Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
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160 l.c., S.132ff<br />
161 l.c., S.20.<br />
Doch das ist eine vollkommen absurde Voraussetzung. Ihre Annahme<br />
bedeutet, daß man die Erweiterung der gesellschaftlichen Produktion von der<br />
Erweiterung der Goldproduktion abhängig macht. (Bravo!) <strong>Die</strong>s setzt seinerseits<br />
ein Wachstum der Goldproduktion voraus, das der Wirklichkeit gar nicht<br />
entspricht. Soll der Goldproduzent verpfl ichtet werden, durch seine Arbeiter<br />
bei II den ganzen akkumulierten Mehrwert abzukaufen, dann bedeutet dies,<br />
daß sein variables Kapital täglich und stündlich wachsen muß. Aber dementsprechend<br />
muß auch das konstante Kapital wachsen und auch der Mehrwert,<br />
folglich muß die ganze Goldproduktion direkt ungeheuerliche Dimensionen<br />
an neh men (Bravo!) Anstatt diese läppische Voraussetzung statistisch nachzuprüfen<br />
(was übrigens kaum möglich wäre), genügt es, auf eine Tatsache hinzu<br />
wei sen, die ganz allein diese Voraussetzung vernichtet. <strong>Die</strong>se Tatsache ist –<br />
die Entwicklung <strong>des</strong> Kredits, welche die Entwicklung der kapitalistischen<br />
Wirtschaft begleitet. (Bravo!) Der Kredit hat die Tendenz, die Menge <strong>des</strong> umlaufenden<br />
Gel<strong>des</strong> (natürlich relativ, nicht absolut) zu verringern und erscheint<br />
als notwendige Ergänzung zur Entwicklung der Tauschwirtschaft, die sonst sehr<br />
bald am Mangel an Metallgeld ihre Schranken fi nden würde. Ich fi nde es über-<br />
fl üssig, hier zahlenmäßig nachzuweisen, wie gering jetzt die Rolle <strong>des</strong><br />
Metallgel<strong>des</strong> bei den Tauschgeschäften ist. <strong>Die</strong> aufgestellte Hypothese steht auf<br />
diese Weise in direktem und off enbarem Widerspruch mit den Tatsachen und<br />
muß abgelehnt werden.‹¹⁶⁰<br />
Bravissimo! Sehr schön! Aber damit hat Bulgakow auch seine einzige bisherige<br />
Erklärung der Frage, wie und durch wen der kapitalisierte Mehrwert realisiert<br />
wird, selbst ›abgelehnt‹. Übrigens hat er auch in dieser Selbstwiderlegung<br />
nur etwas ausführlicher dargelegt, was Marx bereits mit einem Wort gesagt hat,<br />
indem er die Hypothese von dem Goldproduzenten, der den ganzen gesellschaftlichen<br />
Mehrwert schluckt, ›abgeschmackt‹ genannt hat.<br />
Freilich liegt die eigentliche Lösung bei Bulgakow wie überhaupt bei den<br />
russischen Marxisten, die sich mit der Frage eingehend beschäftigt haben, ganz<br />
anderswo. Sowohl er wie Tugan-Baranowski wie Iljin legen das Hauptgewicht<br />
darauf, daß die Gegenseite – die Skeptiker – in bezug auf die Möglichkeit der<br />
Akku mulation einen kapitalen Fehler in der Wertanalyse <strong>des</strong> Gesamtprodukts<br />
machen. <strong>Die</strong>se – namentlich Woronzow – nahmen an, das gesamte gesellschaftliche<br />
Produkt bestehe in Konsummitteln, und gingen von der irrtümlichen Voraus<br />
setzung aus, Konsumtion sei überhaupt Zweck der kapitalistischen Pro duktion.<br />
Hier – erklärten nun die Marxisten – liege die Quelle <strong>des</strong> ganzen Mißverständnisses,<br />
und aus dieser Quelle fl össen die imaginären Schwierigkeiten der<br />
Realisierung <strong>des</strong> Mehrwerts, über die sich die Skeptiker den Kopf zerbrachen.<br />
›Dank dieser irrigen Vorstellung schuf sich diese Schule selbst nichtexistie rende<br />
Schwierigkeiten: Da die normalen Bedingungen der kapitalistischen Produktion<br />
voraussetzen, daß der Konsumtionsfonds der Kapitalisten bloß einen und<br />
dazu geringeren Teil <strong>des</strong> Mehrwerts ausmacht, während der größere für die<br />
Erweiterung der Produktion abgerechnet wird, so ist es augenscheinlich, daß<br />
die Schwierigkeiten, die sich jene Schule (die Volkstümler – R.L.) vorstellte, in<br />
Wirklichkeit gar nicht existieren.‹¹⁶¹ Es ist auff allend, mit welcher Selbstverständlichkeit<br />
Bulgakow hier das Problem übersieht und nicht einmal zu ahnen<br />
scheint, daß gerade erst bei der Annahme der erweiterten Reproduktion die<br />
Frage: für wen? unabweisbar wird, jene Frage, die unter der Voraussetzung der<br />
persönlichen Konsumtion <strong>des</strong> gesamten Mehrwerts sehr nebensächlich ist.<br />
192 Geschichtliche Darstellung <strong>des</strong> Problems