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Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

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80er Jahren erholt hat, betrug 1890 an Einfuhr 163, an Ausfuhr 249 Millionen<br />

Mark, dagegen 1900 an Einfuhr 238 Millionen, an Ausfuhr 355 Millionen Mark<br />

und 1911 an Einfuhr 557, an Ausfuhr 593 Millionen Mark. Ägypten selbst ist<br />

freilich bei dieser sprunghaften Entwicklung der Warenwirtschaft mit Hilfe<br />

<strong>des</strong> europäischen <strong>Kapitals</strong> zu <strong>des</strong>sen Eigentum geworden. Wie in China, wie<br />

jüngst wieder in Marokko, hatte es sich schon in Ägypten gezeigt, daß<br />

hinter internationaler Anleihe, Eisenbahnbau, Wasseranlagen und dergleichen<br />

Kulturwerken der Militarismus als Vollstrecker der Kapitalakkumulation lauert.<br />

Während die orientalischen Staaten mit fi eberhafter Hast ihre Entwicklung von<br />

der Naturalwirtschaft zur Warenwirtschaft und von dieser zur kapitalistischen<br />

durchmachen, werden sie vom internationalen Kapital verspeist, denn ohne sich<br />

diesem zu verschreiben, können sie die Umwälzung nicht vollziehen.<br />

Ein anderes gutes Beispiel aus der jüngsten Zeit bilden die Geschäfte <strong>des</strong><br />

deutschen <strong>Kapitals</strong> in der asiatischen Türkei. Schon früh hatte sich das europäische,<br />

namentlich das englische Kapital dieses Gebietes, das auf der uralten Route<br />

<strong>des</strong> Welthandels zwischen Europa und Asien liegt, zu bemächtigen gesucht.²⁵⁹<br />

In den 50er und 60er Jahren sind vom englischen Kapital die Eisenbahn -<br />

linien Smyrna-Aidin-Diner und Smyrna-Kassaba-Alaschehr ausgeführt sowie<br />

die Konzession für die Weiterführung der Linie bis Afi un Karahissar erlangt,<br />

endlich auch die erste Strecke der Anatolischen Bahn Haidar-Pascha-<br />

Ismid gepachtet worden. Daneben bemächtigte sich das französische Kapital<br />

eines Teils <strong>des</strong> Eisenbahnbaus. 1888 tritt das deutsche Kapital auf den Plan.<br />

Durch Unterhandlung namentlich mit der französischen durch die Banque<br />

Ottomane vertretenen Kapitalgruppe kam eine internationale Interessenfusion<br />

zustande, wobei an dem großen Anatolischen und Bagdadbahnunternehmen<br />

die deutsche Finanzgruppe sich mit 60 Prozent, das internationale Kapital mit<br />

40 Prozent beteiligen sollte.²⁶⁰ <strong>Die</strong> Anatolische Eisenbahngesellschaft, hinter<br />

der hauptsächlich die Deutsche Bank steht, wurde als türkische Gesellschaft<br />

am 14. Redscheb <strong>des</strong> Jahres 1306, d. h. am 4. März 1889, zur Übernahme der<br />

seit Anfang der 70er Jahre im Betrieb befi ndlichen Linie von Haidar-Pascha<br />

bis Ismid und zur Ausführung der Konzession der Bahnstrecke Ismid-Eski-<br />

Schehr- Angora (845 Kilometer) gegründet. <strong>Die</strong> Gesellschaft ist auch<br />

berechtigt, die Bahn Haidar-Pascha-Skutari und Zweigbahnen nach Brussa<br />

auszuführen, ferner durch die Konzession von 1893 ein Ergänzungsnetz Eski-<br />

Schehr-Konia (zirka 445 Kilometer) zu errichten, endlich die Strecke Angora-<br />

Kaisarie (425 Kilometer). <strong>Die</strong> türkische Regierung leistete der Gesellschaft die<br />

folgende Staatsgarantie: Bruttoeinnahme 10 300 Franc A pro Jahr und Kilometer<br />

für die Strecke Haidar-Pascha-Ismid und 15 000 Franc für die Strecke Ismid-<br />

Angora. Zu diesem Zweck hat die Regierung der Administration de la Dette<br />

Publique Ottomane die aus der Verpachtung der Zehnten der Sandschaks<br />

Ismid, Ertogrul, Kutahia und Angora eingehenden Einnahmen zur direkten<br />

Ein ziehung überwiesen. <strong>Die</strong> Administration de la Dette Publique Ottomane<br />

soll aus diesen Einnahmen der Bahngesellschaft so viel zahlen wie zur Erfüllung<br />

der von der Regierung garantierten Bruttoeinnahme erforderlich ist. Für die<br />

Strecke Angora-Kaisarie garantiert die Regierung eine Bruttoeinnahme in<br />

Gold von 775 türkischen Pfund = 17 800 Franc in Gold pro Kilometer und<br />

Jahr und für Eski-Schehr-Konia 604 türkische Pfund = 13 741 Franc, im letzteren<br />

Falle nur bis zum Höchstbetrage <strong>des</strong> Zuschusses von 219 türkischen Pfund<br />

= 4 995 Franc pro Kilometer und Jahr. Falls dagegen die Bruttoeinnahme die<br />

<strong>Die</strong> geschichtlichen Bedingungen der <strong>Akkumulation</strong> 293<br />

259 <strong>Die</strong> anglo-indische<br />

Regierung erteilte schon zu Beginn<br />

der 30er Jahre dem Colonel<br />

Chesney den Auftrag, den Euphrat<br />

auf seine Schiffbarkeit behufs<br />

Erzielung einer möglichst kurzen<br />

Verbindung zwischen denn Mittelmeer<br />

und dem Persischen Golf bzw.<br />

Indien zu untersuchen. Nach einer<br />

vorläufigen Rekognoszierungstour<br />

im Winter 1831 fand nach umständlichen<br />

Vorbereitungen die eigentliche<br />

Expedition in den Jahren<br />

1835—1837 statt. Im Anschluß<br />

hieran wurden größere Teile <strong>des</strong><br />

östlichen Mesopotamien von englischen<br />

Offizieren und Beamten erforscht<br />

und aufgenommen. <strong>Die</strong>se<br />

Arbeiten zogen sich bis zum Jahre<br />

1866 hin, ohne für die englische<br />

Regierung ein praktisches Ergebnis<br />

erzielt zu haben. Der Gedanke, eine<br />

Verbindungsstraße vom Mittelmeer<br />

über den Persischen Golf nach<br />

Indien herzustellen, wurde später<br />

von England in anderer Form wieder<br />

aufgenommen, nämlich durch<br />

der Plan der Tigris-Eisenbahn. 1879<br />

macht Cameron im Auftrage der<br />

englischen Regierung eine Reise<br />

durch Mesopotamien, um die<br />

Trasse für die projektierte Bahn<br />

zu studieren. (Siehe Max Freiherr<br />

von Oppenheim: Vom Mittelmeer<br />

zum Persischen Golf durch den<br />

Hauran, die Syrische Wüste und<br />

Mesopotamien, Bd. II, S.5 u. S.36)<br />

260 siehe Schneider: <strong>Die</strong> deutsche<br />

Bagdadbahn, 1900, S.3<br />

A 1 Franc [Franken] entspricht<br />

[1910] 0,81 Mark; 10 000 Franken<br />

= 8 100 Mark ≈ 2,9 kg Gold;<br />

1 türkisches Pfund [TL] ≈ 22,97 FF<br />

≈ 18,60 Mark;<br />

1 000 TL ≈ 8,67 kg Gold

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