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Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

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und die hierfür aufgenommenen Anleihen hauptsächlich der Verdrängung der<br />

Naturalwirtschaft und der Ausbreitung der Warenwirtschaft. So die mit europäischem<br />

Kapital errichteten nordamerikanischen Eisenbahnen, so die russischen<br />

Eisenbahnanleihen der 60er Jahre. Hingegen dient der Eisenbahnbau in<br />

Asien seit zirka 20 Jahren sowie in Afrika fast ausschließlich den Zwecken der<br />

imperialistischen Politik, der wirtschaftlichen Monopolisierung und der<br />

politischen Unterwerfung der Hinterländer. So die ostasiatischen und zen tralasiatischen<br />

Eisenbahnbauten Rußlands. <strong>Die</strong> militärische Besetzung der Mandschu<br />

rei durch Rußland a war bekanntlich durch die Truppensendungen zur<br />

Siche rung der russischen Ingenieure bei ihren Arbeiten an der Mandschurischen<br />

Bahn vorbereitet worden. Denselben Charakter tragen die Rußland gesicherten<br />

Eisenbahnkonzessionen in Persien, die deutschen Eisenbahnunternehmungen<br />

in Kleinasien und Mesopotamien, die englischen und deutschen in Afrika.<br />

Hier muß auf ein Mißverständnis eingegangen werden, das die Anlage von<br />

Kapitalien in fremden Ländern und die Nachfrage aus diesen Ländern betriff t.<br />

<strong>Die</strong> Ausfuhr englischen <strong>Kapitals</strong> nach Amerika spielte schon zu Beginn der<br />

20er Jahre <strong>des</strong> vorigen Jahrhunderts eine enorme Rolle und hat die erste echte<br />

Industrie- und Handelskrise Englands im Jahre 1825 in hohem Maße verschuldet.<br />

Seit 1824 wurde die Londoner Börse von südamerikanischen Wertpapieren<br />

überschwemmt. 1824—1825 haben die neugebildeten Staaten von Süd- und<br />

Zentralamerika für mehr als 20 Millionen Pfund Sterling Staatsanleihen in<br />

Lon don aufgenommen. Außerdem wurden hier enorme Mengen südamerikanischer<br />

Industrieaktien und dergleichen angebracht. Der plötzliche Aufschwung<br />

und die Eröff nung der südamerikanischen Märkte haben ihrerseits eine starke<br />

Erhöhung der Ausfuhr englischer Waren nach den südamerikanischen und zentralamerikanischen<br />

Staaten hervorgerufen. <strong>Die</strong> Ausfuhr britischer Waren nach<br />

jenen Ländern betrug 1821 2,9 Millionen Pfund Sterling, 1825 6,4 Millionen<br />

Pfund Sterling.<br />

Den wichtigsten Gegenstand dieser Ausfuhr bildeten Baumwollgewebe.<br />

Unter dem Anstoß der starken Nachfrage wurde die englische Baumwollpro -<br />

duktion rasch erweitert, viele neue Fabriken gegründet. <strong>Die</strong> in England verarbeitete<br />

Rohbaumwolle belief sich 1821 auf 129 Millionen Pfund Sterling, 1825 auf<br />

167 Millionen Pfund Sterling.<br />

So waren alle Elemente der Krise vorbereitet. Tugan-Baranowski wirft<br />

nun die Frage auf: ›Woher haben aber die südamerikanischen Länder die Mittel<br />

genommen, um im Jahre 1825 zweimal soviel Waren zu kaufen als im Jahre 1821?<br />

<strong>Die</strong>se Mittel sind von den Engländern selbst geliefert worden. <strong>Die</strong> Anleihen,<br />

die auf der Londoner Börse aufgenommen worden sind, dienten zur Bezahlung<br />

für die eingeführten Waren. <strong>Die</strong> englischen Fabrikanten wurden durch die von<br />

ihnen selbst geschaff ene Nach frage getäuscht und mußten sich bald<br />

durch eigene Erfahrung überzeugen lassen, wie unbegründet ihre übertriebenen<br />

Hoff nungen waren.‹²⁵¹<br />

Hier wird die Tatsache, daß die südamerikanische Nachfrage nach englischen<br />

Waren durch englisches Kapital hervorgerufen worden war, als eine ›Täuschung‹,<br />

A ein ungesun<strong>des</strong>, abnormes ökonomisches Verhältnis aufgefaßt. Tugan<br />

übernimmt hier unbesehen Ansichten von einem Th eoretiker, mit dem er sonst<br />

nichts gemein haben will. <strong>Die</strong> Auff assung, daß die englische Krise <strong>des</strong> Jahres 1825<br />

durch die ›seltsame‹ Entwicklung <strong>des</strong> Verhältnisses zwischen dem englischen<br />

Kapital und der südamerikanischen Nachfrage zu erklären wäre, war zur Zeit<br />

<strong>Die</strong> geschichtlichen Bedingungen der <strong>Akkumulation</strong> 281<br />

a Russische Truppen hatten im<br />

Juli und August 1900 im Zuge der<br />

Niederschlagung <strong>des</strong> antiimperialistischen<br />

Volksaufstan<strong>des</strong> der lhotuan<br />

in Nordchina die gesamte<br />

Mandschurei besetzt.<br />

251 Tugan-Baranowski: Studien<br />

zur Theorie und Geschichte der<br />

Handelskrisen, S.74<br />

A Zur Erklärung dient immer derselbe<br />

Trick, eine ›Worthülse‹, ob bei<br />

der Krise 1825 oder bei der Krise mit<br />

den US-ame rikanischen Immobilien<br />

2008. Das ist gutbürgerliche<br />

Tradition. <strong>Die</strong> Gretchenfrage bleibt<br />

›schöne‹ Literatur?

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