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Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

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<strong>Die</strong> nachbarliche Wagnerwerkstatt hat dem enormen städtischen Werk Platz<br />

gemacht, wo hundert oder zweihundert Wagen pro Woche hergestellt werden;<br />

an Stelle der Schusterwerkstatt ist die große städtische Fabrik getreten, wo der<br />

größte Teil der Arbeit vermittels der Maschinen gemacht wird.‹²³³<br />

Und endlich ist auch die landwirtschaftliche Arbeit <strong>des</strong> Farmers selbst zur<br />

Maschinenarbeit geworden.<br />

›Jetzt pfl ügt, sät und schneidet der Farmer mit Maschinen. <strong>Die</strong> Maschine<br />

schneidet, bindet Garben, und mit Hilfe <strong>des</strong> Dampfes wird gedroschen. Der<br />

Farmer kann beim Pfl ügen seine Morgenzeitung lesen, und er sitzt auf gedecktem<br />

Sitz der Maschine, während er schneidet.‹²³⁴<br />

<strong>Die</strong>se Umwälzung in der amerikanischen Landwirtschaft seit dem ›großen<br />

Kriege‹ war aber nicht das Ende, sondern der Anfang <strong>des</strong> Strudels, <br />

in den der Farmer hineingeraten war. Seine Geschichte leitet von selbst zur<br />

zweiten Phase der Entwicklung der kapitalistischen <strong>Akkumulation</strong> über, die<br />

sie gleichfalls treffl ich illustriert. Der Kapitalismus bekämpft und verdrängt<br />

überall die Naturalwirtschaft, die Produktion für den Selbstbedarf, die Kombinierung<br />

der Landwirtschaft mit dem Handwerk, um an ihre Stelle die einfache<br />

Warenwirtschaft zu setzen. Er braucht die Warenwirtschaft als Absatz<br />

für den eigenen Mehrwert. <strong>Die</strong> Warenproduktion ist die allgemeine Form, in<br />

der der Kapitalismus erst gedeihen kann. Hat sich aber auf den Ruinen der<br />

Naturalwirtschaft bereits die einfache Warenproduktion ausgebreitet, dann beginnt<br />

alsbald der Kampf <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> gegen diese. Mit der Warenwirtschaft<br />

tritt der Kapitalismus in ein Konkurrenzverhältnis; nachdem er sie ins Leben<br />

gerufen, macht er ihr die Produktionsmittel streitig, die Arbeitskräfte und<br />

den Absatz. Zuerst war der Zweck die Isolierung <strong>des</strong> Produzenten, seine<br />

Tren nung von der schützenden Gebundenheit <strong>des</strong> Gemeinwesens, dann die<br />

Trennung der Landwirtschaft vom Handwerk, jetzt ist die Trennung <strong>des</strong> kleinen<br />

Warenproduzenten von seinen Produktionsmitteln die Aufgabe.<br />

Wir haben gesehen, daß der ›große Krieg‹ in der amerikanischen Union<br />

eine Ära der grandiosen Plünderung der nationalen Ländereien durch monopolistische<br />

Kapitalgesellschaften und einzelne Spekulanten eröff net hatte. Im<br />

Anschluß an den riesenhaften Eisenbahnbau und noch mehr die Eisen bahnspekulation<br />

entstand eine tolle Bodenspekulation, bei der riesige Vermögen,<br />

ganze Herzogtümer, zur Beute von einzelnen Glücksrittern und Kompanien<br />

wurden. Von hier aus wurde durch einen Heuschreckenschwarm von Agenten,<br />

durch alle Mittel einer marktschreierischen skrupellosen Reklame, durch allerlei<br />

Vortäuschungen und Vorspiegelungen der gewaltige Strom der Immigration<br />

aus Europa nach den Vereinigten Staaten geleitet. <strong>Die</strong>ser Strom setzte sich zunächst<br />

in den östlichen Staaten an der atlantischen Küste ab. Je mehr aber hier<br />

die Industrie wuchs, um so mehr verschob sich die Landwirtschaft nach dem<br />

Westen. Das ›Weizenzentrum‹, das sich 1850 bei Columbus in Ohio befand,<br />

wanderte in den folgenden 50 Jahren weiter und verschob sich um 99 Meilen<br />

nach Norden und 680 Meilen nach Westen. 1850 lieferten die atlantischen Staaten<br />

51,4 Prozent der gesamten Weizenernte, im Jahre 1880 nur noch 13,6 Prozent,<br />

während die nordzentralen Staaten 1880 71,7 Prozent, die westlichen 9,4 Prozent<br />

lieferten.<br />

<strong>Die</strong> geschichtlichen Bedingungen der <strong>Akkumulation</strong> 265<br />

233 W. A. Peffer: l.c., S.58<br />

234 W. A. Peffer : l.c., Introduction,<br />

S.6. Sering berechnet<br />

Mitte der 80er Jahre das notwendige<br />

Bargeld für einen ›sehr<br />

dürftigen Anfang‹ der kleinsten<br />

Farm im Nordwesten auf<br />

1 200 bis 1 400 Dollar (siehe <strong>Die</strong><br />

landwirtschaftliche Konkurrenz<br />

Nordamerikas, Leipzig 1887, S.431).

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