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Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

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a freier Außenhandel<br />

85 Buch IV, Kap. IV: Der kaufmännische<br />

Reichtum folgt dem<br />

Wachstum <strong>des</strong> Einkommens.<br />

Güter zu kaufen, welche für ihn unmittelbar zur Konsumtion dienen oder aber<br />

dazu, in einer künftigen Produktion angewendet zu werden. Derjenige, der produziert,<br />

wird also notwendig entweder selbst Konsument seines Produktes oder<br />

Käufer und Konsument der Produkte anderer.‹<br />

Gegen diese Auff assung Ricardos polemisierte Sismondi heftig schon in<br />

seinen ›Nouveaux principes‹, und die mündliche Debatte drehte sich ganz um<br />

die obige Frage. <strong>Die</strong> Tatsache der Krise, die eben erst in England und in anderen<br />

Ländern vorübergezogen war, konnte Ricardo nicht bestreiten. Es handelte<br />

sich bloß um ihre Erklärung. Bemerkenswert ist dabei die klare und präzise<br />

Stellung <strong>des</strong> Problems, auf die sich Sismondi mit Ricardo eingangs ihrer<br />

Debatte geeinigt harte: Sie eliminierten beide die Frage <strong>des</strong> auswärtigen Handels.<br />

Sismondi begriff wohl die Bedeutung und die Notwendigkeit <strong>des</strong> auswärtigen<br />

Han dels für die kapitalistische Produktion und ihr Ausdehnungsbedürfnis.<br />

Darin stand er der Ricardoschen Freihandelsschule a in nichts nach. Ja, er überragte<br />

sie bedeutend durch die dialektische Auff assung dieser Expansionstendenz<br />

<strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>, er sprach off en heraus, daß die Industrie ›genötigt wird, auf fremden<br />

Märkten ihre Absatzwege zu suchen, wo noch größere Umwälzungen sie<br />

bedrohen‹⁸⁵, er prophezeite, wie wir gesehen, das Erstehen einer gefähr- <br />

lichen Konkurrenz für die europäische Industrie in den überseeischen Ländern,<br />

was um das Jahr 1820 immerhin eine ganz achtbare Leistung war, die den tiefen<br />

Blick Sismondis für die weltwirtschaftlichen Beziehungen <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> verriet.<br />

Bei alledem war Sismondi weit davon entfernt, das Problem der Realisierung <strong>des</strong><br />

Mehrwerts, das Problem der <strong>Akkumulation</strong> von dem auswärtigen Handel als der<br />

einzigen Rettungsmöglichkeit abhängig zu machen, wie ihm das spätere Kritiker<br />

einzureden suchten. Im Gegenteil, Sismondi sagt selbst ausdrücklich gleich im<br />

Buch II, Kapitel VI: ›Um diesen Berechnungen mit größerer Leichtigkeit folgen<br />

zu können und zur Vereinfachung dieser Fragen haben wir bis jetzt vollständig<br />

von dem auswärtigen Handel abgesehen und angenommen, daß eine Nation<br />

ganz allein für sich dastehe; die menschliche Gesellschaft ist selbst diese einzeln<br />

dastehende Nation, und alles, was bei einer Nation ohne Handel wahr ist, ist<br />

ebenso wahr beim Menschengeschlecht.‹ Mit anderen Worten: Sismondi stellte<br />

sein Problem genau unter denselben Voraussetzungen wie später Marx: indem<br />

er den ganzen Weltmarkt als eine ausschließlich kapitalistisch produzierende<br />

Gesellschaft betrachtete. Auf diese Voraussetzungen einigte er sich auch mit<br />

Ricardo: ›Wir schieden beide‹, sagt er, ›aus der Frage den Fall aus, in dem eine<br />

Nation mehr den Fremden verkaufte, als sie von ihnen kaufte und so für eine<br />

wachsende Produktion im Innern einen wachsenden Markt nach außen fand …<br />

Wir haben nicht die Frage zu entscheiden, ob Wechselfälle eines Krieges oder<br />

der Politik einer Nation nicht neue Verbraucher verschaff en können: Man muß<br />

beweisen, daß sie sie sich selbst schaff t, wenn sie ihre Produktion vermehrt.‹ Hier<br />

hat Sismondi das Problem der Realisierung <strong>des</strong> Mehrwerts mit aller Schärfe<br />

so formuliert, wie es uns in der ganzen späteren Zeit in der Nationalökonomie<br />

ent gegentritt. Ricardo behauptet nämlich in der Tat – darin folgt er, wie wir gesehen<br />

und noch sehen werden, den Fußstapfen Says -, daß die Produktion sich<br />

selbst ihren Absatz schaff e.<br />

<strong>Die</strong> in der Kontroverse mit Sismondi von Ricardo formulierte Th ese<br />

lautete:<br />

›Nehmen wir hundert Landbebauer an, die tausend Sack Getreide produzieren,<br />

und hundert Wollenfabrikanten, die tausend Ellen Stoff herstellen; sehen<br />

124 Geschichtliche Darstellung <strong>des</strong> Problems

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