Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
114 Siehe l.c., Bd. III, S.182<br />
a 1844/1845 war es in Preußen<br />
zu einer durch Eisenbahnbauspekulationen<br />
(seit 1842) ausgelösten<br />
Geldverknappung gekommen.<br />
Seither garantierte der preußische<br />
Staat bei Zeichnung von<br />
Eisenbahnbauaktien einen ›gesetzlichen‹<br />
Zins von 3 1⁄ 2 Prozent.<br />
Unternehmer ohne gegenseitige Kenntnis <strong>des</strong> Umfangs ihrer Produktion – es<br />
kann also auch leicht geschehen, daß diese sich in dem Maße eines bestimmten<br />
Warenbedarfs täuschen und den Markt damit überfüllen.‹ Rodbertus spricht es<br />
auch rundweg heraus, daß diesen Krisen nur eine planmäßige Organisation der<br />
Wirtschaft, eine ›vollständige Umkehrung‹ der heutigen Eigentumsverhältnisse.<br />
die Vereinigung aller Produktionsmittel ›in der Hand einer einzigen gesellschaftlichen<br />
Behörde‹ abhelfen könnte. Er beeilt sich freilich auch hier<br />
gleich zur Beruhigung der Gemüter hinzuzufügen, daß er es dahingestellt sein<br />
lasse, ob ein solcher Zustand möglich sei, ›aber jedenfalls wäre in ihm die einzige<br />
Möglichkeit gegeben, diese Art von Absatzstockungen zu verhindern‹. Er<br />
unterstreicht also hier, daß er die Anarchie der heutigen Produktionsweise nur<br />
für eine bestimmte partielle Erscheinungsform der Krisen verantwortlich macht.<br />
Rodbertus verwirft mit Hohn den Say-Ricardoschen Satz von dem natürlichen<br />
Gleichgewicht zwischen Konsumtion und Produktion und legt ganz<br />
wie Sismondi den Nachdruck auf die Kaufkraft der Gesellschaft, die er wieder<br />
wie Sismondi von der Einkommensverteilung abhängig macht. Trotzdem akzeptiert<br />
er die Sismondische Krisentheorie, namentlich in ihren Schlußfolgerungen,<br />
durchaus nicht und stellt sich zu ihr in scharfen Gegensatz. Wenn Sismondi<br />
nämlich in der schrankenlosen Ausdehnung der Produktion ohne Rücksicht<br />
auf die Einkommensschranken die Quelle <strong>des</strong> Übels sah, und dementsprechend<br />
die Eindämmung der Produktion predigte, tritt Rodbertus umgekehrt für die<br />
kräftigste und schrankenlose Ausdehnung der Produktion, <strong>des</strong> Reichtums, der<br />
Produktivkräfte ein. <strong>Die</strong> Gesellschaft, meint er, bedürfe einer ungehinderten<br />
Zunahme ihres Reichtums. Wer den Reichtum der Gesellschaft verwerfe, verwerfe<br />
mit ihrer Macht ihren Fortschritt, mit diesem ihre Tugend, wer seiner<br />
Zunahme Hindernisse in den Weg werfe, werfe sie ihrem Fortschritte überhaupt<br />
in den Weg. Jede Zunahme <strong>des</strong> Wissens, Wollens und Könnens in<br />
der Gesellschaft sei an eine Zunahme <strong>des</strong> Reichtums gebunden.¹¹⁴ Von diesem<br />
Standpunkt aus war Rodbertus ein warmer Befürworter <strong>des</strong> Systems der<br />
Notenbanken, die er als unumgänglich Grundlage zur raschen und unbeschränkten<br />
Expansion der Gründertätigkeit betrachtete. Sowohl sein Aufsatz über die<br />
Hypothekennot aus dem Jahre 1858 wie schon die 1845 erschienene Abhandlung<br />
über die preußische Geldkrisis a sind dieser Beweisführung gewidmet. Er wendet<br />
sich aber auch direkt polemisierend gegen die Mahnungen im Geiste Sismondis,<br />
wobei er auch hier die Sache zunächst in seiner ethisch-utopischen Weise anfaßt.<br />
›<strong>Die</strong> Unternehmer‹, deklamiert er, ›sind im wesentlichen nichts als volkswirtschaftliche<br />
Beamte, welche, wenn sie die nationalen Produktionsmittel, die ihnen<br />
die Institution <strong>des</strong> Eigentums unaufl öslich anvertraut hat, mit der Anspannung<br />
aller Kräfte arbeiten lassen, nur ihre Schuldigkeit tun. Denn das Kapital<br />
ist, wiederhole ich, nur zur Produktion da.‹ Weiter aber sachlich: ›Oder sollen<br />
sie (die Unternehmer) gar die akuten Leidenszufälle chronisch machen, indem<br />
sie von Anbeginn an und fortwährend mir geringeren Kräften, als sie in ihren<br />
Mitteln wirklich besitzen, arbeiten und auf diese Weise einen niedrige ren Grad<br />
der Heftigkeit mit einer unausgesetzten Dauer <strong>des</strong> Übels erkaufen? Selbst wenn<br />
man so töricht wäre, ihnen solchen Rat zu geben, sie würden ihn nicht zu befolgen<br />
vermögen. Woran sollten jene Weltproduzenten diese schon krankhafte<br />
Grenze <strong>des</strong> Marktes erkennen? Sie alle produzieren, ohne voneinander zu wissen,<br />
an den verschiedensten Ecken und Enden der Erde für einen Hunderte<br />
von Meilen entfernten Markt mit so riesigen Kräften, daß die Produktion eines<br />
154 Geschichtliche Darstellung <strong>des</strong> Problems