Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
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Mossul, Diarbekr, Urfa und Aleppo, durch die Verpfändung der Hammelsteuer<br />
der Wilajets Konia, Adana und Aleppo u.a.²⁶²<br />
Zuschuß der türkischen Regierung zum Eisenbahnbau in der Türkei<br />
Länge [km] bezahlte Garantie [Francs]<br />
<strong>Die</strong> drei Linien der europäischen<br />
Türkei<br />
1 888,8 33 099 352<br />
Das bis 1900 ausgeführte Netz 2 513,2<br />
der asiatischen Türkei<br />
53 811 538<br />
Kommissionen und andere<br />
an die Dette Publique<br />
bezahlte Kosten im <strong>Die</strong>nste<br />
der Kilometergarantie<br />
9 351 209<br />
zusammen [4 402,0] 96 262 099<br />
<strong>Die</strong>s alles wohlgemerkt nur bis Ende 1899, seit welchem Datum die<br />
Kilometergarantie zum Teil erst gezahlt wird. Von den 74 Sandschaks<br />
der asiatischen Türkei waren schon damals nicht weniger als 28 mit<br />
ihrem Zehnten für die Kilometergarantie verpfändet. Und mit all diesem<br />
Zuschuß waren seit dem Jahre 1856 bis 1900 im ganzen 2 513 Kilometer<br />
in der asiatischen Türkei geschaff en.<br />
Hier tritt die Grundlage der <strong>Akkumulation</strong> ganz klar zutage. Das<br />
deutsche Kapital baut in der asiatischen Türkei Eisenbahnen. Häfen, Be wässerungsanlagen.<br />
Es preßt bei all diesen Unternehmungen aus den Asiaten, die<br />
es als Arbeitskraft verwendet, neuen Mehrwert aus. <strong>Die</strong>ser Mehrwert muß aber<br />
mitsamt den in der Produktion verwendeten Produktionsmitteln aus Deutschland<br />
(Eisenbahnmaterial, Maschinen usw.) realisiert werden. Wer hilft sie realisieren?<br />
Zum Teil der durch die Eisenbahnen, Hafenanlagen usw. hervorgerufene<br />
Warenverkehr, der inmitten der naturalwirtschaftlichen Verhältnisse<br />
Klein asiens großgezogen wird. Zum Teil, sofern der Warenverkehr für die<br />
Realisierungsbedürfnisse <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> nicht rasch genug wächst, werden Natu<br />
ral einkünfte der Bevölkerung vermittels der Staatsmaschinerie gewaltsam<br />
in Ware verwandelt, zu Geld gemacht und zur Realisierung <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> samt<br />
Mehrwert verwendet. Das ist der Sinn der ›Kilometergarantie‹ für Bruttoeinnahmen<br />
bei selbständigen Unternehmungen <strong>des</strong> fremden <strong>Kapitals</strong> sowie<br />
der Pfandbürgschaften bei Anleihen. <strong>Die</strong> in beiden Fällen in unendlichen<br />
Variationen verpfändeten sogenannten ›Zehnten‹ (Üschür) sind Naturalabgaben<br />
der türkischen Bauern, die nach und nach ungefähr auf 12 bis 12½ Prozent erhöht<br />
worden sind. Der Bauer in den asiatischen Wilajets muß ›Zehnten‹ zahlen,<br />
weil sie ihm sonst mit Hilfe der Gendarmen und der Staats- und Ortsbeamten<br />
einfach abgepreßt werden. <strong>Die</strong> ›Zehnten‹, die hier selbst eine uralte Äußerung<br />
der auf Naturalwirtschaft gegründeten asiatischen Despotie sind, werden von<br />
der türkischen Regierung nicht direkt, sondern durch Pächter in der<br />
Art der Steuereinnehmer <strong>des</strong> Ancien régime eingestrichen, denen der Staat den<br />
voraussichtlichen Ertrag der Abgabe im Wege der Auktion für je<strong>des</strong> Wilajet<br />
(Provinz) einzeln verkauft. Ist der Zehnt einer Provinz von einem einzelnen<br />
Spekulanten oder einem Konsortium erstanden, so verkaufen diese den Zehnten<br />
<strong>Die</strong> geschichtlichen Bedingungen der <strong>Akkumulation</strong> 295<br />
262 Siehe Saling: l.c., S.360<br />
und S.361.<br />
Über den gesamten Zuschuß<br />
zum Eisenbahnbau in der Türkei,<br />
den die türkische Regierung dem<br />
internationalen Kapital leisten<br />
mußte, gibt der Ingenieur Pressel<br />
aus Württemberg, der an diesen<br />
Geschäften in der europäischen<br />
Türkei als Gehilfe <strong>des</strong> Barons von<br />
Hirsch zum Teil selbst tätig war,<br />
die folgende hübsche Rechnung:<br />
[Tabelle und Anmerkung im Text;<br />
siehe W. von Pressel: Les chemins<br />
de fer en Turquie d’Asie, Zürich<br />
1900, S.59].<br />
Von den Manipulationen der<br />
Eisenbahngesellschaften auf<br />
Kosten der Türkei gibt Pressel als<br />
Sachverständiger übrigens die folgende<br />
Probe:<br />
Er behauptet, daß die Anatolische<br />
Gesellschaft in der Konzession von<br />
1893 erst die Bahn über Angora<br />
nach Bagdad zu leiten versprach,<br />
dann die Unausführbarkeit ihres<br />
eigenen Planes erklärte, um diese<br />
durch Kilometergarantie sichergestellte<br />
Linie ihrem Schicksal zu<br />
überlassen und eine andere Route<br />
über Konia in Angriff zu nehmen.<br />
›Im Augenblick, wo es den<br />
Gesellschaften gelungen sein<br />
wird, die Linie Smyrna—Aidin—<br />
Diner zu erwerben, werden sie<br />
die Verlängerung bis zur Linie<br />
Konia fordern. Und nachdem diese<br />
Zweiglinie vollzogen sein wird, werden<br />
die Gesellschaften Himmel und<br />
Hölle in Bewegung setzen, um den<br />
Warenverkehr zu zwingen, diese<br />
neue Route zu nehmen, die keine<br />
Kilometergarantie hat und die, was<br />
noch wichtiger, in keinem Fall ihre<br />
Einkünfte mit der Regierung teilen<br />
muß, während die anderen<br />
Linien von einer gewissen Höhe<br />
der Bruttoeinnahmen einen Teil<br />
<strong>des</strong> Überschusses an die Regierung<br />
abführen müssen. Resultat: <strong>Die</strong><br />
Regierung wird an der Linie<br />
Aidin nichts einnehmen, und die<br />
Gesellschaften werden Millionen<br />
einstreichen. <strong>Die</strong> Regierung<br />
wird für die Linien Kassaba und<br />
Angora fast den ganzen Betrag der<br />
Kilometergarantie zahlen und wird<br />
nicht erhoffen dürfen, von dem ihr<br />
im Vertrag zugesicherten 25prozentigen<br />
Anteil an dem Überschuß<br />
über 15 000 Franc Bruttoeinnahme<br />
je profitieren zu können.‹ (l.c., S.7)