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Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

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darunter, da bei Herrn Woronzow alles möglich ist, auch die Marxsche Th eorie<br />

zu verstehen sein. Aber auch Rodbertus sollte nicht ›unverbessert‹ aus den Händen<br />

<strong>des</strong> originellen russischen Denkers hervorgehen. Zu der Rodbertusschen<br />

Th eorie macht Woronzow nur die Korrektur, daß er aus ihr ausschaltet, was<br />

bei Rodbertus der Zentralpunkt <strong>des</strong> ganzen Systems war: die Fixierung der<br />

Lohnquote am Wert <strong>des</strong> Gesamtprodukts. Nach Herrn Woronzow wäre nämlich<br />

auch diese Maßregel gegen Krisen ein Palliativmittel, denn ›die unmittelbare<br />

Ursache der erwähnten Erscheinungen (Überproduktion, Arbeitslosigkeit usw.)<br />

liegt nicht darin, daß der Anteil der arbeitenden Klassen am Nationaleinkommen<br />

zu klein ist, sondern darin, daß die Kapitalistenklasse nicht imstande ist, je<strong>des</strong><br />

Jahr die Masse Produkte zu verzehren, die ihr zufällt.‹¹⁴³ Nachdem er aber soeben<br />

die Rodbertussche Reform der Einkommensverteilung abgelehnt hat, landet<br />

Woronzow mit der ihm eigenen ›streng logischen Konsequenz‹ schließlich<br />

bei der folgenden Prognose für die künftigen Schicksale <strong>des</strong> Kapitalismus:<br />

›Wenn nach alledem der industriellen Organisation, die in Westeuropa<br />

herrscht, noch weiter zu blühen und zu gedeihen beschieden sein sollte, so nur<br />

unter der Bedingung, daß Mittel gefunden werden, denjenigen Teil <strong>des</strong> Nationaleinkommens<br />

zu vernichten (wörtlich so! – R.L.), der die Konsumtions fähigkeit<br />

der Kapitalistenklasse übersteigt und nichts<strong>des</strong>toweniger in ihre Hände gelangt.<br />

<strong>Die</strong> allereinfachste Lösung dieser Frage wäre eine entsprechende Änderung in<br />

der Verteilung <strong>des</strong> Nationaleinkommens unter den Teilnehmern der Produktion.<br />

Das kapitalistische Regime wäre für lange Zeit gesichert, wenn die Unternehmer<br />

von jedem Zuwachs <strong>des</strong> Nationaleinkommens für sich nur soviel behielten, wie<br />

sie zur Befriedigung aller ihrer Einfälle und Launen brauchen, den Rest aber<br />

der Arbeiterklasse, d. h. der Masse der Bevölkerung, überließen.‹¹⁴⁴ So endet<br />

das Ragout aus Ricardo, Marx, Sismondi und Rodbertus mit der Entdeckung,<br />

daß die kapitalistische Produktion von der Überproduktion radikal kuriert wäre<br />

und in alle Ewigkeit ›blühen und gedeihen‹ könnte, wenn die Kapitalisten auf<br />

die Kapitalisierung <strong>des</strong> Mehrwerts verzichteten und den entsprechenden Teil<br />

<strong>des</strong> Mehrwerts den Arbeitern zum Geschenk machen würden. Inzwischen, bis<br />

die Kapitalisten so vernünftig werden, den guten Rat <strong>des</strong> Herrn Woron<br />

zow anzunehmen, verfallen sie auf andere Mittel, alljährlich einen Teil ihres<br />

Mehrwerts zu ›vernichten‹. Zu diesen probaten Mitteln gehört unter anderm<br />

der moderne Militarismus, und zwar, da Herr Woronzow mit tödlicher<br />

Sicherheit alles auf den Kopf zu stellen weiß, gerade in dem Maße, wie die<br />

Kosten <strong>des</strong> Militarismus nicht aus den Mitteln der arbeitenden Volksmasse,<br />

sondern aus dem Einkommen der Kapitalistenklasse bestritten werden. In erster<br />

Linie aber besteht das Rettungsmittel <strong>des</strong> Kapitalismus im auswärtigen<br />

Handel. Und das ist wiederum die ›Achillesferse‹ <strong>des</strong> russischen Kapitalismus.<br />

Als letzter an der Tafel <strong>des</strong> Weltmarktes hat er bei der Konkurrenz älterer kapitalistischer<br />

Länder <strong>des</strong> Westens nur das Nachsehen, und so geht dem russischen<br />

Kapitalismus zusammen mit der Aussicht auf auswärtige Märkte auch die<br />

wichtigste Bedingung seiner Lebensfähigkeit ab, Rußland bleibt das ›Reich der<br />

Bauern‹ und der ›Volksproduktion‹.<br />

›Wenn das alles richtig ist‹, schließt W. W. seinen Aufsatz vom ›Überschuß<br />

bei der Versorgung <strong>des</strong> Marktes mit Waren‹, ›dann ergeben sich daraus auch die<br />

Schranken für die Herrschaft <strong>des</strong> Kapitalismus in Rußland: <strong>Die</strong> Landwirtschaft<br />

muß seiner Leitung entzogen werden; aber auch auf dem Gebiete der Industrie<br />

darf seine Entwicklung nicht zu sehr vernichtend auf die Hausindustrie<br />

Geschichtliche Darstellung <strong>des</strong> Problems 177<br />

143 l.c., S.80<br />

144 l.c., S.83. Vgl. Umrisse der<br />

theoretischen Nationalökonomie,<br />

S.19

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