Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
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is Marx, gerade von dieser Voraussetzung aus, die die Lösung <strong>des</strong> Problems unmöglich<br />
machte. A Das richtige Gefühl für die Notwendigkeit ›dritter Personen‹,<br />
d. h. Konsumenten außerhalb der unmittelbaren Agenten der kapitalistischen<br />
Produktion: der Arbeiter und Kapitalisten, zur Realisierung <strong>des</strong> Mehrwerts,<br />
führte zu allerlei Ausfl üchten: zu der ›unproduktiven Konsumtion‹, die bei<br />
Mal thus in der Person <strong>des</strong> feudalen Grundbesitzers, bei Woronzow in dem<br />
Mili tarismus, bei Struve in den ›liberalen Berufen‹ und sonstigem Anhang<br />
der Kapitalistenklasse verkörpert ist, ferner zur Heranziehung <strong>des</strong> auswärtigen<br />
Handels, der bei allen Skeptikern der <strong>Akkumulation</strong> von Sismondi bis<br />
Nikolai-on als Sicherheitsventil eine hervorragende Rolle spielte. Zum andern<br />
Teil führte die Unlösbarkeit der Aufgabe zum Verzicht auf die <strong>Akkumulation</strong>,<br />
wie bei v. Kirchmann und Rodbertus, oder wenigstens zur angeblichen<br />
Notwendigkeit, die <strong>Akkumulation</strong> möglichst zu dämpfen, wie bei Sismondi und<br />
<strong>des</strong>sen russischen Epigonen, den ›Volkstümlern‹.<br />
Doch erst die tiefere Analyse und die exakte schematische Darstellung<br />
<strong>des</strong> Prozesses der Gesamtproduktion durch Marx, namentlich seine geniale<br />
Darstellung <strong>des</strong> Problems der einfachen Reproduktion, konnte den springenden<br />
Punkt <strong>des</strong> <strong>Akkumulation</strong>sproblems und die wunde Stelle der früheren Versuche<br />
seiner Lösung bloßlegen. <strong>Die</strong> Analyse der <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> Gesamtkapitals,<br />
die bei Marx abbricht, kaum daß sie begonnen hat, und die obendrein,<br />
wie erwähnt, durch die dem Problem ungünstige Polemik gegen die Smithsche<br />
Ana lyse beherrscht ist, hat direkt keine fertige Lösung gegeben, sie vielmehr<br />
gleich falls durch die Voraussetzung von der Alleinherrschaft der kapitalistischen<br />
Produktionsweise erschwert. Aber gerade die ganze Analyse der einfachen<br />
Repro duktion bei Marx sowie die Charakteristik <strong>des</strong> kapitalistischen Gesamt<br />
prozesses mit <strong>des</strong>sen inneren Widersprüchen und ihrer Entfaltung (im<br />
dritten Bande <strong>des</strong> ›<strong>Kapitals</strong>‹) enthalten implicite eine Aufl ösung <strong>des</strong> <strong>Akkumulation</strong>sproblems,<br />
die sich mit den übrigen Teilen der Marxschen Lehre wie mit<br />
der historischen Erfahrung und der täglichen Praxis <strong>des</strong> Kapitalismus in Einklang<br />
befi ndet, und geben somit die Möglichkeit, das Unzureichende <strong>des</strong> Schemas<br />
zu ergänzen. Das Schema der erweiterten Reproduktion weist bei näherem<br />
Zusehen selbst in allen seinen Beziehungen über sich hinaus auf Ver hältnisse,<br />
die außerhalb der kapitalistischen Produktion und <strong>Akkumulation</strong> liegen.<br />
Wir haben bis jetzt die erweiterte Reproduktion nur von einer Seite betrachtet,<br />
nämlich von der Frage aus: Wie wird der Mehrwert realisiert? <strong>Die</strong>s<br />
war die Schwierigkeit, mit der sich die Skeptiker bis jetzt ausschließlich beschäftigten.<br />
<strong>Die</strong> Realisierung <strong>des</strong> Mehrwerts ist in der Tat die Lebensfrage<br />
der kapitalistischen <strong>Akkumulation</strong>. Sehen wir der Einfachheit halber ganz<br />
