Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
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Da es ›Wesen der Luxusware ist, daß sie dem Konsumenten es möglich macht,<br />
mehr an Kapital und Arbeitskraft zu verbrauchen als bei den ordinären Waren<br />
mög lich ist‹, so bringen es die drei Unternehmer ganz allein fertig, die<br />
ganze Hälfte <strong>des</strong> in der Gesellschaft geleisteten Arbeitsquantums in Spitzen,<br />
ele ganten Kutschen und dergleichen zu verzehren. Nun bleibt nichts Unveräußerliches<br />
übrig, die Krise ist glücklich behoben, die Überproduktion ein für allemal<br />
unmöglich gemacht, die Kapitalisten wie die Arbeiter sind in sicheren Verhältnissen,<br />
und das Wundermittel v. Kirchmanns, das alle diese Wohltaten herbeigeführt<br />
und das Gleichgewicht zwischen Produktion und Konsumtion wieder hergestellt<br />
hat, heißt: Luxus! Mit anderen Worten, der Rat, den der gute Mann den<br />
Kapitalisten gibt, die nicht wissen, wohin mit ihrem unrealisierbaren Mehrwert,<br />
ist, sie sollen ihn selbst aufessen. In der kapitalistischen Gesellschaft ist nun freilich<br />
Luxus auch eine längst bekannte Erfi ndung, und die Krisen wüten trotzdem.<br />
– Woher kommt denn das? ›<strong>Die</strong> Antwort kann nur die sein‹, belehrt uns<br />
v. Kirchmann, ›daß diese Stockung <strong>des</strong> Absatzes in der wirklichen Welt lediglich<br />
daher kommt, weil noch zu wenig Luxus vorhanden ist oder, mit anderen<br />
Worten, daß von den Kapitalisten, d. h. von denen, welche die Mittel zur Konsum<br />
tion haben, noch zu wenig konsumiert wird.‹ <strong>Die</strong>se unangebrachte Enthaltsamkeit<br />
der Kapitalisten kommt aber von einer durch die Nationalökonomie<br />
fälschlich geförderten Untugend: vom Hang zum Sparen zu Zwecken der ›produk<br />
tiven Konsumtion‹. Anders gesagt: <strong>Die</strong> Krisen kommen von der Akkumu lation<br />
– das ist die Hauptthese v. Kirchmanns. Er beweist sie wieder an einem Beispiel<br />
von rührender Einfalt. Man setze den Fall, sagt er, ›den von der Natio nalökonomie<br />
als den besseren gepriesenen Fall‹, wo die Unternehmer sagen: Wir<br />
wollen unsere Revenuen nicht in Pracht und Luxus bis auf den letzten Heller<br />
ver zehren, sondern wir wollen sie wieder produktiv anlegen. Was heißt das?<br />
Nichts anderes als neue Produktionsgeschäfte aller Art begründen, mittelst<br />
deren wieder Produkte gewonnen werden, durch deren Verkauf die Zinsen (v. K.<br />
will sagen: Profi t) für jenes Kapital erlangt werden können, das aus den nicht<br />
verzehrten Revenuen der drei Unternehmer abgespart und angelegt worden ist.<br />
<strong>Die</strong> drei Unternehmer entschließen sich demgemäß, nur das Produkt von<br />
100 Ar beitern zu verzehren, d. h. ihren Luxus erheblich einzuschränken, und die<br />
Ar beits kraft der übrigen 350 Arbeiter mit dem von diesen benutzten Kapital zur<br />
An le gung neuer Produktionsgeschäfte zu verwenden. Hier entsteht die Frage, in<br />
welchen Produktionsgeschäften sollen diese Fonds verwendet werden? ›<strong>Die</strong> drei<br />
Unternehmer haben nur die Wahl, entweder wieder Geschäfte für ordinäre Waren<br />
einzurichten oder Geschäfte für Luxuswaren‹, da nach der v. Kirchmannschen<br />
Annahme das konstante Kapital nicht reproduziert wird und das gesamte gesellschaft<br />
liche Produkt in lauter Konsumtionsmitteln besteht. Damit<br />
kom men die Unternehmer aber in das uns schon bekannte Dilemma: Produzieren<br />
sie ›ordinäre Waren‹, so entsteht eine Krise, da die Arbeiter keine Mittel<br />
zum Ankauf dieser zuschüssigen Lebensmittel haben, sind sie doch bereits mit<br />
der Hälfte <strong>des</strong> Produktenwerts abgefunden; produzieren sie aber Luxuswaren,<br />
so müssen sie sie auch selbst verzehren, Tertium non datur. Auch der auswärtige<br />
Handel ändert nichts an dem Dilemma, denn die Wirkung <strong>des</strong> Handels besteht<br />
nur darin, ›die Mannigfaltigkeit der Waren <strong>des</strong> inländischen Markts zu<br />
vergrößern‹ oder die Produktivität zu steigern. ›Entweder also sind diese ausländischen<br />
Waren – ordinäre Waren, dann mag sie der Kapitalist nicht kaufen,<br />
und der Arbeiter kann sie nicht kaufen, weil er die Mittel nicht hat, oder es sind<br />
Geschichtliche Darstellung <strong>des</strong> Problems 145