Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
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127 l.c., Bd. II, S.156<br />
innerhalb dieser Produktion darstellt. <strong>Die</strong> ›fallende Lohnquote‹ auf dem Wege<br />
der Gesetzgebung beseitigen heißt also soviel, wie das Existenzmotiv der kapitalistischen<br />
Wirtschaft ausschalten, ihr Lebensprinzip unterbinden wollen. Man<br />
stelle sich aber die Sache konkret vor. Der einzelne Kapitalist wie die kapitalistische<br />
Gesellschaft im ganzen kennt ja überhaupt den Wert der Produkte als<br />
eine Summe gesellschaftlich notwendiger Arbeit nicht und ist gar nicht imstande,<br />
ihn so zu fassen. Der Kapitalist kennt ihn nur in der abgeleiteten und<br />
durch die Konkurrenz auf den Kopf gestellten Form der Produktionskosten.<br />
Wäh rend der Wert <strong>des</strong> Produkts in die Wertteile c + v + m zerfällt, setzen<br />
sich die Produktionskosten im Bewußtsein <strong>des</strong> Kapitalisten umgekehrt aus<br />
c + v + m zusammen Und zwar stellen sich ihm auch diese in der verschobenen<br />
und abgeleiteten Form dar 1. als Verschleiß seines fi xen <strong>Kapitals</strong>, 2. als<br />
seine Auslagen an zirkulierendem Kapital einschließlich der Auslagen für Löhne<br />
der Arbeiter, 3. als die ›übliche‹, d. h. durchschnittliche Profi trate auf sein gesamtes<br />
Kapital. Wie soll nun der Kapitalist, sagen wir, durch ein Gesetz im<br />
Rodbertusschen Sinne gezwun gen, eine ›feste Lohnquote‹ gegenüber<br />
dem gesamten Produktwert einhalten? Der Einfall ist genauso geistreich, wie<br />
wenn man durch Gesetz fi xieren wollte, bei der Herstellung aller Waren dürfe<br />
der Rohstoff nie mehr oder weniger als ein Drittel <strong>des</strong> Gesamtpreises der Waren<br />
ausmachen. Es ist klar, daß die Hauptidee Rodbertus’, auf die er stolz war und<br />
baute wie auf eine neue archimedische Entdeckung und mit der er die kapitalistische<br />
Produktion radikal kurieren wollte, von allen Standpunkten der kapitalistischen<br />
Produktionsweise ein barer, blühender Unsinn ist, zu dem man aber<br />
auch nur aus jener Konfusion über die Werttheorie heraus gelangen konnte,<br />
die bei Rodbertus in dem unvergleichlichen Satze kulminiert, ›das Produkt<br />
müsse jetzt (in der kapitalistischen Gesellschaft – R.L.) so Tauschwert haben,<br />
wie es in der antiken Wirtschaft Gebrauchswert haben mußte‹.¹²⁷ In der antiken<br />
Gesellschaft mußten Brot und Fleisch gegessen werden, damit man von<br />
ihnen leben konnte, jetzt aber wird man schon satt, wenn man den Preis von<br />
Fleisch und Brot weiß! Was jedoch am deutlichsten aus der fi xen Idee der ›fi xen<br />
Lohnquote‹ bei Rodbertus herausschaut, ist seine völlige Unfähigkeit, die kapitalistische<br />
<strong>Akkumulation</strong> zu begreifen.<br />
Man hat schon aus den früheren Zitaten entnehmen können, daß er,<br />
im Einklang mit der verkehrten Vorstellung, der Zweck der kapitalistischen<br />
Pro duktion sei die Herstellung von Konsumgegenständen zur Befriedigung<br />
›mensch licher Bedürfnisse‹, ausschließlich die einfache Reproduktion im Auge<br />
hat. Spricht er doch immer nur vom ›Ersatz <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>‹ und von der Notwendigkeit,<br />
die Kapitalisten zu befähigen, ›ihre Betriebe in dem bisherigen Umfange‹<br />
fortzusetzen. Seine Hauptidee wendet sich aber direkt gegen die <strong>Akkumulation</strong><br />
<strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>. <strong>Die</strong> Mehrwertrate fi xieren, ihr Wachstum verhindern heißt die<br />
<strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> lahmlegen. In der Tat war für Sismondi wie für<br />
v. Kirchmann die Frage <strong>des</strong> Gleichgewichts zwischen Produktion und Konsumtion<br />
eine Frage der <strong>Akkumulation</strong>, d. h. der erweiterten kapitalistischen<br />
Reproduktion. Beide leiteten die Störungen in dem Gleichgewicht der Reproduktion<br />
von der <strong>Akkumulation</strong> her, deren Möglichkeit beide verneinten. Nur<br />
daß der eine als Mittel dagegen die Dämpfung der Produktivkräfte überhaupt,<br />
während der andere ihre steigende Verwendung in der Luxusproduktion, das<br />
restlose Verzehren <strong>des</strong> Mehrwerts empfahl. Rodbertus geht auch hier seine<br />
eigenen Wege. Während jene mit mehr oder weniger Erfolg die Erscheinung<br />
162 Geschichtliche Darstellung <strong>des</strong> Problems