von dem Konsumtionsfonds der Kapitalisten ab, so erfordert die Realisierung<br />
<strong>des</strong> Mehrwerts als erste Bedingung einen Kreis von Abnehmern außerhalb<br />
der kapitalistischen Gesellschaft. Wir sagen: von Abnehmern B und nicht: von<br />
Konsumenten. C Denn die Realisierung <strong>des</strong> Mehrwerts D besagt von vornherein<br />
gar nichts über die Sachgestalt <strong>des</strong> Mehrwerts. E Das Entscheidende ist, daß<br />
der Mehrwert weder durch Arbeiter noch durch Kapitalisten realisiert werden<br />
kann, sondern durch Gesellschaftsschichten oder Gesellschaften, die selbst<br />
nicht kapitalistisch produzieren. F Es sind dabei zwei verschiedene Fälle denkbar.<br />
<strong>Die</strong> kapitalistische Produktion liefert Konsumtionsmittel über den eigenen<br />
(der Arbeiter und Kapitalisten) Bedarf hinaus, deren Abnehmer nichtkapitalistische<br />
Schichten und Länder sind. Z.B. die englische Baumwollindustrie<br />
<strong>Die</strong> geschichtlichen Bedingungen der <strong>Akkumulation</strong> 227<br />
A Das ist eine These von R.L.<br />
Besagte ›Unmöglichkeit‹ ist die bestimmte<br />
Unmöglichkeit einer ›störungsfreien‹<br />
<strong>Akkumulation</strong>, deren<br />
Ursache ›die [auch relative] Armut<br />
der Massen‹, oder anders gesagt,<br />
ihre Subsumtion unter antagonistische<br />
Distributionsverhältnisse ist<br />
[siehe |S.213, Anm. 190, A|; zu<br />
Distribution: |K. Marx, Einleitung,<br />
edition bC, S.10|]. R.L. bestätigt<br />
das selbst: ›Stellen wir uns eine<br />
sozialistische Gesellschaft […].<br />
Vom Standpunkt der geregelten<br />
Gesellschaft muß die Sache natürlich<br />
nicht von der Abteilung I [Produktionsmittel,<br />
Verwertung →<br />
Mehrwert], sondern von der Abteilung<br />
II [Konsummittel → Be dürfnisse]<br />
angefaßt werden‹; |edition<br />
<strong>babbelClub</strong> 4, <strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong>, <strong>Die</strong><br />
<strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>, Erster<br />
Abschnitt, S.70, Abs. 3|].<br />
Einerseits ist R.Ls. enges Festhalten<br />
an der Hypothese eines<br />
nicht zu Ende entwickelten Modells<br />
[Marxschen Sche mata] zur Untersuchung<br />
spezifischer Aspekte <strong>des</strong><br />
Problems der Akku mulation <strong>des</strong><br />
[Gesamt]<strong>Kapitals</strong> selbst Teil <strong>des</strong> von<br />
ihr [unter dieser Voraussetzung]<br />
aufgeworfenen Problems, andererseits<br />
löst der Verweis auf ›Dritte‹,<br />
weder innerhalb noch außerhalb<br />
›kapitalistischer Verhältnisse‹ nicht<br />
das Problem <strong>des</strong> ›Gel<strong>des</strong>‹ [woher?],<br />
welches hinter der ›mangelnden<br />
zahlungsfähigen Nachfrage‹ steckt.<br />
B ›Abnehmer‹: Käufer, Geld.<br />
C ›Konsument‹: Verbraucher. Zielt<br />
auf den Unterschied von ›produktivem‹<br />
und ›unproduktivem‹ Konsum.<br />
D ›Realisierung <strong>des</strong> Mehrwerts‹:<br />
Verkauf <strong>des</strong> Mehrprodukts [Waren].<br />
E ›Sachgestalt <strong>des</strong> Mehrwerts‹:<br />
Gebrauchswert der Waren [Mehrpro<br />
dukt], worin der Mehrwert enthalten<br />
ist. <strong>Die</strong>ser Gebrauchswert<br />
bestimmt, ob die Ware produktiv<br />
oder unproduktiv konsumiert werden<br />
kann oder muß.<br />
F Das ist bis dato nur R.Ls. These.<br />
Daß [zum damaligen Zeitpunkt] in<br />
protokapitalistische Sozietäten verkauft<br />
wird [worden ist], ist kein<br />
Beweis. Auch erklärt dies nicht, wo<br />
das ›Geld‹ [zahlungsfähige Nachfrage]<br />
dieser ›Bereiche‹ herstammt.