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Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

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zuzuschneiden. ›Der Hopfenpfl anzer‹, sagt er, ›der etwa hundert Sack Hopfen<br />

zu Markt bringt, denkt soviel an das Angebot von Hüten und Schuhen wie an<br />

Sonnenfl ecke. Woran denkt er alsdann? Und was will er in Austausch für seinen<br />

Hopfen kriegen? Mr. Mill scheint der Meinung zu sein, daß es die größte<br />

Ignoranz in der politischen Ökonomie verraten hieße, zu sagen, er wolle Geld.<br />

Dennoch habe ich keine Bedenken, auf die Gefahr hin, dieser großen Ignoranz<br />

geziehen zu werden, zu erklären, daß es gerade Geld ist, was er (der Pfl anzer)<br />

braucht.‹<br />

Denn sowohl die Rente, die er dem Grundherrn, wie die Löhne,<br />

die er den Arbeitern zahlen muß, wie endlich der Ankauf seiner Rohstoff e und<br />

Werkzeuge, die er zur Fortführung seiner Pfl anzungen braucht, können nur<br />

mit Geld gedeckt werden. Auf diesem Punkt besteht Malthus mit großer Ausführlichkeit;<br />

er fi ndet es direkt ›erstaunlich‹, daß Nationalökonomen von Ruf<br />

zu den gewagtesten und unmöglichsten Beispielen lieber Zufl ucht nehmen als<br />

zu der Annahme <strong>des</strong> Geldaustausches.‹⁹⁷<br />

Im übrigen begnügt sich Malthus damit, den Mechanismus zu schildern,<br />

wie ein zu großes Angebot durch die Senkung der Preise unter die Produktionskosten<br />

von selbst eine Einschränkung der Produktion herbeiführe und<br />

umgekehrt. ›Aber diese Tendenz, durch den natürlichen Lauf der Dinge die<br />

Überproduktion oder die Unterproduktion zu kurieren, ist kein Beweis, daß<br />

diese Übel nicht existieren.‹<br />

Man sieht, Malthus bewegt sich, trotz seines entgegengesetzten Standpunktes<br />

in der Frage der Krisen, genau in demselben Geleise wie Ricardo, Mill,<br />

Say und MacCulloch: Für ihn existiert gleichfalls nur der Warenaustausch.<br />

Der gesellschaftliche Reproduktionsprozeß mit seinen großen Kategorien und<br />

Zusammenhängen, der Sismondi ganz in Anspruch nahm, wird hier nicht im<br />

geringsten berücksichtigt.<br />

Bei so vielfachen Gegensätzen in der grundsätzlichen Auff assung bestand<br />

das Gemeinsame zwischen der Kritik Sismondis und derjenigen Malthus’ lediglich<br />

im folgenden:<br />

1. Beide lehnen gegen die Ricardianer und Say den Satz von dem prästabilierten<br />

Gleichgewicht zwischen Konsumtion und Produktion ab.<br />

2. Beide behaupten die Möglichkeit nicht bloß partieller, sondern allgemeiner<br />

Krisen.<br />

Hier hört aber die Gemeinsamkeit auf. Wenn Sismondi die Ursache der<br />

Krisen in dem niedrigen Stand der Löhne und in der beschränkten Konsumtions<br />

fähigkeit der Kapitalisten sucht, so verwandelt Malthus umgekehrt die<br />

niedrigen Löhne in ein Naturgesetz der Bevölkerungsbewegung, für die beschränkte<br />

Konsumtion der Kapitalisten fi ndet er aber Ersatz in der Konsumtion<br />

der Parasiten <strong>des</strong> Mehrwerts, wie Landadel, Klerus, deren Aufnahmefähigkeit<br />

für Reichtum und Luxus keine Schranken hat: <strong>Die</strong> Kirche hat einen guten<br />

Magen.<br />

Und wenn beide, Malthus wie Sismondi, für das Heil der kapitalistischen<br />

<strong>Akkumulation</strong> und ihre Rettung aus der Klemme nach einer Kategorie<br />

von Konsumenten suchen, die kaufen ohne zu verkaufen, so sucht sie Sismondi<br />

zu dem Zwecke, um den Überschuß <strong>des</strong> gesellschaftlichen Produkts über die<br />

Konsumtion der Arbeiter und der Kapitalisten, also den kapitalisierten Teil <strong>des</strong><br />

Geschichtliche Darstellung <strong>des</strong> Problems 137<br />

97 ›I suppose they are afraid<br />

of the imputation of thinking that<br />

wealth consists in money. But<br />

though it is certainly true that<br />

wealth does not consist in money, it<br />

is equally true that money is a most<br />

powerful agent in the distribution<br />

of wealth, and those who, in a<br />

country where all exchanges are<br />

practically effected by money,<br />

continue the attempt to explain the<br />

principles of demand and supply,<br />

and the variations of wages and<br />

profits, by referring chiefly to hats,<br />

shoes, corn, suits of clothing, &c,<br />

must of necessity fail.‹<br />

(l.c., S.60, Fußnote)

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