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Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

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225 Siehe O. Franke: <strong>Die</strong><br />

Rechts verhältnisse am Grund eigentum<br />

in China, Leipzig 1903, S.82ff<br />

a <strong>Die</strong> ›Pachtungen‹ waren verschleierte<br />

Annexionen bzw. Einteilung<br />

von Einflußsphären. Deutschland<br />

begann 1898 mit der Pachtung<br />

von Kiautschou, es folgten Frankreich<br />

mit der Bucht von Kuantschou<br />

wan, Rußland mit Port Arthur<br />

und England mit Weihaiwei.<br />

b 1899 war in Nordchina der antiimperialistische<br />

Volksauftand der<br />

Ihotuan ausgebrochen, der 1900<br />

durch die vereinigten Armeen von<br />

acht imperialistischen Staaten unter<br />

Führung <strong>des</strong> deutschen Generals<br />

Alfred Graf von Waldersee grausam<br />

niedergeworfen wurde. In<br />

einem Abschlußprotokoll von<br />

1901 wurde China u. a. gezwungen,<br />

etwa 1,4 Milliarden Mark<br />

Kontributionen zu zahlen und der<br />

Errichtung von Stützpunkten für die<br />

Interventionsarmeen zuzustimmen.<br />

226 China unter der Kaiserin-<br />

Witwe, S.334<br />

nur bot die Zweideutigkeit der Vertragstexte eine bequeme Handhabe zur stufenweisen<br />

Ausdehnung der vom europäischen Kapital in den Vertragshäfen<br />

besetzten Gebiete. Auf Grund der bekannten frechen Fälschung im chinesischen<br />

Text der französischen Zusatzkonvention vom Jahre 1860, den der<br />

katholische Missionar Abbé Delamarre als Dolmetscher ausgefertigt hatte,<br />

wurde der chinesischen Regierung in der Folge das Zugeständnis abgepreßt,<br />

den Missionen nicht bloß in den Vertragshäfen, sondern in allen Provinzen <strong>des</strong><br />

Reiches Landerwerb zu gestatten. <strong>Die</strong> französische Diplomatie wie namentlich<br />

die protestantischen Missionen waren einig in der Verurteilung der raffi -<br />

nierten Schwindelei <strong>des</strong> katholischen Paters, was sie jedoch nicht hinderte, auf<br />

der Anwendung der so eingeschmuggelten Rechtserweiterung der französischen<br />

Missionen energisch zu bestehen und sie 1887 ausdrücklich auch auf die protestantischen<br />

Missionen ausdehnen zu lassen.²²⁵<br />

<strong>Die</strong> Erschließung Chinas für den Warenhandel, die mit dem Opiumkriege<br />

begonnen war, wurde mit der Serie der ›Pachtungen‹ a und der Chinaexpedition<br />

<strong>des</strong> Jahres 1900 b besiegelt, in der die Handelsinteressen <strong>des</strong> europäischen<br />

Ka pitals off en in internationalen Landraub umschlugen. Fein kehrt diesen<br />

Widerspruch zwischen der anfänglichen Th eorie und der schließlichen Praxis<br />

der europäischen ›Kulturträger‹ in China die Depesche der Kaiserin-Witwe<br />

hervor, die nach der Einnahme der Takuforts an die Königin Victoria schrieb:<br />

›Ew. Majestät einen Gruß! – In allen Verhandlungen Englands mit dem<br />

chi nesischen Reiche, seit Beziehungen zwischen uns angeknüpft wurden, ist<br />

auf seiten Großbritanniens niemals die Rede von Vergrößerung <strong>des</strong> Landbesitzes<br />

gewesen, sondern nur von dem eifrigen Wunsch, die Interessen seines<br />

Handels zu fördern. <strong>Die</strong> Tatsache erwägend, daß unser Land nunmehr<br />

in einen entsetzlichen Kriegszustand gestürzt ist, erinnern wir uns daran,<br />

daß ein großer Teil von Chinas Handel, 70 oder 80 Prozent, mit England<br />

abgeschlossen wird. Außerdem sind Eure Seezölle die niedrigsten in der Welt<br />

und wenig Beschränkungen in Euren Seehäfen auf fremde Einfuhr gelegt.<br />

Aus diesen Gründen haben unsere freundlichen Beziehungen mit britischen<br />

Kaufl euten in unseren Vertragshäfen ununterbrochen während <strong>des</strong> letzten<br />

halben Jahrhunderts zu unserem wechsel seitigen Vorteil bestanden.<br />

Aber ein plötzlicher Wechsel ist nun eingetreten, und ein allgemeiner Verdacht<br />

hat sich gegen uns erhoben. Wir möchten Euch daher bitten, zu überlegen,<br />

wenn durch eine gewisse Kombination der Umstände die Unabhängigkeit unseres<br />

Reiches verlorengehen sollte und die Mächte sich einigen, ihren längst<br />

gehegten Plan, sich unseres Gebietes zu bemächtigen, durchzuführen (in einer<br />

gleichzeitigen Depesche an den Kaiser von Japan spricht die temperamentvolle<br />

Tsi Hsi off en von den ›landhungrigen Mächten <strong>des</strong> Westens, deren gefräßige<br />

Tigeraugen in unsere Richtung hin schielen‹ – R.L.), so würde das<br />

Ergebnis unglücklich und verhängnisvoll auf Euren Handel wirken. Zur Zeit<br />

bemüht sich unser Reich auf das äußerste, ein Heer und Mittel aufzubringen,<br />

die seinen Schutz verbürgen. Inzwischen verlassen wir uns auf Eure guten<br />

<strong>Die</strong>nste als Zwischenträger und erwarten dringend Eure Entschließung.‹²²⁶<br />

Zwischendurch laufen in jedem Kriege Plünderung und <strong>Die</strong>bstahl en<br />

gros der europäischen Kulturträger in den chinesischen Kaiserpalästen, öff entlichen<br />

Gebäuden, an altertümlichen Kulturdenkmälern, so gut im Jahre 1860, wo<br />

258 <strong>Die</strong> geschichtlichen Bedingungen der <strong>Akkumulation</strong>

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