Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub
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164 l.c., S.167<br />
165 l.c., S.210;<br />
von uns [R.L.] hervorgehoben<br />
166 l.c., S.238<br />
Wachstums der kapitalistischen Produktion ohne auswärtige Märkte hingewiesen,<br />
und zwar angesichts der Verringerung der Konsumtion. Dabei war die<br />
Rolle der Konsumtion in der kapitalistischen Gesellschaft ganz falsch eingeschätzt.<br />
Man hat übersehen, daß die Konsumtion gar nicht der Zweck der kapitalistischen<br />
Produktion ist, daß diese letztere nicht durch das Wachstum der<br />
Konsumtion, sondern durch die Erweiterung <strong>des</strong> äußeren Fel<strong>des</strong> der Produktion<br />
existiert, die eben den Absatzmarkt für die kapitalistisch hergestellten Produkte<br />
bildet. An der Lösung der unlösbaren Aufgabe: der Auffi ndung von Mitteln, um<br />
die Konsumtion zu erweitern, die die kapitalistische Produktionsweise zu verringern<br />
bestrebt ist, quälte sich eine ganze Reihe Forscher der Malthusschen<br />
Schule ab, die sich mit der oberfl ächlichen Harmonielehre der Schule Ricardo-<br />
Say nicht zufriedengeben konnten. Erst Marx hat die Analyse <strong>des</strong> wirklichen<br />
Zusammenhangs gegeben: Er zeigte, daß das Wachstum der Konsumtion fatal<br />
hinter dem Wachstum der Produktion zurückbleibt und zurückbleiben<br />
muß, welche ‚dritten Personen’ man auch erfi nden möge. Deshalb kann die<br />
Konsumtion und ihr Umfang in keiner Weise als die unmittelbare Schranke<br />
der Erweiterung der Produktion gelten. <strong>Die</strong> kapitalistische Produktion büßt<br />
für die Abweichung von diesem wahren Zweck der Produktion mit Krisen, aber<br />
sie ist unabhängig von der Konsumtion. <strong>Die</strong> Erweiterung der Produktion fi ndet<br />
ihre Schranke nur in dem Umfang <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> und hängt lediglich von diesem<br />
letzteren ab.‹¹⁶⁴<br />
Hier wird die Th eorie Bulgakows und Tugan-Baranowskis direkt Marx in<br />
die Schuhe geschoben, so sehr schien sie den russischen Marxisten unmittelbar<br />
aus der Marxschen Lehre zu folgen und sich in sie organisch einzufügen. Noch<br />
deutlicher formuliert sie Bulgakow an einer anderen Stelle als direkte<br />
Deutung <strong>des</strong> Marxschen Schemas der erweiterten Reproduktion. Nachdem<br />
die kapitalistische Produktionsweise in einem Lande Einzug gehalten hat,<br />
fängt ihre innere Bewegung an, sich nach diesem Schema zu entwickeln: ›<strong>Die</strong><br />
Produktion <strong>des</strong> konstanten <strong>Kapitals</strong> bildet die Abteilung I der gesellschaftlichen<br />
Reproduktion, die schon eine selbständige Nachfrage nach Konsummitteln<br />
eröff net im Umfange <strong>des</strong> eigenen variablen <strong>Kapitals</strong> dieser Abteilung I sowie<br />
<strong>des</strong> Konsumtionsfonds ihrer Kapitalisten. Abteilung II ihrerseits eröff net die<br />
Nachfrage nach Produkten I. Auf diese Weise bildet sich schon bei Beginn der kapitalistischen<br />
Produktion ein geschlossener Kreis heraus, in dem die kapitalistische<br />
Pro duktion von gar keinem auswärtigen Markt abhängig ist, sondern sich selbst<br />
genügt und in dem sie sozusagen automatisch vermittelst der <strong>Akkumulation</strong> zu<br />
wachsen in der Lage ist.‹¹⁶⁵ Und an einer anderen Stelle versteigt er sich gar zu<br />
der folgenden krassen Formulierung seiner Th eorie: ›Der einzige Markt für die<br />
Produkte der kapitalistischen Produktion ist diese Produktion selbst.‹¹⁶⁶<br />
Man kann die ganze Kühnheit dieser Th eorie, die in den Händen der<br />
rus sischen Marxisten zur Hauptwaff e wurde, womit sie ihre Gegner, die ›volkstümlerischen‹<br />
Skeptiker, in der Frage der Absatzmärkte zur Strecke gebracht<br />
haben, nur dann richtig würdigen, wenn man sich vergegenwärtigt, in welchem<br />
erstaunlichen Widerspruch sich diese Th eorie mit der täglichen Praxis, mit allen<br />
bekannten Tatsachen der kapitalistischen Wirklichkeit befi ndet. Aber noch<br />
mehr: Man muß diese Th eorie, die mit solchem Triumph als reinste marxistische<br />
Wahrheit verkündet wurde, noch mehr bewundern, wenn man bedenkt, daß sie<br />
auf einem einfachen kapitalen Quidproquo basiert. Doch auf diese Frage werden<br />
wir weiter bei der Besprechung Tugan-Baranowskis eingehen.<br />
194 Geschichtliche Darstellung <strong>des</strong> Problems