Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
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die Einfuhr der Edelmetalle nach den Vereinigten Staaten die Ausfuhr fast um<br />
16 Millionen Dollar. Noch im Krisenjahr selbst, 1836, belief sich der Überschuß<br />
der Wareneinfuhr auf 52 Millionen Dollar, und doch betrug der Überschuß der<br />
Einfuhr an Edelmetall noch 9 Millionen Dollar. <strong>Die</strong>ser Geldstrom kam, so wie<br />
der Warenstrom auch, in der Hauptsache aus England, wo Eisenbahnaktien<br />
der Vereinigten Staaten massenhaft gekauft wurden. 1835—1836 wurden in den<br />
Ver einigten Staaten 61 neue Banken mit 52 Millionen Dollar Kapital – vorwiegend<br />
englischen Ursprungs – gegründet. Also bezahlten die Engländer auch<br />
dies mal ihre Ausfuhr selbst. Genauso wurde der beispiellose industrielle Aufschwung<br />
im Norden der Vereinigten Staaten Ende der 50er Jahre, der in seinem<br />
Schlußergebnis zum Bürgerkrieg führte, mit englischem Kapital bestritten.<br />
<strong>Die</strong>ses Kapital schuf wieder in den Vereinigten Staaten den erweiterten<br />
Markt für die englische Industrie.<br />
Und nicht nur das englische, auch das übrige europäische Kapital beteiligte<br />
sich nach Kräften an dem ›seltsamen Handel‹; nach einer Äußerung<br />
Schäffl es waren in den 5 Jahren 1849—1854 min<strong>des</strong>tens eine Milliarde Gulden<br />
A an den verschiedenen europäischen Börsen in amerikanischen Wertpapieren<br />
angelegt. <strong>Die</strong> gleichzeitig hervorgerufene Belebung der Weltindustrie<br />
mündete auch in den Weltkrach 1857. In den 60er Jahren beeilt sich das englische<br />
Kapital, außer in den Vereinigten Staaten dasselbe Verhältnis in Asien<br />
zu schaff en. Es fl ießt mas senhaft nach Kleinasien und nach Ostindien, unternimmt<br />
hier großartige Eisen bahnbauten – das Eisenbahnnetz Britisch-Indiens<br />
betrug 1860 1 350, 1870 7 683, 1880 14 977, 1890 27 000 Kilometer –, daraus<br />
ergibt sich sofort eine ge steigerte Nachfrage nach englischen Waren. Aber<br />
gleich zeitig strömt das englische Kapital, kaum daß der Sezessionskrieg beendet<br />
war, wieder nach den Vereinigten Staaten. Der enorme Eisenbahnbau der<br />
amerikanischen Union in den 60er und 70er Jahren – das Eisenbahnnetz betrug<br />
1850 14 151, 1860 49 292, 1870 85 139, 1880 150 717, 1890 268 409 Kilometer –<br />
wurde wiederum in der Haupt sache mit englischem Kapital bestritten.<br />
Zugleich bezogen aber diese Eisen bahnen ihr Material gleichfalls aus England,<br />
was eine der Hauptursachen der sprunghaften Entwicklung der englischen<br />
Kohlen- und Eisenindustrie und der Erschütterung dieser Zweige durch die<br />
amerikanischen Krisen 1866, 1873, 1884 war. a Hier stimmte es also wörtlich,<br />
was Sismondi als ein augenscheinlicher Wahnwitz erschien: <strong>Die</strong> Engländer<br />
errichteten in den Vereinigten Staaten mit eigenem Eisen und sonstigem<br />
Material die Eisenbahnen, zahlten sich mit eigenem Kapital dafür und enthielten<br />
sich nur <strong>des</strong> ›Genusses‹ dieser Eisenbahnen. <strong>Die</strong>ser Wahnwitz mundete<br />
jedoch dem europäischen Kapital trotz aller periodischen Krisen so gut, daß<br />
um die Mitte der 70er Jahre die Londoner Börse von einem förm lichen Fieber<br />
nach aus ländischen Anleihen erfaßt wurde. 1870—1875 wurden in London solcher<br />
An leihen für 260 Millionen Pfund Sterling aufgenommen – ihre unmittelbare<br />
Folge war eine rasch steigende Ausfuhr englischer Waren nach den<br />
exotischen Ländern; das Kapital fl oß massenhaft dahin, obgleich diese exotischen<br />
Staaten zeitweise bankrott wurden. Ende der 70er Jahre haben die<br />
Zinsenzahlung ganz oder teil weise eingestellt: die Türkei, Ägyp ten,<br />
Griechenland, Bolivien, Costa Rica, Ecuador, Honduras, Mexiko, Para guay,<br />
Peru, St. Domingo, Uruguay, Ve nezuela. Trotzdem wiederholt sich Ende der<br />
80er Jahre das Fieber nach exotischen Staatsanleihen: südamerikanische Staaten,<br />
südafrikanische Kolonien nehmen gewaltige Quantitäten europäischen<br />
<strong>Die</strong> geschichtlichen Bedingungen der <strong>Akkumulation</strong> 283<br />
A 1 Gulden ≈ 3,322 g Gold ≈<br />
9 Mark, 1 Mark ≈ 1 ⁄ 2709 kg Gold<br />
[1 kg Gold ≈ 2 709 Mark, 1871;<br />
MEW 23], 20 Dollar US ≈ 31,1 g<br />
Gold [The official U.S. Government<br />
gold price has changed only<br />
four times from 1792 to the present.<br />
Starting at 19,75 $ US per<br />
troy ounce [31,103 g], raised to<br />
20,67 $ US in 1834, and 35 $ US<br />
in 1934; Quelle: Prices from<br />
1883 — 1994, World Gold Council,<br />
taken from Timothy Green’s<br />
Historical Gold Price Table , London<br />
prices converted to U.S. Dollars];<br />
1 Pfund Sterling (= 20 Shilling<br />
= 240 Pence) = 20,43 Mark<br />
[MEW 23, S.925].<br />
.<br />
a <strong>Die</strong> amerikanischen Krisen<br />
von 1866, 1873 und 1884 trugen<br />
erheblich dazu bei, das industrielle<br />
Weltmonopol Englands<br />
zu erschüttern, wobei den Krisen<br />
von 1873 und 1884 besondere<br />
Bedeutung zukommt, da sie den<br />
Konzentrationsprozeß der Produktion<br />
und die Zentralisation <strong>des</strong><br />
<strong>Kapitals</strong> in den USA beschleunigten<br />
und zu außerordentlichen<br />
Verbesserungen in Technik und<br />
Verkehrswesen führten. England<br />
fiel in der Entwicklung der Industrieproduktion<br />
zurück.