Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
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130 l.c., Bd. I, S.250<br />
131 l.c., Bd. I, S.295. Auch hier<br />
käute Rodbertus sein Leben lang<br />
nur die Ideen wieder, die er schon<br />
1842 in seinem ›Zur Erkenntniß<br />
[unserer staatswirthschaftlichen<br />
Zustände]‹ ausgesprochen hatte:<br />
›In<strong>des</strong>sen ist man für den heutigen<br />
Zustand selbst so weit gegangen,<br />
nicht bloß den Arbeitslohn, sondern<br />
selbst Renten und Profit zu den<br />
Kosten <strong>des</strong> Guts zu rechnen. <strong>Die</strong>se<br />
Ansicht verdient daher eine ausführ<br />
liche Widerlegung. Ihr liegt<br />
zwei erlei zum Grunde: a) eine<br />
schiefe Vorstellung von Kapital, in<br />
welcher man den Arbeitslohn in<br />
gleicher Weise zum Kapital rechnet<br />
wie Material und Werkzeuge, während<br />
er doch nur mit Renten und<br />
Profit auf gleicher Linie steht;<br />
b) eine Verwechselung der Kosten<br />
<strong>des</strong> Guts mit den Auslagen <strong>des</strong><br />
Unternehmers oder den Kosten<br />
<strong>des</strong> Betriebs.‹ (Zur Erkenntniß,<br />
Neubrandenburg und Friedland<br />
1842, S.14)<br />
132 l.c., Bd. I, S.304. Genauso<br />
bereits in ›Zur Erkenntniß [unserer<br />
staatswirthschaftlichen Zustände]‹:<br />
›Man muß … das Kapital im engeren<br />
oder eigentlichen Sinne von<br />
dem Kapital im weiteren Sinne<br />
oder Unternehmungsfonds unterscheiden.<br />
Jener umfaßt den wirklichen<br />
Vorrat von Werkzeugen<br />
und Material, dieser den ganzen<br />
nach den heutigen Verhältnissen<br />
der Teilung der Arbeit zur Unternehmung<br />
eines Betriebes notwendigen<br />
Fonds. – Jener ist das<br />
zur Produktion absolut notwendige<br />
Kapital, dieser hat nur durch<br />
die heutigen Verhältnisse eine solche<br />
relative Notwendigkeit. Jener<br />
Teil ist daher das Kaital im engeren<br />
und eigentlichen Sinne allein, und<br />
nur mit ihm fällt der Begriff <strong>des</strong><br />
Nationalkapitals zusammen.‹<br />
(l.c.,; S.23 u. 24)<br />
›Einkommen‹. ›Wenn Kapital die Quelle von Einkommen wäre, so müßte sich<br />
dies Verhältnis schon an diesem ursprünglichen und einfachsten Vorgange nachweisen<br />
lassen. Aber kann man, ohne den Dingen und Begriff en Gewalt anzutun,<br />
den Stecken die Quelle <strong>des</strong> Einkommens oder eines Teils <strong>des</strong> Einkommens<br />
nennen, das in der herabgeschlagenen Frucht besteht, dieses Einkommen ganz<br />
oder zum Teil auf den Stecken als seine Ursache zurückführen, ganz oder zum<br />
Teil als Produkt <strong>des</strong> Steckens betrachten?‹¹³⁰ Sicher nicht. Und da die Frucht<br />
das Produkt nicht ›<strong>des</strong> Steckens‹, womit sie abgeschlagen, sondern <strong>des</strong> Baumes,<br />
auf dem sie gewachsen, so hat Rodbertus auch schon bewiesen, daß alle Natio<br />
nalökonomen ›seit A. Smith‹ sich gründlich irrten, wenn sie behaupteten,<br />
das Einkommen rühre vom Kapital her. Nachdem so an der ›Wirtschaft‹ Robinsons<br />
alle Grundbegriff e der Nationalökonomie klargelegt sind, überträgt<br />
