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Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

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200 <strong>Die</strong> Wichtigkeit der<br />

Baumwollindustrie für den englischen<br />

Export ist aus folgenden Zahlen<br />

ersichtlich:<br />

1893: Gesamtexport von Fabrikaten<br />

5 540 Mill. Mark; davon<br />

Baum wollwaren 1 280 Mill. Mark<br />

[23 Prozent], Eisen- und sonstige<br />

Metallwaren nicht ganz 17 Prozent<br />

[942 Mill. Mark].<br />

1898: Gesamtexport von Fabrikaten<br />

4 668 Mill. Mark; davon Baumwollwaren<br />

1 300 Mill. Mark<br />

[28 Prozent], Eisen- und Metall wa ren<br />

22 Prozent [1 027 Mill. Mark].<br />

Verglichen damit ergeben die Zah -<br />

len für das Deutsche Reich<br />

1898 Gesamtexport<br />

4 010 Mill. Mark; davon Baum wollwaren<br />

231,9 Mill Mark [5 3 ⁄ 4 Prozent].<br />

<strong>Die</strong> Länge der 1898 exportierten<br />

Baumwollstückware betrug 5 1 ⁄ 4 Milliarden<br />

Yards, vor denen 2 1 ⁄ 4 Milliar<br />

den nach Vorderindien gingen.<br />

(E. Jaffé: <strong>Die</strong> englische Baumwollindustrie<br />

und die Orga nisation<br />

<strong>des</strong> Exporthandels. In: Schmollers<br />

Jahrbücher [Jahrbuch für Gesetzgebung,<br />

Verwaltung und Volkswirtschaft],<br />

XXIV. Jg., S.1 033)<br />

1908 betrug die britische Ausfuhr<br />

allein an Baumwollgarn<br />

262 Mill. Mark. (Statistisches Jahrbuch<br />

für das Deutsche Reich, 1910)<br />

201 Von den deutschen Teerfarbstoffen<br />

geht z. B. ein Fünftel,<br />

vom Indigo die Hälfte nach Ländern<br />

wie China, Japan, Britisch-<br />

Indien, Ägypten, asiatische Türkei,<br />

Brasilien, Mexiko<br />

[Das bedeutet nicht unbedingt<br />

Verkauf in ›nichtkapitalistische<br />

Bereiche‹, vgl. weiter unten R.Ls.<br />

Ausführungen über ›Inneren Markt‹<br />

und ›Äußeren Markt‹, S.238, Abs.2]<br />

lieferte während der ersten zwei Drittel <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts (und liefert zum<br />

Teil jetzt) Baumwollstoff e an das Bauerntum und städtische Kleinbürgertum<br />

auf dem europäischen Kontinent, ferner an das Bauerntum in Indien, Amerika,<br />

Afrika usw. Hier war es die Konsumtion nichtkapitalistischer Schichten und<br />

Länder, die für die enorme Erweiterung der Baumwollindustrie in England die<br />

Basis bildete.²⁰⁰ Für diese Baumwollindustrie aber entwickelte sich in England<br />

selbst eine ausgedehnte Maschinenindustrie, die Spindeln und Webstühle lieferte,<br />

ferner im Anschluß daran die Metall und Kohlenindustrie usw. In diesem<br />

Fall realisierte die Abteilung II (Konsumtionsmittel) in steigendem Maße ihre<br />

Produkte in außerkapitalistischen Gesellschaftsschichten, wobei sie ihrerseits<br />

durch die eigene <strong>Akkumulation</strong> eine steigende Nachfrage nach den einheimischen<br />

Produkten der Abteilung I (Produktionsmittel) schuf und dadurch dieser<br />

Abteilung zur Realisierung <strong>des</strong> Mehrwerts und zur steigenden <strong>Akkumulation</strong><br />

verhalf.<br />

Nehmen wir den umgekehrten Fall. <strong>Die</strong> kapitalistische Produktion liefert<br />

Produktionsmittel über den eigenen Bedarf hinaus und fi ndet Abnehmer in<br />

nichtkapitalistischen Ländern. Z.B. die englische Industrie lieferte in der ersten<br />

Hälfte <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts Konstruktionsmaterial zum Eisenbahnbau in den<br />

amerikanischen und australischen Staaten. Der Eisenbahnbau bedeutet an sich<br />

noch lange nicht die Herrschaft der kapitalistischen Produktionsweise in einem<br />

Lande. Tatsächlich waren die Eisenbahnen selbst in diesen Fällen nur eine der<br />

ersten Voraussetzungen für den Einzug der kapitalistischen Produktion. Oder<br />

die deutsche chemische Industrie liefert Produktionsmittel, wie Farbstoff e, die<br />

massenhaft Absatz fi nden in nicht kapitalistisch produzierenden Ländern in<br />

Asien, Afrika usw.²⁰¹ Hier realisiert die Abteilung I der kapitalistischen<br />

Produktion ihre Produkte in außerkapitalistischen Kreisen. <strong>Die</strong> daraus entstehende<br />

fortschreitende Erweiterung der Abteilung I ruft im Lande der kapitalistischen<br />

Produktion eine entsprechende Erweiterung der Abteilung II hervor,<br />

die für die wachsende Armee der Arbeiter der Abteilung I Konsumtionsmittel<br />

liefert.<br />

Jeder dieser Fälle unterscheidet sich von dem Marxschen Schema. In dem<br />

einen Fall übersteigt das Produkt der Abteilung II die Bedürfnisse der beiden<br />

Abteilungen, gemessen an variablem Kapital und dem konsumierten Teil <strong>des</strong><br />

Mehrwerts beider; im zweiten Fall übersteigt das Produkt der Abteilung I die<br />

Größe <strong>des</strong> konstanten <strong>Kapitals</strong> beider Abteilungen, auch unter Berücksichtigung<br />

seiner Vergrößerung zu Zwecken der Erweiterung der Produktion. In beiden<br />

Fällen kommt der Mehrwert nicht in der Naturalgestalt zur Welt, die seine<br />

Kapitalisierung innerhalb einer der beiden Abteilungen ermöglichen und bedingen<br />

würde. – In Wirklichkeit kreuzen sich die beiden typischen Fälle auf jedem<br />

Schritte, ergänzen einander und schlagen ineinander um.<br />

Ein Punkt scheint dabei unklar. Wenn z. B. ein Überschuß an Konsummit<br />

teln, sagen wir Baumwollstoff en, in nichtkapitalistischen Kreisen abgesetzt<br />

wird, so ist es klar, daß diese Baumwollstoff e als kapitalistische Ware nicht bloß<br />

Mehr wert, sondern konstantes und variables Kapital repräsentieren. Es scheint<br />

ganz willkürlich anzunehmen, gerade diese außerhalb der kapitalistischen<br />

Ge sell schaftskreise abgesetzten Waren repräsentieren nichts als Mehrwert.<br />

Andererseits stellt sich heraus, daß in diesem Falle auch die andere Abteilung (I)<br />

nicht bloß ihren Mehrwert realisiert, sondern auch akkumulieren kann, ohne<br />

jedoch ihr Produkt außerhalb der beiden Abteilungen der kapitalistischen<br />

228 <strong>Die</strong> geschichtlichen Bedingungen der <strong>Akkumulation</strong>

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