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Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

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ist eine immer größere Geldmenge notwendig. <strong>Die</strong>se wachsende Geldmenge<br />

muß eben – beschaff t werden. Das ist alles unzweifelhaft richtig und einleuchtend,<br />

aber das Problem, um das es sich handelte, ist damit nicht gelöst, sondern<br />

verschwunden.<br />

Eins von beiden. Entweder betrachtet man das gesellschaftliche Gesamtprodukt<br />

(der kapitalistischen Wirtschaft) einfach als eine Warenmasse von bestimmtem<br />

Wert, als einen ›Warenbrei‹, und sieht, bei Bedingungen der <strong>Akkumulation</strong>,<br />

nur ein Anwachsen dieses unterschiedslosen Warenbreis und <strong>des</strong>sen<br />

Wert masse. Dann wird nur zu konstatieren sein, daß zur Zirkulation dieser<br />

Wert masse eine entsprechende Geldmenge notwendig ist, daß diese Geldmenge<br />

wachsen muß, wenn die Wertmasse wächst – falls die Beschleunigung <strong>des</strong><br />

Verkehrs und seine Ökonomisierung den Wertzuwachs nicht aufwiegen. Und<br />

etwa auf eine letzte Frage, woher denn schließlich alles Geld komme, kann man<br />

mit Marx die Antwort geben: aus den Goldgruben. Das ist auch ein Standpunkt,<br />

nämlich der Standpunkt der einfachen Warenzirkulation. Aber dann braucht<br />

man nicht Begriff e wie konstantes und variables Kapital und Mehrwert hineinzubringen,<br />

die nicht zur einfachen Warenzirkulation, sondern zur Kapitalzirkulation<br />

und zur gesellschaftlichen Reproduktion gehören, und man braucht<br />

dann nicht die Frage zu stellen: Wo kommt das Geld her, um den gesellschaftlichen<br />

Mehrwert, und zwar 1. sub einfacher Reproduktion, 2. sub erweiterter<br />

Repro duktion zu realisieren? Solche Fragen haben vom Standpunkte der<br />

ein fachen Waren- und Geldzirkulation gar keinen Sinn und Inhalt. Hat man<br />

aber einmal diese Fragen gestellt und die Untersuchung auf das Geleise der<br />

Kapitalzirkulation und der gesellschaftlichen Reproduktion eingestellt, dann<br />

darf man nicht die Antwort im Bereiche der einfachen Warenzirkulation suchen,<br />

um – da hier das Problem nicht existiert und nicht beantwortet werden<br />

kann – hinterher zu erklären: das Problem sei schon längst beantwortet, es existiere<br />

überhaupt nicht.<br />

<strong>Die</strong> Fragestellung selbst ist also bei Marx die ganze Zeit schief gewesen.<br />

Es hat keinen ersichtlichen Zweck zu fragen: Wo kommt das Geld her, um<br />

den Mehrwert zu realisieren? Sondern die Frage muß lauten: Wo kommt die<br />

Nachfrage her, wo ist das zahlungsfähige Bedürfnis für den Mehrwert? War die<br />

Frage von Anfang an so gestellt, so hätte es nicht so langwieriger Umwege bedurft,<br />

um ihre Lösbarkeit respektive Unlösbarkeit klar hervortreten zu lassen.<br />

Unter der Annahme der einfachen Reproduktion ist die Sache einfach genug:<br />

Da der ganze Mehrwert von den Kapitalisten verzehrt wird, so sind sie eben<br />

selbst die Abnehmer, die Nachfrage für den gesellschaftlichen Mehrwert in seinem<br />

ganzen Umfang, müssen also auch das zur Zirkulation <strong>des</strong> Mehrwerts<br />

nötige Kleingeld in der Tasche haben. Aber gerade aus derselben Tatsache ergibt<br />

sich mit Evidenz, daß unter der Bedingung der <strong>Akkumulation</strong>, d. h. der<br />

Kapitalisierung eines Teils <strong>des</strong> Mehrwerts, die Kapitalistenklasse selbst unmöglich<br />

ihren ganzen Mehrwert abkaufen, realisieren kann. Es stimmt schon, daß<br />

genug Geld beschaff t werden muß, um den kapitalisierten Mehrwert zu realisieren<br />

– wenn er überhaupt realisiert werden soll. Aber dieses Geld kann unmöglich<br />

aus der Tasche der Kapitalisten selbst kommen. Sie sind vielmehr gerade<br />

durch Annahme der <strong>Akkumulation</strong> Nichtabnehmer ihres Mehrwerts, auch<br />

wenn sie – abstrakt genommen – hierfür Geld genug in der Tasche hätten. Wer<br />

kann aber sonst die Nachfrage nach den Waren darstellen, in denen der kapitalisierte<br />

Mehrwert steckt?<br />

Das Problem der Reproduktion 95<br />

[Marx fährt fort: ›Soweit also die<br />

mit dem Kreditwesen sich entwikkelnden<br />

Aushilfsmittel […] Es erledigt<br />

sich damit auch die abgeschmackte<br />

Frage, ob die kapitalistische<br />

Produktion in ihrem jetzigen<br />

Umfang ohne das Kreditwesen<br />

(selbst nur von diesem Standpunkt<br />

betrachtet) möglich wäre, d. h. mit<br />

bloß metallischer Zirkulation. Es<br />

ist dies offenbar nicht der Fall. Sie<br />

hätte viel mehr Schranken gefunden<br />

an dem Umfang der Edelmetallproduktion.<br />

Andrerseits muß<br />

man sich keine mystischen Vorstellungen<br />

machen über die produktive<br />

Kraft <strong>des</strong> Kreditwesens, soweit<br />

es Geldkapital zur Verfügung , stellt<br />

oder flüssig macht.‹; a.a.O., S.347]<br />

Auch so das Problem, einfach<br />

oder erweitert, mit oder ohne <strong>Akkumulation</strong>:<br />

Wenn zu Beginn eines<br />

Zyklus’ ein (das) Kapital eine bestimmte<br />

Größe besitzt, eine Geldmenge<br />

(Wertgröße) ist, die umgesetzt<br />

wird in die Elemente <strong>des</strong><br />

Produktionsprozesses, welcher an<br />

seinem Ende einen – nämlich um<br />

den Mehrwert – größeren Wert<br />

hat als zu Beginn, bleibt immer die<br />

Frage, wo das Geld ist, um das als<br />

Wertprodukt vorhandene Mehr pro -<br />

dukt zu kaufen. Da es erwiesenermaßen<br />

nicht existiert per omnia<br />

saecula saeculorum, muß der<br />

Produktionsprozeß, der Produktionsprozeß<br />

<strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> selbst<br />

nicht bloß Güter in Waren form,<br />

Produkte konkreter Arbeit, sondern<br />

auch das ihren Wert darstellende<br />

Geld her vor bringen, in welchem die<br />

Privat arbeit als allgemeine menschliche<br />

Arbeit erscheint. Mit der Entfaltung<br />

der Ware(nproduktion) entwickelt<br />

sich auch der Keim der in<br />

ihr steckenden Geldform. Aber wie?<br />

Bei der einfachen Reproduktion<br />

ist der Trick einfach, es ist einfach<br />

und einmal als ›historisch‹ gegeben<br />

vorausgesetzt.

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