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Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

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fortwährende qualitative Wechsel in der Zusammensetzung <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> bildet<br />

die spezifi sche Erscheinungsform der <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>, d. h. der erweiterten<br />

Reproduktion auf kapitalistischer Basis. ³⁴<br />

<strong>Die</strong> andere Seite dieser beständigen Verschiebung im Verhältnis <strong>des</strong><br />

konstanten zum variablen Kapitalteil ist das, was Marx die Bildung der relativen,<br />

d. h. für die mittleren Verwertungsbedürfnisse <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> überschüssigen,<br />

daher überfl üssigen oder Zuschuß-Arbeiterbevölkerung nennt. <strong>Die</strong> Produktion<br />

dieser stets vorrätigen Reserve nichtbeschäftigter Industriearbeiter (hier im weite<br />

ren Sinne, mit Einschluß der Proletarier, die unter dem Kommando <strong>des</strong> Handels<br />

kapitals stehen), die ihrerseits die notwendige Voraussetzung der plötzlichen<br />

Ausdehnungen der Produktion in den Zeiten der Hochkonjunktur bildet, ist in<br />

die spezifi schen Bedingungen der <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> eingeschlossen.|³⁵|<br />

Folgende vier Momente der erweiterten Reproduktion haben wir also aus<br />

der <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> Einzelkapitals abzuleiten:<br />

1. Umfang der erweiterten Reproduktion ist in gewissen Grenzen<br />

unabhängig von dem Wachstum <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> und kann über dasselbe<br />

hin ausgehen. <strong>Die</strong> Methoden, die hierzu führen, sind: Erhöhung der<br />

Aus beu tung der Arbeitskraft und der Naturkräfte, Erhöhung der<br />

Produktivität der Arbeit (in letzterer eingeschlossen die Erhöhung der<br />

Wirk samkeit <strong>des</strong> fi xen Kapitalteils).<br />

2. Ausgangspunkt jeder wirklichen <strong>Akkumulation</strong> ist Teilung <strong>des</strong> zu kapitalisierenden<br />

Teils <strong>des</strong> Mehrwerts in konstantes und variables Kapital.<br />

3. <strong>Die</strong> <strong>Akkumulation</strong> als gesellschaftlicher Prozeß wird begleitet von einer<br />

ständigen Verschiebung im Verhältnis <strong>des</strong> konstanten <strong>Kapitals</strong> zum<br />

va riablen, wobei der in toten Produktionsmitteln ausgelegte Kapi talteil<br />

im Verhältnis zu dem in Löhnen ausgelegten ständig wächst.<br />

4. <strong>Die</strong> andere Begleiterscheinung und Bedingung <strong>des</strong> <strong>Akkumulation</strong>spro<br />

zesses ist Bildung der industriellen Reservearmee.<br />

<strong>Die</strong>se schon der Reproduktionsbewegung <strong>des</strong> Einzelkapitals abgewonnenen<br />

Momente sind ein enormer Schritt über die Analyse der bürgerlichen<br />

Ökonomie hinaus. Jetzt galt es aber, von der Bewegung <strong>des</strong> Einzel- kapitals<br />

ausgehend, die <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> Gesamtkapitals darzustellen. Nach<br />

dem Schema der einfachen Reproduktion mußten nun auch für die erweiterte<br />

Reproduktion sowohl die Wertstandpunkte einer Mehrwertproduktion wie<br />

die sachlichen Gesichtspunkte <strong>des</strong> Arbeitsprozesses (Produktion von Pro duktionsmitteln<br />

und Produktion von Konsummitteln) unter dem Gesichts winkel<br />

der <strong>Akkumulation</strong> miteinander in exakte Verhältnisse gebracht werden.<br />

Der entscheidende Unterschied der erweiterten Reproduktion von der<br />

einfachen besteht darin, daß bei dieser der ganze Mehrwert von der Kapitalistenklasse<br />

nebst Anhang konsumiert wird, während bei jener ein Teil <strong>des</strong><br />

