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Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

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wir von allen anderen Produkten ab, die den Menschen nützlich sind, von allen<br />

Zwischengliedern zwischen ihnen, und nehmen wir an, daß sie nur allein auf der<br />

Welt sind, so tauschen sie ihre tausend Ellen gegen ihre tausend Sack; nehmen<br />

wir die Produktivkräfte der Arbeit infolge der Fortschritte der Industrie als um<br />

ein Zehntel vermehrt an, so tauschen dieselben Menschen elfhundert Ellen gegen<br />

elfhundert Sack, und jeder von ihnen wird besser bekleidet und besser<br />

ernährt werden; ein neuer Fortschritt erhöht den Tausch auf zwölfhundert<br />

Ellen gegen zwölfhundert Sack und so fort: Das Anwachsen der Produktion vermehrt<br />

stets die Genüsse der Produzenten.‹⁸⁶<br />

Mit tiefer Beschämung muß man feststellen, daß die Deduktionen <strong>des</strong><br />

großen Ricardo hier womöglich auf noch tieferem Niveau stehen als die <strong>des</strong><br />

›schottischen Erzhumbugs‹ MacCulloch. Wir sind wieder eingeladen, als<br />

Zuschauer einem harmonischen und anmutigen Kontertanz zwischen ›Ellen‹<br />

und ›Säcken‹ beizuwohnen, wobei just das, was bewiesen werden sollte: ihr<br />

Proportionalitätsverhältnis, einfach vorausgesetzt ist. Aber noch besser: Alle<br />

die Voraussetzungen <strong>des</strong> Problems, um die es sich handelte, sind dafür einfach<br />

weggelassen. Das Problem, der Gegenstand der Kontroverse – um es immer<br />

wieder festzuhalten – bestand darin: Wer ist Konsument und Abnehmer<br />

für den Überschuß an Produkten, der entsteht, wenn die Kapitalisten über<br />

den Verbrauch ihrer Arbeiter und ihren eigenen Verbrauch hinaus Waren herstellen,<br />

d. h., wenn sie einen Teil <strong>des</strong> Mehrwerts kapitalisieren und dazu verwenden,<br />

die Produktion zu erweitern, das Kapital zu vergrößern? Darauf antwortet<br />

Ricardo, indem er überhaupt auf Kapitalvergrößerung nicht mit einem Worte<br />

eingeht. Was er uns vormalt in den verschiedenen Etappen der Produktion,<br />

ist bloß stufenweise Erhöhung der Produktivität der Arbeit. Es werden nach<br />

seiner Annahme immer mit derselben Anzahl Arbeitskräfte erst tausend Sack<br />

Getreide und tausend Ellen Wollgewebe, dann elfhundert Sack und elfhundert<br />

Ellen, später zwölfhundert Sack und zwölfhundert Ellen produziert, und so mit<br />

Grazie fort. Ganz abgesehen von der langweiligen Vorstellung der soldatenmäßig<br />

gleichen Marschbewegung auf beiden Seiten und der Übereinstimmung selbst<br />

der Anzahl Gegenstände, die zum Austausch gelangen sollen, ist in dem ganzen<br />

Beispiel keine Rede von Kapitalerweiterung. Was wir hier immer vor Augen<br />

haben, ist nicht erweiterte Reproduktion, sondern einfache Reproduktion, bei<br />

der bloß die Masse Gebrauchswerte, nicht aber der Wert der gesellschaftlichen<br />

Gesamtprodukte anwächst. Da für den Austausch nicht die Menge<br />

Ge brauchswerte, sondern lediglich ihre Wertgröße in Betracht kommt, diese<br />

aber im Beispiele Ricardos immer die gleiche bleibt, so bewegt er sich eigentlich<br />

nicht vom Fleck, obwohl er sich den Anschein gibt, fortschreitende Erweiterung<br />

der Produktion zu analysieren. Endlich existieren bei Ricardo überhaupt die<br />

Kategorien der Reproduktion nicht, auf die es ankommt. MacCulloch läßt zuerst<br />

seine Kapitalisten ohne Mehrwert produzieren und von der Luft leben,<br />

aber er erkennt wenigstens die Existenz der Arbeiter und gibt ihren Verbrauch<br />

an. Bei Ricardo ist von Arbeitern nicht einmal die Rede, und die Unterscheidung<br />

von variablem Kapital und Mehrwert existiert überhaupt nicht. Demgegenüber<br />

will es wenig verschlagen, daß Ricardo, genau wie sein Schüler, von dem konstanten<br />

Kapital völlig absieht: Er will das Problem der Realisierung <strong>des</strong> Mehrwertes<br />

und der Kapitalerweiterung lösen, ohne mehr vorauszusetzen, als daß es ein gewisses<br />

Quantum Waren gibt, die gegenseitig ausgetauscht werden.<br />

Geschichtliche Darstellung <strong>des</strong> Problems 125<br />

86 Nouveaux principes,<br />

2. Aufl., S.416

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