Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
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›zu (persönlichen) Konsumtionszwecken<br />
der Kapitalistenklasse‹:<br />
zur eigtl. Konsumtion, nicht zu produktiver<br />
Konsumtion – das konsumierte<br />
Produkt scheidet aus dem<br />
ökonomischen Kreislauf aus, wer es<br />
konsumiert ist ökonomisch weniger<br />
bedeutsam als politisch, das wie<br />
da gegen sehr. Nebenbei: da nach<br />
Ablauf der Zirkulation sich sowohl<br />
die Waren als auch das Geld wieder<br />
in den Händen der Kapitalisten<br />
befinden, haben sie die Waren umsonst<br />
erhalten, unbezahlt.<br />
So besehen bleibt die Frage, weshalb<br />
und woher dieser Mehrwert in<br />
Geldform, das Geld stammt, und sie<br />
bleibt, wie oben, S.42, im Text erwähnt,<br />
zunächst ausgeklammert.<br />
Schema haben wir ausschließlich mit kapitalistischer Produktion zu tun -, so ist<br />
damit gegeben, daß dieses Geld sich wie Kapital in jeder Gestalt im Besitz der<br />
Kapitalistenklasse befi nden muß, von ihr in Zirkulation geworfen wird, um zu<br />
ihr aus der Zirkulation zurückzukehren.<br />
Nur ein Detail kann auf den ersten Blick frappieren. Wenn das ganze<br />
Geld, das in der Gesellschaft zirkuliert, von den Kapitalisten hineinge- <br />
worfen wird, so folgt daraus, daß die Kapitalisten auch zur Realisierung ihres<br />
eigenen Mehrwerts das Geld selbst vorschießen müssen. <strong>Die</strong> Sache sieht so aus,<br />
als wenn sich die Kapitalisten als Klasse ihren eigenen Mehrwert mit eigenem<br />
Geld bezahlen müßten, und da das entsprechende Geld auch noch vor der jeweiligen<br />
Realisierung <strong>des</strong> Produkts jeder Produktionsperiode, bereits von früher her,<br />
im Besitze der Kapitalistenklasse sein muß, so kann es auf den ersten Blick scheinen,<br />
daß die Mehrwertaneignung nicht, wie tatsächlich, auf unbezahlter Arbeit<br />
der Lohnarbeiter beruht, sondern ein Resultat <strong>des</strong> bloßen Warenaustausches<br />
ist, zu dem die Kapitalistenklasse selbst das Geld im gleichen Betrage liefert.<br />
Eine kurze Überlegung verscheucht den falschen Schein. Nach dem allgemeinen<br />
Ablauf der Zirkulation befi ndet sich die Kapitalistenklasse nach wie vor im<br />
Besitz ihres Geldbetrages, der zu ihr zurückkehrt oder in ihren Händen bleibt,<br />
während sie außerdem Lebensmittel in gleichem Betrage erworben und verzehrt<br />
hat – wir bleiben wohlgemerkt immer bei der Hauptvoraussetzung <strong>des</strong><br />
Reproduktionsschemas einfache Reproduktion, d. h. Erneuerung der Produktion<br />
im alten Umfang und Verwendung <strong>des</strong> ganzen produzierten Mehrwerts zu persönlichen<br />
Konsumtionszwecken der Kapitalistenklasse.<br />
Der falsche Schein verschwindet übrigens ganz, wenn wir nicht bei<br />
einer Reproduktionsperiode stehenbleiben, sondern mehrere Perioden in ihrer<br />
Aufeinanderfolge und gegenseitigen Verschlingung betrachten. Das, was<br />
die Kapitalisten heute als Geld zur Realisierung ihres eigenen Mehrwertes<br />
in die Zirkulation werfen, ist nämlich nichts anderes als die Geldgestalt ihres<br />
Mehrwertes aus der vergangenen Produktionsperiode. Wenn der Kapitalist zum<br />
Ankauf seiner Lebensmittel Geld aus der eigenen Tasche vorschießen muß, während<br />
sein neuproduzierter Mehrwert in ungenießbarer Naturalform oder <strong>des</strong>sen<br />
genießbare Naturalform in fremden Händen sich befi ndet, so kam andererseits<br />
das Geld, das er jetzt sich selbst vorschießt, in seine Tasche als Resultat der<br />
Realisierung seines Mehrwertes aus der vorigen Periode. Und dieses Geld wird<br />
zu ihm wieder zurückkehren, wenn er seinen neuen in Warenform steckenden<br />
Mehrwert realisiert hat. Im Laufe mehrerer Perioden ergibt sich also, daß die<br />
Kapitalistenklasse regelmäßig aus der Zirkulation außer allen Naturalformen ihres<br />
<strong>Kapitals</strong> auch noch ihre eigenen Konsummittel herausfi scht, wobei aber ihr<br />
ursprünglicher Geldbetrag ständig in ihrem Besitz unverändert bleibt.<br />
Für den Einzelkapitalisten ergibt sich aus der Betrachtung der Geldzirkulation,<br />
daß er nie sein Geldkapital zum vollen Betrag in Produk- <br />
tionsmittel verwandeln kann, vielmehr stets einen gewissen Kapitalteil in<br />
Geldform zu Zwecken <strong>des</strong> variablen <strong>Kapitals</strong>, für Löhne, übriglassen und ferner<br />
Kapitalreserven für fortlaufenden Ankauf von Produktionsmitteln im Verlaufe<br />
der Produktionsperiode zurücklegen muß. Außer diesen Kapitalreserven muß<br />
er aber Geldvorrat für Zwecke der persönlichen Konsumtion besitzen.<br />
Für den Reproduktionsprozeß <strong>des</strong> gesellschaftlichen Gesamtkapitals<br />
ergibt sich daraus die Notwendigkeit der Produktion und Reproduktion <strong>des</strong><br />
Geldmaterials. Da diese in unserer Annahme gleichfalls als kapitalistische<br />
48 Das Problem der Reproduktion