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Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

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a [Adolf Müllner, <strong>Die</strong> Schuld;<br />

Trauerspiel, Leipzig 1817]<br />

91 l.c., S.21<br />

92 l.c., S.29. Say klagt Sismondi<br />

als den Erzfeind der bürgerlichen<br />

Gesellschaft in folgender pathetischen<br />

Deklamation an: ›C’est<br />

contre l’organisation moderne de<br />

la société; organisation qui, en dépouillant<br />

l’homme qui travaille de<br />

toute autre propriété que celle de<br />

ses bras, ne lui donne aucune garantie<br />

contre une concurrence dirigée<br />

à son préjudice. Quoi! parce<br />

que la société garantit à toute espèce<br />

d’entrepreneur la libre disposition<br />

de ses capitaux, c’est à dire de<br />

sa propriété elle dépouille l’homme<br />

qui travaille! Je le répète: rien de<br />

plus dangéreux que de vues qui<br />

conduisent à régler l’usage <strong>des</strong> propriétés.‹<br />

Denn ›les bras et les facultés‹<br />

– ›sont aussi <strong>des</strong> propriétés‹!<br />

Kapitalistenklasse auch ihre natürlichen Grenzen habe, so führe die Ausdehnung<br />

der Produktion zu Marktstockungen, Krisen und einem noch größeren<br />

Elend für die Volksmassen. Nun kommt Say und repliziert mit virtuos gespielter<br />

Naivität: Ja, wenn Sie behaupten, daß von den Produkten überhaupt zuviel<br />

produziert werden könne, wie kommt es, daß es so viele Darbende, so viele<br />

Nackte und Hungrige in unserer Gesellschaft gibt? Erkläre mir, Graf Oerindur, a<br />

diesen Zwiespalt der Natur. Say, in <strong>des</strong>sen eigener Position der Hauptkniff<br />

darin besteht, daß er von der Geldzirkulation absieht und mit einem unmittelbaren<br />

Warenaustausch operiert, unterstellt jetzt seinem Opponenten, daß dieser<br />

von einem Überfl uß der Produkte nicht im Verhältnis zu den Kaufmitteln<br />

der Gesellschaft, sondern zu ihren wirklichen Bedürfnissen spräche! Dabei hatte<br />

Sismondi gerade über diesen Kardinalpunkt seiner Deduktionen wahrhaft keinen<br />

Zweifel übriggelassen. Sagt er doch ausdrücklich im Buch II, Kapitel VI seiner<br />

›Nouveaux principes‹: ›Selbst dann, wenn die Gesellschaft eine sehr große<br />

Anzahl schlecht genährter, schlecht gekleideter, schlecht behauster Personen<br />

zählt, begehrt sie nur das, was sie kaufen kann, aber sie kann nur mit ihrem<br />

Einkommen kaufen.‹<br />

Etwas weiter gibt Say dies selbst zu, macht aber gleichzeitig seinem<br />

Widerpart eine neue Unterstellung: ›Nicht die Verbraucher sind es, die in<br />

einer Nation fehlen‹, sagt er, ›sondern die Mittel, zu kaufen. Sismondi glaubt,<br />

daß diese Mittel erheblicher sein werden, wenn die Produkte seltener und demzufolge<br />

teurer sind und ihre Herstellung den Arbeitern einen größe ren Lohn eintragen<br />

wird.‹⁹¹ Hier versucht Say, die Th eorie Sismondis, der die Grundlagen<br />

selbst der kapitalistischen Organisation, ihre Anarchie in der Produktion und<br />

ihren ganzen Verteilungsmodus angriff , in die eigene vulgäre Denkmethode oder<br />

richtiger Schwatzmethode zu verfl achen: Er travestiert seine ›Neuen Grundsätze‹<br />

in ein Plädoyer für ›Seltenheit‹ der Waren und teure Preise. Und er singt<br />

dem entgegen ein Loblied auf den Hochgang der kapitalistischen <strong>Akkumulation</strong>,<br />

er sagt, daß, wenn die Produktion lebhafter, die Arbeitskräfte zahlreicher, der<br />

Umfang der Produktion erweitert wird, ›die Nationen besser und allgemeiner<br />

versorgt werden‹, wobei er die Zustände der industriell entwickeltsten Länder<br />

gegen die mittelalterlichen Miseren preist. Im Gegenteil seien die ›Maximen‹<br />

Sismondis für die bürgerliche Gesellschaft höchst gefährlich: ›Weshalb fordert<br />

er die Untersuchung von Gesetzen, die den Unternehmer verpfl ichten würden,<br />

dem von ihm beschäftigten Arbeiter die Existenz zu garantieren? Dergleichen<br />

Untersuchung würde den Unternehmungsgeist paralysieren; schon die bloße<br />

Befürchtung, daß der Staat in private Verträge sich einmischen könnte, ist<br />

eine Geißel und gefährdet den Wohlstand einer Nation.‹⁹² <strong>Die</strong>sem allgemeinen<br />

apologetischen Geschwätz Says gegenüber führt Sismondi noch einmal die<br />

Debatte auf ihren Grund zurück: ›Sicherlich habe ich niemals geleugnet, daß<br />

Frankreich seit den Tagen Ludwigs XIV. seine Bevölkerung verdoppelt und seinen<br />

Verbrauch vervielfältigt hat, wie er es mir entgegenhält; ich habe nur behauptet,<br />

daß die Vervielfältigung der Produkte ein Gut ist, wenn sie begehrt,<br />

bezahlt, gebraucht werden, daß sie dagegen ein Übel ist, wenn kein Begehren<br />

nach ihnen stattfi ndet und die ganze Hoff nung <strong>des</strong> Produzenten darauf beruht,<br />

den Produkten einer mit der seinigen in Wettbewerb stehenden Industrie die<br />

Verbraucher zu entziehen. Ich habe zu zeigen gesucht, daß der natürliche Lauf<br />

der Nationen in der fortschreitenden Ver mehrung ihrer Glückseligkeit<br />

und infolge<strong>des</strong>sen der Vermehrung ihrer Nachfrage nach neuen Produkten und<br />

130 Geschichtliche Darstellung <strong>des</strong> Problems

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