Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
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229 W. A., Peffer: The Farmer’s<br />
side. His troubles and their remedy,<br />
Teil II: How we got here, Kapitel I:<br />
Changed conditions of the Farmer,<br />
New York 1891, S.56/57. Vgl. auch<br />
A. M. Simons: The American Farmer,<br />
2. Aufl. Chicago 1906, S.74ff<br />
an die Zeit, wo sich die Farmer in bedeutendem Maße mit Gewerbe befaßten,<br />
d. h., wo sie selbst einen bedeutenden Teil <strong>des</strong>sen verfertigten, was sie für ihren<br />
eigenen Bedarf brauchten. Jeder Farmer hatte eine Kollektion Werkzeuge, mit<br />
deren Hilfe er aus Holz Gerätschaften verfertigte, wie z. B. Heugabel und Harke,<br />
Stiele zum Spaten und Pfl ug, Deichseln für den Wagen und eine Menge anderer<br />
Holzgeräte. Ferner produzierte der Farmer Flachs und Hanf, Schafwolle<br />
und Baumwolle. <strong>Die</strong>se Textilstoff e wurden auf der Farm verarbeitet: Sie wurden<br />
im Hause versponnen und gewoben, ebenso wurden im Hause Kleider,<br />
Wäsche und dergleichen verfertigt, und alles dies wurde von ihm selbst verbraucht.<br />
Bei jeder Farm gab es eine kleine Werkstatt für Zimmermann-, Tischler-<br />
und Schlosserarbeit, im Hause selbst aber eine Wollkratze und einen Webstuhl;<br />
es wurden Teppiche, Decken und anderes Bettzeug gewoben; auf jeder Farm<br />
wurden Gänse gehalten, mit deren Daunen und Federn man die Kissen und<br />
Federbetten füllte; der Überfl uß wurde auf dem Markt der nächsten Stadt verkauft.<br />
Im Winter wurden Weizen, Mehl, Mais in großen mit 6 oder 8 Pferden<br />
bespannten Wagen zum Markt gefahren, hundert oder zweihundert Meilen weit,<br />
dort kaufte man für das nächste Jahr Kolonialwaren, gewisse Stoff e und dergleichen<br />
ein. Man konnte auch unter den Farmern verschiedene Handwerker<br />
fi nden. Ein Wagen wurde auf der Farm während der Dauer von einem oder<br />
zwei Jahren hergestellt. Das Material dazu fand man in der Nähe: die Art <strong>des</strong><br />
zu benutzenden Bauholzes wurde im Vertrag mit dem Nachbar genau festgesetzt;<br />
es mußte in einer bestimmten Zeit geliefert und dann eine bestimmte<br />
Zeit lang getrocknet werden, so daß, wenn der Wagen fertig war, beide Parteien<br />
<strong>des</strong> Vertrages wußten, woher je<strong>des</strong> Holzstück kam und wie lange es getrocknet<br />
wurde. In der Winterszeit verfertigte der Zimmermann aus der<br />
Nachbarschaft Fensterkreuze, Decken, Türen, Simse und Gebälke für die nächste<br />
Saison. Waren die Herbstfröste gekommen, dann saß der Schuhmacher in<br />
der Wohnung <strong>des</strong> Farmers im Winkel und verfertigte für die Familie Schuhe.<br />
Alles dies wurde zu Hause gemacht, und ein großer Teil der Ausgaben wurde<br />
mit Produkten der Farm bezahlt. Wenn der Winter kam, war es Zeit, sich mit<br />
Fleisch zu versehen; dieses wurde zubereitet und geräuchert aufbewahrt. Der<br />
Obstgarten lieferte Obst zum Most, zum Apfelmus und zu allerlei Konserven,<br />
vollauf genügend für den Bedarf der Familie während <strong>des</strong> Jahres und darüber<br />
hinaus. Der Weizen wurde allmählich nach Bedarf gedroschen, gerade soviel,<br />
wie man Bargeld brauchte. Alles wurde aufbewahrt und verbraucht. Eine der<br />
Folgen derartiger Wirtschaftsweise war, daß man verhältnismäßig wenig Geld<br />
brauchte, um das Geschäft zu führen. Im Durchschnitt dürften hundert Dollar<br />
für die größte Farm genügt haben, um Knechte zu dingen, Ackergeräte zu reparieren<br />
und andere zufällige Ausgaben zu decken.²²⁹<br />
<strong>Die</strong>ses Idyll sollte nach dem Sezessionskriege ein jähes Ende fi nden. <strong>Die</strong><br />
enorme Staatsschuld von 6 Milliarden Dollar, die er der Union aufge bürdet hatte,<br />
zog eine starke Erhöhung der Steuerlasten nach sich. Namentlich beginnt aber<br />
seit dem Kriege eine fi eberhafte Entwicklung <strong>des</strong> modernen Verkehrswesens,<br />
der Industrie, besonders der Maschinenindustrie, unter Beihilfe <strong>des</strong> steigenden<br />
Schutzzolls. Zur Ermunterung <strong>des</strong> Eisenbahnbaus und der Besiedelung <strong>des</strong><br />
Lan<strong>des</strong> mit Farmern wurden den Eisenbahngesellschaften großartige Schenkungen<br />
aus nationalen Ländereien gemacht. 1867 allein haben sie über 74 Millionen<br />
Hektar Lan<strong>des</strong> bekommen. Das Eisenbahnnetz wuchs denn auch in beispielloser<br />
262 <strong>Die</strong> geschichtlichen Bedingungen der <strong>Akkumulation</strong>