Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
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um damit auf den Weltmarkt einen Druck auszuüben. Hilfl os den gewaltigen<br />
Mächten <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> preisgegeben, verfi el der Farmer in Schulden – die typische<br />
Form <strong>des</strong> Unterganges der Bauernwirtschaft. <strong>Die</strong> Verschuldung der Farmen<br />
wurde bald zur öff entlichen Kalamität. Im Jahre 1890 schrieb der Landwirt<br />
schafts minister der Union, Rusk in einem speziellen Rundschreiben aus<br />
An laß der verzweifelten Lage der Farmer: ›<strong>Die</strong> Last der Hypotheken auf den<br />
Farmen, den Häusern und dem Boden nimmt zweifellos höchst beunruhigende<br />
Dimen sionen an; wiewohl in einzelnen Fällen die Anleihen zweifellos übereilig<br />
aufgenommen wurden, so führte dazu nichts<strong>des</strong>toweniger in der beträchtlichen<br />
Mehrzahl der Fälle die Notwendigkeit … <strong>Die</strong>se Anleihen, die auf hohe<br />
Prozente aufgenommen wurden, sind infolge <strong>des</strong> Preisfalls der landwirtschaftlichen<br />
Produkte höchst drückend geworden und bedrohen den Farmer in vielen<br />
Fällen mit dem Verlust <strong>des</strong> Hauses und <strong>des</strong> Bodens. Das ist eine äußerst schwierige<br />
Frage für alle diejenigen, die die Übel zu kurieren bestrebt sind, an denen<br />
die Farmer leiden. Es stellt sich heraus, daß bei den gegenwärtigen Preisen der<br />
Farmer, um einen Dollar zu bekommen, mit dem er seine Schuld bezahlt, viel<br />
mehr Produkte verkaufen muß als damals, wo er diesen Dollar lieh. <strong>Die</strong> Prozente<br />
wachsen, während die Tilgung der Schuld off enbar eine ganz hoff nungslose<br />
Sache geworden, angesichts dieser gedrückten Lage aber, von der wir reden, ist<br />
die Erneuerung der Hypothekenaufnahme äußerst schwierig.‹²³⁹ <strong>Die</strong> allgemeine<br />
Verschuldung <strong>des</strong> Bodens erstreckte sich nach dem Zensus vom 29. Mai 1891 auf<br />
2,5 Millionen Wirtschaften, davon zwei Drittel Betriebe der Farmereigentümer,<br />
die Höhe der Schuld dieser letzteren auf nahezu 2,2 Milliarden Dollar. ›Auf<br />
diese Weise‹, schließt Peff er, ›ist die Lage der Farmer höchst kritisch (farmers<br />
are passing through the ›valley and shadow of death‹); die Farm ist eine gewinnlose<br />
Sache geworden; der Preis der landwirtschaftlichen Produkte ist seit<br />
dem großen Kriege um 50 Prozent gefallen, der Wert der Farmen ist im letzten<br />
Jahrzehnt um 25 bis 50 Prozent gesunken; die Farmer stecken bis über die Ohren<br />
in Schulden, die durch Hypotheken auf ihren Betrieben gesichert sind, ohne in<br />
vielen Fällen imstande zu sein, die Anleihe zu erneuern, da die Hypothek selbst<br />
immer mehr entwertet wird; viele Farmer gehen ihrer Betriebe verlustig, und<br />
die Mühlsteine der Verschuldung fahren fort, sie zu zermalmen. Wir befi nden<br />
uns in den Händen einer erbarmungslosen Macht; die Farm geht zugrunde.‹²⁴⁰<br />
Dem verschuldeten und ruinierten Farmer blieb nichts anderes übrig,<br />
als entweder in Nebenverdiensten als Lohnarbeiter sein Heil zu suchen oder<br />
seine Wirtschaft ganz zu verlassen und den Staub <strong>des</strong> ›gelobten Lan<strong>des</strong>‹ <strong>des</strong><br />
›Weizenparadieses‹, das für ihn zur Hölle geworden, von seinen Pantoff eln zu<br />
schütteln, vorausgesetzt, daß seine Farm nicht schon wegen Zahlungsunfähigkeit<br />
in die Krallen <strong>des</strong> Gläubigers geriet, was mit Tausenden der Farmen der Fall war.<br />
Verlassene und verfallende Farmen konnte man massenhaft um die Mitte der<br />
80er Jahre beobachten. ›Kann der Farmer zu den festgesetzten Terminen seine<br />
Schulden nicht bezahlen‹, schrieb Sering 1887 ›so steigt der von ihm zu entrichtende<br />
Zins auf 12, 15, ja 20 Prozent. <strong>Die</strong> Bank, der Maschinenhändler, der<br />
Krämer drängen auf ihn ein und berauben ihn der Früchte seiner harten Arbeit …<br />
Der Betreff ende bleibt dann entweder als Pächter auf der Farm, oder er zieht<br />
weiter fort gegen Westen, um sein Glück von neuem zu versuchen. Nirgendwo<br />
in Nordamerika habe ich in der Tat so viele verschuldete, enttäuschte und mißvergnügte<br />
Farm er getroff en wie in den Weizendistrikten der nordwestlichen<br />
Prärien, keinen einzigen Farmer habe ich in Dakota gesprochen, der nicht bereit<br />
<strong>Die</strong> geschichtlichen Bedingungen der <strong>Akkumulation</strong> 269<br />
239 Zit. bei: Peffer: l.c., Teil I:<br />
Where we are, Kapitel II: Progress<br />
of Agriculture, S.30/31<br />
240 Peffer: l.c.,; S.42