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Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

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Zweiundzwanzigstes Kapitel<br />

Bulgakow und seine Ergänzung der Marxschen Analyse<br />

Der zweite Kritiker der ›volkstümlerischen‹ Skepsis, S. Bulgakow, lehnt<br />

sofort die Struveschen ›dritten Personen‹ als Rettungsanker der kapitalistischen<br />

<strong>Akkumulation</strong> rundweg ab. Er hat für sie nur ein Achselzucken. ›<strong>Die</strong> Mehrheit<br />

der Ökonomen (bis Marx)‹ sagt er, ›löste die Frage in dem Sinne, daß irgendwelche<br />

‚dritten Personen’ nötig seien, um als Deus ex machina den gordischen<br />

Kno ten zu durchhauen, d. h. den Mehrwert zu verzehren. Als solche Personen<br />

treten bald luxustreibende Grundbesitzer auf (wie bei Malthus), bald luxustreibende<br />

Ka pitalisten, bald der Militarismus u. dgl. mehr. Ohne solche außerordentlichen<br />

Mittel könne der Mehrwert keinen Absatz fi nden: er werde auf<br />

den Märkten festgefahren und rufe Überproduktion und Krisen hervor.‹¹⁵⁵<br />

›So nimmt Herr Struve an, daß die kapitalistische Produktion sich in ihrer<br />

Entwicklung auf die Konsumtion irgendwelcher phantastischer dritter Personen<br />

stützen könne. Wo liegt denn aber die Quelle der Kaufkraft dieses grand public,<br />

<strong>des</strong>sen spezielle Bestimmung es ist, den Mehrwert zu verzehren?‹¹⁵⁶ Bul <br />

gakow seinerseits stellt das ganze Problem von vornherein auf die Analyse <strong>des</strong><br />

gesellschaftlichen Gesamtprodukts und seiner Reproduktion, wie sie Marx im<br />

zweiten Bande <strong>des</strong> ›<strong>Kapitals</strong>‹ gegeben. Er begreift ausgezeichnet, daß man zur<br />

Lösung der Frage der <strong>Akkumulation</strong> erst mit der einfachen Reproduktion beginnen<br />

und sich ihren Mechanismus ganz klarmachen müsse. Hier sei es namentlich<br />

wichtig, sich über die Konsumtion <strong>des</strong> Mehrwerts und der Löhne derjenigen<br />

Produktionszweige klarzuwerden, die nichtkonsumierbare Produkte herstellen,<br />

und andererseits über die Zirkulation <strong>des</strong>jenigen Teils <strong>des</strong> gesellschaftlichen<br />

Gesamtprodukts, der das verbrauchte konstante Kapital darstellt. Das sei<br />

eine ganz neue Aufgabe, deren sich die Ökonomen gar nicht einmal bewußt waren<br />

und die erst von Marx gestellt wurde. ›Zur Lösung dieser Aufgabe teilt Marx<br />

alle kapitalistisch hergestellten Waren in zwei große und wesentlich verschiedene<br />

Kategorien, die Produktion von Produktionsmitteln und die Produktion<br />

von Konsummitteln. In dieser Einteilung allein ist mehr theoretischer Sinn verborgen,<br />

als in sämtli chen vorhergehenden Wortgefechten über die Th eorie der<br />

Absatzmärkte.‹¹⁵⁷<br />

Man sieht, Bulgakow ist ein ausgesprochener und begeisterter Anhänger<br />

der Marxschen Th eorie. Er formuliert auch als die Aufgabe seiner Studie die<br />

theoretische Nachprüfung der Lehre, daß der Kapitalismus ohne auswärtige<br />

Märkte nicht existieren könne. ›Zu diesem Behufe hat der Verfasser die sehr<br />

wert volle, aber – man weiß nicht warum – in der Wissenschaft fast nicht verwer<br />

tete Analyse der gesellschaftlichen Reproduktion benutzt, die K. Marx im<br />

zweiten Teil <strong>des</strong> zweiten Ban<strong>des</strong> <strong>des</strong> ‚<strong>Kapitals</strong>’ gibt. Obwohl diese Analyse nicht<br />

als abgeschlossen gelten kann, bietet sie doch u. E. auch in ihrer vorliegenden<br />

unbearbeiteten Fassung eine genügende Grundlage für eine andere Lösung der<br />

Frage von den Absatzmärkten als diejenige, die sich die Herren Nikolai-on,<br />

W. Woronzow und andere zu eigen gemacht haben und die sie K. Marx aufs<br />

Konto schreiben.‹¹⁵⁸ <strong>Die</strong> Lösung, die Bulgakow aus Marx selbst abgeleitet hat,<br />

formuliert er folgendermaßen ›Der Kapitalismus kann unter Umständen existieren<br />

ausschließlich dank dem inneren Markt; es liegt keine innere, der kapitalistischen<br />

Produktionsweise eigentümliche Notwendigkeit vor, daß nur der auswärtige<br />

Markt den Überschuß der kapitalistischen Produktion verschlingen kann.<br />

Geschichtliche Darstellung <strong>des</strong> Problems 189<br />

155 S. Bulgakow: Über die<br />

Absatzmärkte der kapitalistischen<br />

Produktion. Eine theoretische<br />

Studie, Moskau 1897, S.15<br />

156 l.c., S.32, Fußnote<br />

157 l.c., S.27<br />

158 l.c., S.2—3

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