Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
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→ Alle andern stofflichen Bestand<br />
teile <strong>des</strong> im Produktionspro<br />
zeß vorgeschoßnen <strong>Kapitals</strong><br />
da ge gen bilden im Gegensatz<br />
dazu: Zir ku lieren<strong>des</strong> oder flüssiges<br />
Kapital. […] <strong>Die</strong> eigentlichen<br />
Arbeitsmittel, die stofflichen<br />
Träger <strong>des</strong> fixen Ka pi tals, werden<br />
nur produktiv verzehrt und können<br />
nicht in die indi viduelle Konsumtion<br />
eingehn, weil sie nicht in<br />
das Produkt oder den Ge brauchswert<br />
eingehn, den sie bilden helfen,<br />
vielmehr ihm gegen über ihre<br />
selbständige Gestalt bis zu ihrem<br />
völligen Verschleiß be wah ren. Eine<br />
Ausnahme bilden Trans portmittel.<br />
Der Nutzeffekt, den sie während<br />
ihrer produktiven Funktion,<br />
also während ihres Aufenthalts<br />
in der Produktions sphäre<br />
hervorbringen, die Ortsveränderung,<br />
geht gleichzeitig in die individuelle<br />
Konsumtion. z. B. <strong>des</strong><br />
Reisenden, ein. […] Abge sehn<br />
von […] der Verwechslung der<br />
Kategorien: fixes und zirkulie ren <strong>des</strong><br />
Kapital mit den Katego rien: konstantes<br />
und variables Kapital beruht<br />
die Konfusion […] auf fol gende[m<br />
…]: Man macht […] Eigenschaf<br />
ten, die den Arbeitsmitteln<br />
stofflich zukommen, zu unmittelbaren<br />
Eigenschaften <strong>des</strong> fixen <strong>Kapitals</strong>.<br />
Oder man verwechselt die ökonomische<br />
Formbestimmtheit, die<br />
aus der Zirkulation <strong>des</strong> Werts hervorgeht,<br />
mit einer dinglichen Eigenschaft;<br />
als ob Dinge, die an sich<br />
überhaupt nicht Kapital sind, sondern<br />
es nur in bestimmten gesellschaftlichen<br />
Verhältnissen werden,<br />
an sich und von Natur schon Kapital<br />
in einer bestimmten Form, fixes<br />
oder zirku lieren<strong>des</strong>, sein könnten.<br />
Wir sahen Buch 1, Kap. VI [Das<br />
Kapital, Bd.1, MEW 23, S.192ff],<br />
daß die Produktionsmittel in je dem<br />
Arbeitsprozeß, einerlei unter welchen<br />
gesellschaftlichen Bedingungen<br />
er vorgeht, sich einteilen in Arbeits<br />
mittel und Arbeitsgegenstand.<br />
Aber erst innerhalb der kapitalisti<br />
schen Produktionsweise werden<br />
beide zu Kapital· […] Vieh als<br />
Arbeits vieh ist fixes Kapi tal; als<br />
Mast vieh ist es Roh material, das<br />
schließlich als Produkt in die<br />
Zirkulation tritt, also nicht fixes,<br />
sondern zirkulieren<strong>des</strong> Kapital.‹<br />
[Karl Marx: Das Kapital, Zweiter<br />
Band. In: Karl Marx/Friedrich<br />
Engels: Werke, Bd.24, S.158ff];<br />
[dazu auch: Das Kapital, Bd.1,<br />
6. Kapitel, MEW Bd.23, S.212ff].<br />
strenge und klassisch durchsichtige Schema <strong>des</strong> Physiokratismus ist hier<br />
aufgelöst in einen Wust von Begriff en und Beziehungen, die auf den ersten Blick<br />
ein Chaos darstellen. Aus diesem Chaos treten aber bereits halb und halb neue,<br />
tiefer, moderner und lebendiger als bei Quesnay gepackte Zusammenhänge <strong>des</strong><br />
gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses hervor, die in dem Chaos unfertig<br />
steckenbleiben, wie Michelangelos Sklave in seinem Marmorblock.<br />
Das ist das eine Bild, das Smith zum Problem liefert. Gleichzeitig aber<br />
faßt er es von einer ganz anderen Seite – von der Wertanalyse an. Gerade dieselbe<br />
über die Physiokraten hinausführende Th eorie von der wertschaff enden<br />
Eigenschaft jeder Arbeit sowohl wie die streng kapitalistische Unterscheidung<br />
jeder Arbeit in bezahlte (den Lohn ersetzende) sowie unbezahlte (Mehrwert<br />
schaff ende) Arbeit wie endlich die strenge Spaltung <strong>des</strong> Mehrwerts in seine zwei<br />
Hauptkategorien Profi t und Grundrente – lauter Fortschritte über die physiokratische<br />
Analyse hinaus –, verleiteten Smith zu jener merkwürdigen Behauptung,<br />
der Preis jeder Ware bestehe aus Lohn + Profi t + Grundrente oder kürzer,<br />
im Marxschen Ausdruck, aus v + m. Daraus folgte, daß auch die Gesamtheit<br />
der von der Gesellschaft jährlich hergestellten Waren in ihrem totalen Wert in<br />
diese zwei Teile: Löhne und Mehrwert, restlos zerfalle. Hier verschwand plötzlich<br />
die Kategorie <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> gänzlich, die Gesellschaft produziert nichts als<br />
Einkommen, nichts als Konsumartikel, die auch von der Gesellschaft ganz verzehrt<br />
werden. <strong>Die</strong> Reproduktion ohne Kapital wird zum Rätsel, und die Analyse<br />
<strong>des</strong> Problems im ganzen macht einen gewaltigen Schritt hinter die Physiokraten<br />
zurück.<br />
<strong>Die</strong> Nachfolger Smith’ fassen seine Doppeltheorie just von der falschen<br />
Seite an. Während die wichtigen Ansätze zu einer exakten Darstellung <strong>des</strong> Problems,<br />
die er im zweiten Buch gibt, bis auf Marx unberührt blieben, wurde<br />
die im ersten Buch gegebene grundfalsche Preisanalyse von den meisten seiner<br />
Nachfolger als teure Erbschaft gehoben und entweder unbekümmert akzeptiert,<br />
wie bei Ricardo, oder zum fl achen Dogma fi xiert, wie bei Say. Wo bei<br />
Smith fruchtbare Zweifel und anregende Widersprüche waren, tritt bei Say<br />
die anmaßende Unerschütterlichkeit <strong>des</strong> Vulgarus. Für Say wird die Smithsche<br />
Beobachtung, daß, was für den einen Kapital, für den anderen Einkommen sein<br />
könne, zum Grund, jede Unterscheidung zwischen Kapital und Einkommen auf<br />
gesellschaftlichem Maßstab überhaupt für absurd zu erklären. <strong>Die</strong> Absurdität<br />
hingegen, daß der Gesamtwert der jährlichen Produktion in lauter Einkommen<br />
eingehe und konsumiert werde, wird von Say zum Dogma von absoluter Gültigkeit<br />
erhoben. Da die Gesellschaft somit je<strong>des</strong> Jahr ihr Gesamtprodukt restlos<br />
verkonsumiert, so verwandelt sich die gesellschaftliche Reproduktion, die<br />
ja ohne Produktionsmittel ins Werk tritt, in eine ähnliche Wiederholung <strong>des</strong> biblischen<br />
Wunders einer Weltschöpfung aus nichts.<br />
In diesem Zustand blieb das Reproduktionsproblem bis auf Marx.<br />
24 Das Problem der Reproduktion