Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
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Alle diese ›imaginären Schwierigkeiten‹ lösen sich nun durch die zwei<br />
Entdeckungen Marxens in Dunst auf, die seine russischen Schüler nicht <br />
müde werden, ihren Widersachern entgegenzuhalten. Erstens die Tatsache, daß<br />
die Wertzusammensetzung <strong>des</strong> gesellschaftlichen Produkts nicht v + m, sondern<br />
c + v + m sei, und zweitens, daß mit den Fortschritten der kapitalistischen<br />
Produktion in dieser Zusammensetzung der Teil c im Verhältnis zu v immer<br />
größer werde, während gleichzeitig im Mehrwert der kapitalisierte Teil im<br />
Verhältnis zum konsumierten immer wachse. Von hier aus stellt Bulgakow eine<br />
ganze Th eorie über das Verhältnis der Produktion zur Konsumtion in der kapitalistischen<br />
Gesellschaft auf. Sie spielt bei den russischen Marxisten und insbesondere<br />
bei Bulgakow eine so wichtige Rolle, daß es nötig ist, sie in extenso<br />
kennenzulernen.<br />
›<strong>Die</strong> Konsumtion‹, sagt Bulgakow, ›die Befriedigung gesellschaftlicher<br />
Be dürf nisse, bildet nur ein nebensächliches Moment der Kapitalzirkulation.<br />
Der Umfang der Produktion wird durch den Umfang <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> und nicht<br />
durch die Größe der gesellschaftlichen Bedürfnisse bestimmt. <strong>Die</strong> Entwicklung<br />
der Produktion wird nicht nur von dem Wachstum der Konsumtion nicht begleitet,<br />
sondern es besteht zwischen beiden sogar ein Antagonismus. <strong>Die</strong> kapitalistische<br />
Produktion kennt keine andere Konsumtion als die zahlungsfähige,<br />
zahlungsfähige Konsumenten können aber nur diejenigen sein, die<br />
Arbeitslohn oder Mehrwert beziehen, und ihre Kaufkraft entspricht genau dem<br />
Umfang dieser Einkommen. Wir haben aber gesehen, daß die Grundgesetze<br />
der Entwicklung der kapitalistischen Produktion die Tendenz haben, die relative<br />
Größe <strong>des</strong> variablen <strong>Kapitals</strong> wie <strong>des</strong> Konsumtionsfonds <strong>des</strong> Kapitalisten<br />
(obgleich sie absolut wächst) zu verringern. Man kann <strong>des</strong>halb sagen, daß die<br />
Entwicklung der Produktion die Konsumtion verringert.¹⁶² Auf diese Weise stehen<br />
die Bedingungen der Produktion und der Konsumtion zueinander im Widerspruch.<br />
<strong>Die</strong> Erweiterung der Produktion kann sich nicht vollziehen und vollzieht<br />
sich nicht für die Rechnung der Konsumtion. <strong>Die</strong>se Erweiterung ist aber<br />
ein inneres grundlegen<strong>des</strong> Gesetz der kapitalistischen Produktion, das jedem<br />
Einzelkapitalisten gegenüber die Form <strong>des</strong> strengen Gebotes der Konkurrenz<br />
an nimmt. Der Ausweg aus diesem Widerspruch ist der, daß den Markt für die<br />
zuschüssige Menge Produkte die sich erweiternde Produktion selbst darstellt.<br />
‚Der innere Widerspruch wird gelöst durch die Erweiterung <strong>des</strong> äußeren Fel<strong>des</strong><br />
der Produktion.’ (Das Kapital, Bd. III, S.189). (Hier zitiert Bulgakow einen<br />
Marx schen Satz in ganz verkehrtem Sinne, worauf noch weiter zurückzukommen<br />
sein wird. – R.L.) Wie das möglich, ist soeben gezeigt worden. (Bulgakow<br />
meint die Analyse <strong>des</strong> Schemas der erweiterten Reproduktion. – R.L.) Dabei<br />
entfällt off enbar der grö ßere Teil dieser Erweiterung auf die Abteilung I,<br />
d. h. auf die Produktion <strong>des</strong> konstanten <strong>Kapitals</strong>, und nur der relativ kleinere<br />
Teil auf die Abteilung II, die Güter für die unmittelbare Konsumtion produziert.<br />
In dieser Verschiebung allein im Verhältnis der Abteilungen I und II kommt<br />
mit genügender Klarheit die Rolle zum Ausdruck, welche die Konsumtion in<br />
der kapitalistischen Gesellschaft spielt, sowie auch der Hinweis, wo der wichtigste<br />
Absatz der kapitalistischen Waren zu suchen ist.‹¹⁶³ ›Auch in diesen engen<br />
Schranken (<strong>des</strong> Profi tinteresses und der Krisen – R.L.), auch auf diesem<br />
Dornenwege vermag sich die kapitalistische Produktion schrankenlos zu erweitern,<br />
ungeachtet und selbst trotz der Verringerung der Konsumtion. In der<br />
russischen Literatur wird mehrmals auf die Unmöglichkeit eines bedeutenden<br />
Geschichtliche Darstellung <strong>des</strong> Problems 193<br />
162 Hervorgehoben bei<br />
Bulgakow<br />
163 l.c., S.161