02.01.2013 Aufrufe

Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

→ Alle andern stofflichen Bestand<br />

teile <strong>des</strong> im Produktionspro<br />

zeß vorgeschoßnen <strong>Kapitals</strong><br />

da ge gen bilden im Gegensatz<br />

dazu: Zir ku lieren<strong>des</strong> oder flüssiges<br />

Kapital. […] <strong>Die</strong> eigentlichen<br />

Arbeitsmittel, die stofflichen<br />

Träger <strong>des</strong> fixen Ka pi tals, werden<br />

nur produktiv verzehrt und können<br />

nicht in die indi viduelle Konsumtion<br />

eingehn, weil sie nicht in<br />

das Produkt oder den Ge brauchswert<br />

eingehn, den sie bilden helfen,<br />

vielmehr ihm gegen über ihre<br />

selbständige Gestalt bis zu ihrem<br />

völligen Verschleiß be wah ren. Eine<br />

Ausnahme bilden Trans portmittel.<br />

Der Nutzeffekt, den sie während<br />

ihrer produktiven Funktion,<br />

also während ihres Aufenthalts<br />

in der Produktions sphäre<br />

hervorbringen, die Ortsveränderung,<br />

geht gleichzeitig in die individuelle<br />

Konsumtion. z. B. <strong>des</strong><br />

Reisenden, ein. […] Abge sehn<br />

von […] der Verwechslung der<br />

Kategorien: fixes und zirkulie ren <strong>des</strong><br />

Kapital mit den Katego rien: konstantes<br />

und variables Kapital beruht<br />

die Konfusion […] auf fol gende[m<br />

…]: Man macht […] Eigenschaf<br />

ten, die den Arbeitsmitteln<br />

stofflich zukommen, zu unmittelbaren<br />

Eigenschaften <strong>des</strong> fixen <strong>Kapitals</strong>.<br />

Oder man verwechselt die ökonomische<br />

Formbestimmtheit, die<br />

aus der Zirkulation <strong>des</strong> Werts hervorgeht,<br />

mit einer dinglichen Eigenschaft;<br />

als ob Dinge, die an sich<br />

überhaupt nicht Kapital sind, sondern<br />

es nur in bestimmten gesellschaftlichen<br />

Verhältnissen werden,<br />

an sich und von Natur schon Kapital<br />

in einer bestimmten Form, fixes<br />

oder zirku lieren<strong>des</strong>, sein könnten.<br />

Wir sahen Buch 1, Kap. VI [Das<br />

Kapital, Bd.1, MEW 23, S.192ff],<br />

daß die Produktionsmittel in je dem<br />

Arbeitsprozeß, einerlei unter welchen<br />

gesellschaftlichen Bedingungen<br />

er vorgeht, sich einteilen in Arbeits<br />

mittel und Arbeitsgegenstand.<br />

Aber erst innerhalb der kapitalisti<br />

schen Produktionsweise werden<br />

beide zu Kapital· […] Vieh als<br />

Arbeits vieh ist fixes Kapi tal; als<br />

Mast vieh ist es Roh material, das<br />

schließlich als Produkt in die<br />

Zirkulation tritt, also nicht fixes,<br />

sondern zirkulieren<strong>des</strong> Kapital.‹<br />

[Karl Marx: Das Kapital, Zweiter<br />

Band. In: Karl Marx/Friedrich<br />

Engels: Werke, Bd.24, S.158ff];<br />

[dazu auch: Das Kapital, Bd.1,<br />

6. Kapitel, MEW Bd.23, S.212ff].<br />

strenge und klassisch durchsichtige Schema <strong>des</strong> Physiokratismus ist hier<br />

aufgelöst in einen Wust von Begriff en und Beziehungen, die auf den ersten Blick<br />

ein Chaos darstellen. Aus diesem Chaos treten aber bereits halb und halb neue,<br />

tiefer, moderner und lebendiger als bei Quesnay gepackte Zusammenhänge <strong>des</strong><br />

gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses hervor, die in dem Chaos unfertig<br />

steckenbleiben, wie Michelangelos Sklave in seinem Marmorblock.<br />

Das ist das eine Bild, das Smith zum Problem liefert. Gleichzeitig aber<br />

faßt er es von einer ganz anderen Seite – von der Wertanalyse an. Gerade dieselbe<br />

über die Physiokraten hinausführende Th eorie von der wertschaff enden<br />

Eigenschaft jeder Arbeit sowohl wie die streng kapitalistische Unterscheidung<br />

jeder Arbeit in bezahlte (den Lohn ersetzende) sowie unbezahlte (Mehrwert<br />

schaff ende) Arbeit wie endlich die strenge Spaltung <strong>des</strong> Mehrwerts in seine zwei<br />

Hauptkategorien Profi t und Grundrente – lauter Fortschritte über die physiokratische<br />

Analyse hinaus –, verleiteten Smith zu jener merkwürdigen Behauptung,<br />

der Preis jeder Ware bestehe aus Lohn + Profi t + Grundrente oder kürzer,<br />

im Marxschen Ausdruck, aus v + m. Daraus folgte, daß auch die Gesamtheit<br />

der von der Gesellschaft jährlich hergestellten Waren in ihrem totalen Wert in<br />

diese zwei Teile: Löhne und Mehrwert, restlos zerfalle. Hier verschwand plötzlich<br />

die Kategorie <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> gänzlich, die Gesellschaft produziert nichts als<br />

Einkommen, nichts als Konsumartikel, die auch von der Gesellschaft ganz verzehrt<br />

werden. <strong>Die</strong> Reproduktion ohne Kapital wird zum Rätsel, und die Analyse<br />

<strong>des</strong> Problems im ganzen macht einen gewaltigen Schritt hinter die Physiokraten<br />

zurück.<br />

<strong>Die</strong> Nachfolger Smith’ fassen seine Doppeltheorie just von der falschen<br />

Seite an. Während die wichtigen Ansätze zu einer exakten Darstellung <strong>des</strong> Problems,<br />

die er im zweiten Buch gibt, bis auf Marx unberührt blieben, wurde<br />

die im ersten Buch gegebene grundfalsche Preisanalyse von den meisten seiner<br />

Nachfolger als teure Erbschaft gehoben und entweder unbekümmert akzeptiert,<br />

wie bei Ricardo, oder zum fl achen Dogma fi xiert, wie bei Say. Wo bei<br />

Smith fruchtbare Zweifel und anregende Widersprüche waren, tritt bei Say<br />

die anmaßende Unerschütterlichkeit <strong>des</strong> Vulgarus. Für Say wird die Smithsche<br />

Beobachtung, daß, was für den einen Kapital, für den anderen Einkommen sein<br />

könne, zum Grund, jede Unterscheidung zwischen Kapital und Einkommen auf<br />

gesellschaftlichem Maßstab überhaupt für absurd zu erklären. <strong>Die</strong> Absurdität<br />

hingegen, daß der Gesamtwert der jährlichen Produktion in lauter Einkommen<br />

eingehe und konsumiert werde, wird von Say zum Dogma von absoluter Gültigkeit<br />

erhoben. Da die Gesellschaft somit je<strong>des</strong> Jahr ihr Gesamtprodukt restlos<br />

verkonsumiert, so verwandelt sich die gesellschaftliche Reproduktion, die<br />

ja ohne Produktionsmittel ins Werk tritt, in eine ähnliche Wiederholung <strong>des</strong> biblischen<br />

Wunders einer Weltschöpfung aus nichts.<br />

In diesem Zustand blieb das Reproduktionsproblem bis auf Marx.<br />

24 Das Problem der Reproduktion

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!