil <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>, nämlich konstantes Kapital.<br />
Was Sismondi hier aus dem Konzept gebracht hat, ist off enbar der<br />
Versuch, den Begriff <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> mit sachlichen Gesichtspunkten der gesellschaftlichen<br />
Reproduktion in Zusammenhang zu bringen. Solange er oben den<br />
Geschichtliche Darstellung <strong>des</strong> Problems 107