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Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

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135 l.c., Bd. II, S.225<br />

136 l.c., Bd. I, S.61<br />

beweist, daß die heutigen Eigentumsverhältnisse gerade auf einer allgemeinen<br />

Verletzung dieses Prinzips beruhen und daß jene großen individuellen Vermögen,<br />

die sich heute in der Gesellschaft anhäufen …, mit jedem neugeborenen Arbeiter<br />

den schon von alters her sich in der Gesellschaft anhäufenden Raub vergrößern.‹¹³⁵<br />

Und ist der Mehrwert so zum ›Raub‹ erklärt worden, so er scheint<br />

die steigende Mehrwertrate als ›ein merkwürdiger Fehler in der heuti gen nationalökonomischen<br />

Organisation‹.¹³⁶ Proudhon hat in seinem ersten Pamphlet<br />

wenigstens den paradoxen und rohen, aber revolutionär klingenden Satz<br />

Brissots ausgesponnen: Eigentum ist <strong>Die</strong>bstahl. Rodbertus beweist, daß das<br />

Kapital ein <strong>Die</strong>bstahl am Eigentum sei. Man vergleiche damit im ersten Bande<br />

<strong>des</strong> Marxschen ›<strong>Kapitals</strong>‹ das Kapitel über den Umschlag der Eigentumsgesetze<br />

in Gesetze der kapitalistischen Aneignung, das ein Meisterstück historischer<br />

Dialektik bietet, und man wird wieder einmal die ›Priorität‹ Rodbertus’ konstatieren<br />

können. Jedenfalls hat sich Rodbertus durch seine Deklamationen gegen<br />

die kapitalistische Aneignung vom Standpunkte <strong>des</strong> ›Eigentumrechts‹ das<br />

Verständnis für die Entstehung <strong>des</strong> Mehrwerts aus Kapital ebenso versperrt, wie<br />

er sich früher durch seine Deklamationen gegen das ›Sparen‹ das Verständnis<br />

für die Entstehung <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> aus Mehrwert versperrt hatte. So gehen<br />

Rodbertus alle Voraussetzungen für das Begreifen der kapitalistischen <strong>Akkumulation</strong><br />

ab, und er bringt es fertig, darin sogar vor v. Kirchmann den kürzeren<br />

zu ziehen.<br />

Summa: Rodbertus will unumschränkte Erweiterung der Produktion,<br />

aber ohne alles ›Sparen‹, d. h. ohne kapitalistische <strong>Akkumulation</strong>! Er will unumschränkte<br />

Steigerung der Produktivkräfte – aber eine feste Mehrwertrate<br />

durch Staatsgesetz! Mit einem Wort, er zeigt völlige Verständnislosigkeit für<br />

die eigentlichen Grundlagen der kapitalistischen Produktion, die er reformieren<br />

will, wie für die wichtigsten Ergebnisse der klassischen Nationalökonomie,<br />

gegen die er kritisch zu Felde zieht.<br />

Deshalb sagt Professor <strong>Die</strong>hl natürlich, Rodbertus habe in der theoretischen<br />

Nationalökonomie durch seine ›neue Einkommenstheorie‹ und durch die<br />

Unterscheidung der logischen und historischen Kategorien <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> (jenes<br />

bewußte ›Kapital an sich‹ im Gegensatz zum Einzelkapital) bahnbrechend gewirkt.<br />

Und <strong>des</strong>halb nennt ihn natürlich Professor Adolph Wagner ›den Ricardo<br />

<strong>des</strong> ökonomischen Sozialismus‹, um so die eigene Unschuld in bezug auf Ricardo,<br />

Rodbertus wie den Sozialismus mit einem Schlage zu dokumentieren. Lexis aber<br />

fi ndet gar, daß Rodbertus ›seinem britischen Rivalen‹ an Kraft <strong>des</strong> abstrakten<br />

Denkens min<strong>des</strong>tens gleichkäme; ihn aber in der ›Virtuosität der Aufdeckung<br />

<strong>des</strong> tiefsten Zusammenhanges der Erscheinungen‹, in der ›Lebendigkeit der<br />

Phantasie‹ und vor allem – in seinem ›ethischen Standpunkt gegenüber dem<br />

Wirtschaftsleben‹ weitaus überträfe. Das hingegen, was Rodbertus wirklich in<br />

der theoretischen Ökonomie außer seiner Kritik der Grundrente von Ricardo<br />

geleistet hat: seine stellenweise ganz klare Unterscheidung von Mehrwert und<br />

Profi t, seine Behandlung <strong>des</strong> Mehrwerts als Ganzes im bewußten Unterschied<br />

von <strong>des</strong>sen Teilerscheinungen, seine teilweise vortreffl iche Kritik <strong>des</strong> Smithschen<br />

Dogmas über die Wertzusammensetzung der Waren, seine scharfe Formulierung<br />

der Periodizität der Krisen und die Analyse ihrer Erscheinungsformen – wertvolle<br />

Ansätze, um die Analyse über Smith-Ricardo hinauszuführen, die freilich<br />

an der Konfusion in den Grundbegriff en scheitern mußte –, das alles sind den<br />

offi ziellen Bewunderern Rodbertus’ meistens böhmische Dörfer. Franz Mehring<br />

166 Geschichtliche Darstellung <strong>des</strong> Problems

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