Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
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→ von S.115:<br />
79 Der Titel <strong>des</strong> Aufsatzes lautet<br />
im Original: ›Examen de cette<br />
question: Le pouvoir de consommer<br />
s’accroît-il toujours dans la société<br />
avec le pouvoir de produire?‹ Es<br />
war unmöglich, Rossis ›Annalen‹ zu<br />
erlangen, der Aufsatz ist aber von<br />
Sismondi in seiner zweiten Auflage<br />
der ›Nouveaux principes‹ ganz<br />
aufgenommen.<br />
80 l.c., S.470<br />
Nachfrage dar. Das Zwiegespräch gestaltete sich darauf in folgender Weise:<br />
MacCulloch: ›Nachfrage und Angebot sind Ausdrücke, die nur korrelativ<br />
und wandelbar sind. Das Angebot einer Art von Gut bestimmt die Nachfrage<br />
nach einem anderen. So entsteht eine Nachfrage nach einer gegebenen Menge<br />
land wirtschaftlicher Pro dukte, wenn eine Menge Industrieprodukte, deren<br />
Herstellung ebensoviel gekostet hat, dagegen in Tausch angeboten wird, und<br />
es entsteht andererseits eine tatsächliche Nachfrage nach dieser Menge Industrieprodukte,<br />
wenn eine Menge landwirtschaftlicher Produkte, die die selben<br />
Ausgaben verursacht haben, als Gegenwert angeboten wird.‹⁸⁰ <strong>Die</strong> Finte<br />
<strong>des</strong> Ricardianers liegt auf der Hand: Er beliebt von der Geldzirkulation abzusehen<br />
und so zu tun, als ob Waren unmittelbar mit Waren gekauft und bezahlt<br />
wären.<br />
Aus den Bedingungen hochentwickelter kapitalistischer Produktion sind<br />
wir plötzlich versetzt in die Zeiten <strong>des</strong> primitiven Tauschhandels, wie er noch<br />
heute im Innern Afrikas gedeihen mag. Der entfernt richtige Kern der Mystifi<br />
kation besteht darin, daß in der einfachen Warenzirkulation das Geld lediglich<br />
die Rolle <strong>des</strong> Vermittlers spielt. Aber gerade die Dazwischenkunft dieses<br />
Vermittlers, die in der Zirkulation W – G – W (Ware – Geld – Ware) die beiden<br />
Akte, den Verkauf und den Kauf, getrennt und zeitlich und örtlich voneinander<br />
unabhängig gemacht hat, bringt es mit sich, daß jeder Verkauf durchaus<br />
nicht gleich vom Kauf gefolgt zu werden braucht, und zweitens, daß Kauf und<br />
Verkauf durchaus nicht an dieselben Personen gebunden sind, ja nur in seltenen<br />
Ausnahmefällen zwischen denselben ›Personae dramatis‹ sich abspielen werden.<br />
<strong>Die</strong>se widersinnige Unterstellung macht aber gerade MacCulloch, indem er<br />
einerseits Industrie, andererseits Landwirtschaft als Käufer und Verkäufer zugleich<br />
einander entgegenstellt. <strong>Die</strong> Allgemeinheit der Kategorien, die auch noch<br />
in ihrer Totalität als Austauschende aufgeführt werden, maskiert hier die <br />
wirkliche Zersplitterung dieser gesellschaftlichen Arbeitsteilung, die zu zahllosen<br />
privaten Austauschakten führt, bei denen das Zusammenfallen der Käufe<br />
mit Verkäufen der gegenseitigen Waren zu den seltensten Ausnahmefällen gehört.<br />
<strong>Die</strong> MacCullochsche simplistische Auff assung <strong>des</strong> Warenaustausches<br />
macht überhaupt die ökonomische Bedeutung und das historische Auftreten<br />
<strong>des</strong> Gel<strong>des</strong> ganz unbegreifl ich, indem sie die Ware direkt zum Gelde macht, ihr<br />
unmittelbare Austauschbarkeit andichtet.<br />
Sismondis Antwort ist nun allerdings ziemlich unbeholfen. Er führt uns,<br />
um die Untauglichkeit der MacCullochschen Darstellung <strong>des</strong> Warenaustausches<br />
für die kapitalistische Produktion darzutun, auf die Leipziger Büchermesse:<br />
›Zu der Büchermesse in Leipzig kommen alle Buchhändler aus ganz<br />
Deutsch land, jeder mit vier oder fünf Werken, die er ausgestellt hat, von denen<br />
je <strong>des</strong> Werk in einer Aufl age von 500 oder 600 Exemplaren gedruckt ist. Jeder<br />
von ihnen tauscht sie gegen andere Bücher ein und bringt 2 400 Bände nach<br />
Hause, wie er 2 400 mit zur Messe gebracht hat. Er hatte aber vier verschiedene<br />
Werke hingebracht und bringt 200 verschiedene heim. Das ist die korrelative<br />
und wandelbare Nachfrage und Produktion <strong>des</strong> Schülers Ricardo: <strong>Die</strong> eine kauft<br />
die andere, die eine bezahlt die andere, die eine ist die Folge der anderen, aber<br />
nach unserer Meinung, nach der Meinung <strong>des</strong> Buchhändlers und <strong>des</strong> Publikums,<br />
hat die Nachfrage und der Verbrauch noch nicht begonnen. Das schlechte Buch,<br />
wenn es auch in Leipzig getauscht worden ist, bleibt nichts<strong>des</strong>toweniger unverkauft<br />
(ein arger Irrtum von Sismondi dies! – R.L.), es wird nicht weniger die<br />
116 Geschichtliche Darstellung <strong>des</strong> Problems