Rodbertus die so gewonnene Erkenntnis zuerst auf eine fi ngierte Gesellschaft<br />
›ohne Kapital- und Grundeigentum‹, d. h. mit kommunistischem Besitz, sodann<br />
auf die Gesellschaft ›mit Kapital- und Grundeigentum‹, d. h. auf die heutige<br />
Gesellschaft – und siehe da: Alle Gesetze der Robinsonwirtschaft bewähren<br />
sich Punkt für Punkt auch in diesen beiden Gesellschaftsformen. Hier stellt<br />
Rodbertus eine Th eorie vom Kapital und Einkommen auf, die seiner utopischen<br />
Phantasie die Krone aufsetzt. Da er entdeckt hat, daß bei Robinson ›das<br />
Kapital‹ schlicht und einfach die Produktionsmittel sind, so identifi ziert er<br />
auch in der kapitalistischen Wirtschaft Kapital mit Produktionsmitteln, und<br />
hat er so das Kapital mit einer Handbewegung auf konstantes Kapital reduziert,<br />
so protestiert er im Namen der Gerechtigkeit und der Moral dagegen, daß<br />
die Existenzmittel der Arbeiter, ihre Löhne, auch als Kapital betrachtet<br />
werden. Gegen den Begriff <strong>des</strong> variablen <strong>Kapitals</strong> kämpft er hitzig, denn dieser<br />
Begriff sei an allem Unheil schuld! ›Möchten doch die Nationalökonomen‹,<br />
fl eht er, ›mir hier Aufmerksamkeit schenken und unbefangen prüfen, ob sie oder<br />
ich recht haben! Hier liegt der Knotenpunkt aller Irrtümer <strong>des</strong> herrschenden<br />
Systems über das Kapital, hier der letzte Grund der theoretischen wie praktischen<br />
Ungerechtigkeit gegen die arbeitenden Klassen.‹¹³¹ <strong>Die</strong> ›Gerechtigkeit‹<br />
fordert nämlich, daß man die ›realen Lohngüter‹ der Arbeiter nicht zum Kapital,<br />
sondern zur Kategorie Einkommen rechne. Rodbertus weiß zwar sehr wohl, daß<br />
für den Kapitalisten die von ihm ›vorgestreckten‹ Löhne ein Teil seines <strong>Kapitals</strong><br />
sind, ganz so wie der andere in toten Produktionsmitteln vorgestreckte Teil.<br />
Allein das bezieht sich nach Rodbertus nur auf das Einzelkapital. Sobald er das<br />
gesellschaftliche Gesamtprodukt und die Gesamtreproduktion ins Auge faßt,<br />
erklärt er die kapitalistischen Kategorien der Produktion für ein Trugbild, eine<br />
boshafte Lüge und eine ›Ungerechtigkeit‹. ›Etwas ganz anderes als das Kapital<br />
an sich, die Kapitalgegenstände, das Kapital vom Standpunkt der Nation, ist das<br />
Privatkapital, das Kapitalvermögen, das Kapitaleigentum, das, was gewöhnlich<br />
heute unter ‚Kapital’ verstanden wird.‹¹³² <strong>Die</strong> Einzelkapitalisten produzieren<br />
kapitalistisch, die Gesamtgesellschaft aber genauso wie Robinson, d. h. als ein<br />
Gesamteigentümer, kommunistisch: ›Daß jetzt das gesamte Nationalprodukt<br />
auf allen verschiedenen Produktionsstufen zu größeren oder kleineren Teilen<br />
einzelnen Privatpersonen, die zu den eigentlichen Produzenten gar nicht zu<br />
rechnen sind, zu eigen gehört, daß die eigentlichen Produzenten dies ganze<br />
Nationalprodukt immerfort nur im <strong>Die</strong>nste dieser wenigen Eigentümer herstellen<br />
ohne Miteigentümer an ihrem eigenen Produkt zu sein, macht<br />
von diesem allgemeinen und nationalen Standpunkt aus keinen Unterschied.‹<br />
164 Geschichtliche Darstellung <strong>des</strong> Problems