Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
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Ein ähnlicher Irrtum geistert immer<br />
wider als ›Wirtschaftslexikon‹<br />
durch die bun<strong>des</strong>deutsche Tagespresse<br />
und irritiert dort die ›wirtschaftlich<br />
interessierte‹ Hausfrau<br />
[m/w]; vgl. ›Für dumm verkauft?‹,<br />
in: |›RR info 1‹|.<br />
Bei erweiterter Reproduktion<br />
wächst ›c‹ relativ schneller als ›v‹;<br />
dies der ›kapitalistische Ausdruck‹<br />
für steigende Produktivkraft<br />
der Arbeit. Marx nennt diese<br />
Verschiebung: ›steigende organische<br />
Zusammen setzung <strong>des</strong><br />
<strong>Kapitals</strong>‹.<br />
›von produktiven Arbeitern verzehrt zu werden‹, d. h. in Löhnen für neuanzustellende<br />
Arbeiter draufzugehen. <strong>Die</strong>se irrige Annahme, die völlig außer acht<br />
läßt, daß jede Produktionserweiterung nicht bloß in der Vergrößerung der<br />
Zahl der beschäftigten Arbeiter, sondern auch in der Vermehrung der sachlichen<br />
Produktionsmittel (Baulichkeiten, Instrumente, zum min<strong>des</strong>ten und auf<br />
jeden Fall Rohstoff e) zum Ausdruck kommen muß, fußt off enbar auf dem bereits<br />
besprochenen falschen ›Dogma‹ von Ad. Smith. Aus dem Mißverständnis,<br />
wonach der Preis aller Waren sich unter völliger Auslassung <strong>des</strong> konstanten<br />
<strong>Kapitals</strong> – in lauter Löhne und Mehrwert restlos aufl öst, ergab sich auch die<br />
Annahme, zur Erweiterung der Produktion genüge es, mehr Kapital in Löhnen<br />
auszugeben. Merkwürdigerweise übernimmt auch Ricardo, der das Irrtümliche<br />
der Smithschen Lehre wenigstens gelegentlich eingesehen hat, ihre irrtümliche<br />
Schlußfolgerung mit vielem Nachdruck, indem er sagt: ›Man muß verstehen,<br />
daß alle Produkte eines Lan<strong>des</strong> konsumiert werden; aber es macht den denkbar<br />
größten Unterschied, ob sie konsumiert werden durch solche, die einen anderen<br />
Wert reproduzieren, oder durch solche, die ihn nicht reproduzieren. Wenn<br />
wir sagen, daß Einkommen erspart und zu Kapital geschlagen wird, so meinen<br />
wir, daß der Teil <strong>des</strong> Einkommens, von dem es heißt, er sei zum Kapital geschlagen,<br />
durch produktive statt durch unproduktive Arbeiter verzehrt wird.‹ Nach<br />
dieser seltsamen Vorstellung, die alle hergestellten Produkte von den Menschen<br />
verzehren läßt, also für unverzehrbare Produktionsmittel: Werkzeuge und<br />
Maschinen, Rohstoff e und Baulichkeiten, im gesellschaftlichen Gesamtprodukt<br />
gar keinen Platz übrig hat, geht auch die erweiterte Reproduktion in der merkwürdigen<br />
Weise vonstatten, daß statt eines Teils feinerer Lebensmittel für die<br />
Kapitalistenklasse im Betrage <strong>des</strong> kapitalisierten Teils <strong>des</strong> Mehrwerts einfache<br />
Lebensmittel für neue Arbeiter produziert werden. Einer andere Verschiebung<br />
als innerhalb der Lebensmittelproduktion kennt die klassische Th eorie der erweiterten<br />
Reproduktion nicht. Daß Marx mit diesem elementaren Schnitzer Smith-<br />
Ricardos spielend fertig wurde, ver steht sich nach dem Bisherigen von<br />
selbst. Genauso wie bei der einfachen Reproduktion neben der Herstellung der<br />
erforderlichen Menge Lebensmittel für Arbeiter und Kapitalisten die regelmäßige<br />
Erneuerung <strong>des</strong> konstanten <strong>Kapitals</strong> – der sachlichen Produktionsmittel –<br />
stattfi nden muß, ebenso muß bei der Erweiterung der Produktion ein Teil <strong>des</strong><br />
neuen, zuschüssigen <strong>Kapitals</strong> zur Vergrößerung <strong>des</strong> konstanten Kapitalteils,<br />
d. h. zur Vermehrung der sachlichen Produktionsmittel, verwendet werden.<br />
Hier kommt noch ein anderes von Marx entdecktes Gesetz in Betracht. Der<br />
von der klassischen Ökonomie ständig vergessene konstante Kapitalteil wächst<br />
im Verhältnis zum variablen, in Löhnen verausgabten Teil beständig. <strong>Die</strong>s nur<br />
der kapitalistische Ausdruck der allgemeinen Wirkungen der zunehmenden<br />
Produktivität der Arbeit. Mit dem technischen Fortschritt vermag die lebendige<br />
Arbeit in immer kürzerer Zeit immer größere Massen Produktionsmittel<br />
in Bewegung zu setzen und zu Produkten zu verarbeiten. Kapitalistisch bedeutet<br />
dies eine fortschreitende Abnahme der Ausgaben für lebendige Arbeit, für<br />
Löhne, im Verhältnis zu Ausgaben für tote Produktionsmittel. <strong>Die</strong> erweiterte<br />
Reproduktion muß also nicht bloß entgegen der Smith-Ricardoschen Annahme<br />
jeweilig mit der Teilung <strong>des</strong> kapitalisierten Teils <strong>des</strong> Mehrwerts in konstantes<br />
und variables Kapital beginnen, sondern diese Teilung muß mit dem technischen<br />
Fortschritt der Produktion eine relativ immer größere Portion für den konstanten<br />
und eine relativ immer kleinere für den variablen Kapitalteil zuweisen. <strong>Die</strong>ser<br />
56 Das Problem der Reproduktion