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Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

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hat schon auf das merkwürdige Los Rodbertus’ hingewiesen, für seine angeblichen<br />

nationalökonomischen Großtaten in den Himmel gehoben, wegen seiner<br />

wirklichen politischen Verdienste hingegen von denselben Leuten ›wie ein<br />

dumme Junge‹ behandelt zu werden. a In unserem Fall handelt es sich <br />

aber nicht einmal um den Gegensatz seiner ökonomischen und politischen<br />

Leistungen: Auf dem Gebiete der theoretischen Nationalökonomie selbst haben<br />

ihm seine Lobhudler ein großes Denkmal auf dem Sandfelde errichtet, wo<br />

er mit dem hoff nungslosen Eifer eines Utopisten grub, während sie zugleich die<br />

paar bescheidenen Beete mit Unkraut haben überwuchern und in Vergessenheit<br />

geraten lassen, in denen er einige fruchtbare Setzlinge hinterlassen hatte.¹³⁷⁾<br />

Anmerkung137<br />

Übrigens ist ihm das schlimmste Denkmal von seinen posthumen Herausgebern gesetzt worden.<br />

<strong>Die</strong>se gelehrten Herren, Professor Wagner, Dr. Kozak, Moritz Wirth und wie sie alle heißen,<br />

die sich in den Vorreden zu seinen Nachlaßbänden wie ein Haufen ungebärdiger <strong>Die</strong>ner<br />

im Vorzimmer zanken, ihren persönlichen Tratsch und ihre Eifersüchteleien austragen und<br />

ein ander coram publico beschimpfen, haben dabei nicht einmal die elementarste Sorgfalt<br />

und Pietät aufgebracht, um das Entstehungsdatum der einzelnen vorgefundenen Ma nuskripte<br />

Rodbertus’ festzustellen. Sie haben sich z. B. erst von Mehring belehren lassen müssen,<br />

daß das älteste aufgefundene Manuskript von Rodbertus nicht aus dem Jahre 1837, wie<br />

Professor Wagner souverän beschlossen hatte, sondern frühestens aus dem Jahre 1839 stammen<br />

könne, sintemalen darin gleich in den ersten Zeilen von geschichtlichen Ereignissen aus<br />

der Chartistenbewegung die Rede ist, die in das Jahr 1839 gehören, was zu wissen für einen<br />

Professor der Nationalökonomie sozusagen Pflicht war. Professor Wagner, der in den Vorreden<br />

zu Rodbertus mit seiner Wichtigtuerei und seiner schrecklich ›besetzten Zeit‹ alle Augenblicke<br />

lästig wird und der überhaupt nur mit seinen ›Fachkollegen‹ über die Köpfe <strong>des</strong> übrigen Menschen<br />

pöbel spricht, hat die elegante Lektion Mehrings vor versammelten Fachkollegen als großer<br />

Mann schweigend hingenommen. Professor <strong>Die</strong>hl aber hat ebenso schweigend im ›Handwörterbuch<br />

der Staatswissenschaften‹ das Datum 1837 einfach auf 1839 korrigiert, ohne auch<br />

nur mit einer Silbe den Lesern zu verraten, wann und von wem ihm die Erleuchtung ward.<br />

<strong>Die</strong> Krone bildet jedoch die wohl ›fürs Volk‹ bestimmte ›neue wohlfeile Ausgabe‹ bei Puttkammer<br />

und Mühlbrecht aus dem Jahre 1899, die einige der sich zankenden Herren Herausgeber friedlich<br />

vereinigt, ihren Zank aber in den Vorreden mit aufgenommen hat, eine Ausgabe, wo z. B.<br />

aus dem früheren Wagnerschen Band II nunmehr Band I gemacht worden ist, man aber Wagner<br />

trotzdem in der Einleitung zu Band III ruhig weiter von ›Band II‹ fortwährend reden läßt, wo der<br />

›Erste sociale Brief‹ in Band III, der zweit und dritte in Band II und der vierte in Band I geraten<br />

ist, wo überhaupt die Reihenfolge der ›Socialen Briefe‹, ›Kontroversen‹, Teile ›Zur Beleuchtung<br />

[der Socialen Frage]‹ und Bände, chronologische und logische Zusammenhänge, Datum der<br />

Herausgaben und Datum der Entstehung der Schriften ein undurchdringlicheres Chaos darstellen<br />

als die Schichtungen der Erdrinde nach mehrmaligen vulkanischen Ausbrüchen und<br />

wo – im Jahre 1899 – wohl aus Pietät für Professor Wagner das Datum der ältesten Schrift<br />

Rodbertus’ auf 1837 beibehalten worden ist, trotzdem Mehrings Belehrung bereits 1894 erfolgt<br />

war! Man vergleiche damit den Marxschen Nachlaß in den Ausgaben von Mehring und<br />

Kautsky bei <strong>Die</strong>tz, und man wird sehen, wie sich in scheinbar so äußerlichen Dingen tiefere<br />

Zusammenhänge spiegeln. So wird das wissenschaftliche Erbe der Meister <strong>des</strong> klassenbewußten<br />

Proletariats gepflegt und so wird von <strong>des</strong> offiziellen Gelehrten der Bourgeoisie das Erbe<br />

eines Mannes vertrödelt, der nach ihrer eigenen interessierten Legende ein erstklassiges Genie<br />

war! Suum cuique – war der Wahlspruch Rodbertus’<br />

Im ganzen kann man nicht behaupten, daß das Problem der <strong>Akkumulation</strong><br />

seit der ersten Kontroverse, in preußisch-pommerscher Behandlung, vorwärtsgekommen<br />

wäre. Wenn die ökonomische Harmonielehre inzwischen von der<br />

Höhe Ricardos auf Bastiat-Schulze heruntergekommen war, so hat auch die soziale<br />

Kritik dementsprechend den Abrutsch von Sismondi auf Rodbertus vollzogen.<br />

Und wenn die Kritik Sismondis im Jahre 1819 eine geschichtliche Tat war,<br />

so waren die Reformideen Rodbertus’ schon bei ihrem ersten Auftreten,<br />

zumal aber in seinen späteren Wiederholungen ein kläglicher Rückschritt.<br />

In der Polemik zwischen Sismondi und Say-Ricardo bewies die eine Seite<br />

die Unmöglichkeit der <strong>Akkumulation</strong> infolge der Krisen und warnte vor der<br />

Geschichtliche Darstellung <strong>des</strong> Problems 167<br />

a Siehe Franz Mehring: Zur<br />

neueren Rodbertus-Literatur. In:<br />

<strong>Die</strong> Neue Zeit (Stuttgart). 12. Jg.<br />

1893/1894. Zweiter Band. S.528.

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