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Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

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in seiner Naturalgestalt Einnahme <strong>des</strong> deutschen und sonstigen auswärtigen<br />

<strong>Kapitals</strong>, es vollzieht die <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> europäischen <strong>Kapitals</strong>, selbst bevor<br />

es seine eigene bäuerlich-asiatische Gebrauchsgestalt abgestoßen hat, es realisiert<br />

den kapitalistischen Mehrwert, bevor es Ware geworden und den eigenen<br />

Wert realisiert hat. Der Stoff wechsel geht hier in seiner brutalen und unverblümten<br />

Form direkt zwischen dem europäischen Kapital und der asiatischen<br />

Bauernwirtschaft vor sich, während der türkische Staat auf seine wirkliche<br />

Rolle <strong>des</strong> politischen Apparats zur Auspressung der Bauernwirtschaft für die<br />

Zwecke <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> – die eigentliche Funktion aller orientalischen Staaten in<br />

der Periode <strong>des</strong> kapitalistischen Imperialismus – reduziert wird. Das Geschäft,<br />

das äußerlich als eine abgeschmackte Tautologie als Bezahlen deutscher Waren<br />

mit deutschem Kapital in Asien erscheint, bei dem die braven Deutschen den<br />

schlauen Türken nur den ›Genuß‹ der großen Kulturwerke überlassen, ist im<br />

Grunde genommen ein Austausch zwischen dem deutschen Kapital und der<br />

asiatischen Bauernwirtschaft, ein mit Zwangsmitteln <strong>des</strong> Staates durchgeführter<br />

Austausch. <strong>Die</strong> Resultate <strong>des</strong> Geschäfts sind: auf der einen Seite die fortschreitende<br />

Kapitalakkumulation und eine wachsende ›Interessensphäre‹ als Vorwand<br />

für die weitere politische und wirtschaftliche Expansion <strong>des</strong> deutschen <strong>Kapitals</strong><br />

in der Türkei; auf der anderen Seite Eisenbahnen und Warenverkehr<br />

auf der Grundlage der rapiden Zersetzung, <strong>des</strong> Ruins und der Aussaugung der<br />

asiatischen Bauernwirtschaft durch den Staat sowie der wachsenden fi nanziellen<br />

und politischen Abhängigkeit <strong>des</strong> türkischen Staates vom europäischen<br />

Kapital.²⁶⁴<br />

<strong>Die</strong> geschichtlichen Bedingungen der <strong>Akkumulation</strong> 297<br />

264 ݆brigens ist in diesem<br />

Lande alles schwierig und verzwickt.<br />

Will die Regierung ein<br />

Mono pol auf Zigarettenpapier oder<br />

Spielkarten schaffen, gleich sind<br />

Frankreich und Österreich-Ungarn<br />

da, um im Interesse ihres Handels<br />

ein Veto einzulegen. Handelt es<br />

sich um Petroleum, so wird Rußland<br />

Einwände erheben, und selbst<br />

die am wenigsten interessierten<br />

Mächte werden ihre Zustimmung<br />

zu irgendeiner Sache von irgendwelchen<br />

Regelungen abhängig<br />

machen. Der Türkei ergeht es wie<br />

Sancho Pansa bei seiner Mahlzeit:<br />

Sooft der Finanzminister eine Sache<br />

angreifen will, erhebt sich irgendein<br />

Diplomat, um ihm in den Arm<br />

zu fallen und sein Veto entgegenzuhalten.‹<br />

(Morawitz: l.c., S.70)

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