Mehrwerts der persönlichen Konsumtion seiner Besitzer entzogen wird, jedoch<br />

nicht um aufgeschatzt, sondern um zum tätigen Kapital geschlagen, kapitalisiert<br />

zu werden. Damit jedoch letzteres auch wirklich stattfi nden kann, ist erforderlich,<br />

daß das neue, zuschüssige Kapital auch die sachlichen Vorbedingungen<br />

seiner Betätigung vorfi ndet. Hier kommt also die konkrete Zusammensetzung<br />

<strong>des</strong> gesellschaftlichen Gesamtprodukts in Betracht. Marx sagt schon im ersten<br />

Band <strong>des</strong> ›<strong>Kapitals</strong>‹ bei der Betrachtung der <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> Einzelkapitals:<br />

Das Problem der Reproduktion 57<br />

34 <strong>Die</strong> spezifisch kapitalistische<br />

Produktionsweise, die ihr<br />

entsprechende Entwicklung der<br />

Produktivkraft der Arbeit, der dadurch<br />

verursachte Wechsel in der<br />

organischen Zusammensetzung <strong>des</strong><br />

<strong>Kapitals</strong> halten nicht nur Schritt mit<br />

dem Fortschritt der <strong>Akkumulation</strong><br />

oder dem Wachstum <strong>des</strong> gesellschaftlichen<br />

Reichtums. Sie schreiten<br />

ungleich schneller, weil die<br />

einfache <strong>Akkumulation</strong> oder<br />

die absolute Ausdehnung <strong>des</strong><br />

Gesamtkapitals von der Zen tralisation<br />

seiner individuellen Elemente<br />

und die technische Umwälzung<br />

<strong>des</strong> Zusatzkapitals von<br />

technischer Umwälzung <strong>des</strong> Original<br />

kapitals begleitet sind. Mit dem<br />

Fortgang der <strong>Akkumulation</strong> wandelt<br />

sich also das Verhältnis von<br />

konstantem zu variablem Kapitalteil,<br />

wenn ursprünglich 1:1, in 2:1,<br />

3:1, 4:1, 5:1, 7:1 usw., so daß, wie<br />

das Kapital wächst, statt 1 ⁄ 2 seines<br />

Gesamtwerts progressiv nur 1 ⁄ 3,<br />

1⁄ 4, 1⁄ 5, 1⁄ 6, 1⁄ 8 usw. in Arbeitskraft<br />

dagegen 2⁄ 3, 3⁄ 4, 4⁄ 5, 5⁄ 6, 7⁄ 8 usw. in<br />

Produktionsmittel umge setzt wird.<br />

Da die Nachfrage nach Arbeit<br />

nicht durch den Um fang <strong>des</strong> Gesamtkapitals,<br />

sondern durch den<br />

seines variablen Bestandteils bestimmt<br />

ist, fällt sie also progressiv<br />

mir dem Wachstum <strong>des</strong> Gesamtkapitals,<br />

statt, wie vorhin unterstellt,<br />

verhältnismäßig mit ihm zu<br />

wachsen. Sie fällt relativ zur Größe<br />

<strong>des</strong> Gesamtkapitals und in beschleunigter<br />

Progression mit dem<br />

Wachstum dieser Größe. Mit dem<br />

Wachstum <strong>des</strong> Gesamtkapitals<br />

wächst zwar auch sein variabler<br />

Bestandteil oder die ihm einverleibte<br />

Arbeitskraft, aber in beständig<br />

abnehmender Proportion.<br />

<strong>Die</strong> Zwischenpausen, worin die<br />

<strong>Akkumulation</strong> als bloße Erweiterung<br />

der Produktion auf gegebner<br />

technischer Grundlage wirkt, verkürzen<br />

sich. Nicht nur wird eine<br />

in wachsender Progression beschleunigte<br />

<strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> Gesamtkapitals<br />

erheischt, um eine zusätzliche<br />

Arbeiterzahl von gegebner<br />

Größe zu absorbieren oder<br />

selbst, wegen der beständigen<br />

Metamorphose <strong>des</strong> alten <strong>Kapitals</strong>,<br />

die bereits funktionierende zu beschäftigen.<br />

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