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Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals ... - babbelClub

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allein in der Verteilung. Doch das will in eigenen Worten v. Kirchmanns genossen<br />

werden: ›Das Hemmnis, daß dieses (glatter Austausch) <strong>des</strong>senungeachtet<br />

nicht geschieht, liegt lediglich und allein in der Verteilung dieser Produkte; die<br />

Verteilung erfolgt nicht gleich unter alle, sondern die Unternehmer behalten als<br />

Zins und Gewinn die Hälfte für sich und geben nur die Hälfte an ihre Arbeiter.<br />

Es ist klar, daß der Kleiderarbeiter sich <strong>des</strong>halb mit seinem halben Produkt auch<br />

nur die Hälfte der Produkte an Nahrung und Wohnung und so fort eintauschen<br />

kann, und es ist klar, daß die Unternehmer ihre andere Hälfte nicht loswerden<br />

können, weil kein Arbeiter noch ein Produkt hat, um sie von ihnen eintauschen<br />

zu können. <strong>Die</strong> Unternehmer wissen nicht wohin mit ihrem Vorrat,<br />

die Arbeiter wissen nicht wohin mit ihrem Hunger und ihrer Blöße.‹ Und die<br />

Leser – fügen wir hinzu – wissen nicht wohin mit den Konstruktionen <strong>des</strong><br />

Herrn v. Kirchmann. Das Kindische seines Beispiels stürzt uns in der Tat aus<br />

einem Rätsel ins andere.<br />

Zunächst ist ganz unerfi ndlich, auf welcher Grundlage und zu welchem<br />

Zweck die Dreiteilung der Produktion fi ngiert ist. Wenn in den analogen Beispielen<br />

Ricardos und MacCullochs gewöhnlich die Pächter den Fabrikanten entgegengestellt<br />

werden, so ist das u. E. nur die antiquierte Vorstellung der Physiokraten<br />

von der gesellschaftlichen Reproduktion, die von Ricardo übernommen<br />

war, trotzdem sie mit seiner Werttheorie, die der physiokratischen entgegengesetzt<br />

war, jeden Sinn verloren hatte, und trotzdem schon Smith bedeutende<br />

Anläufe zur Berücksichtigung wirklicher sachlicher Grundlagen <strong>des</strong> gesellschaftlichen<br />

Reproduktionsprozesses gemacht hatte. Immerhin haben wir gesehen,<br />

daß sich jene physiokratische Unterscheidung der Landwirtschaft und Industrie<br />

als Grundlagen der Reproduktion in der theoretischen Nationalökonomie traditionell<br />

erhalten hatte, bis Marx seine epochemachende Unterscheidung der<br />

beiden gesellschaftlichen Abteilungen: Produktion von Produktionsmitteln und<br />

Produktion von Konsummitteln, eingeführt hat. Hingegen haben die drei <br />

Abteilungen v. Kirchmanns überhaupt keinen begreifl ichen Sinn. Da hier Werkzeuge<br />

mit Möbeln, Rohstoff e mit Nahrungsmitteln zusammengeworfen sind,<br />

die Kleider eine Abteilung für sich bilden, so sind off enbar gar keine sachlichen<br />

Standpunkte der Reproduktion, sondern reine Willkür bei dieser Einteilung<br />

maßgebend gewesen. Es könnte an sich ebensogut oder schlecht eine Abteilung<br />

für Lebensmittel, Kleider und Baulichkeiten, eine andere für Apothekerwaren<br />

und eine dritte für Zahnbürsten fi ngiert werden. Es kam v. Kirchmann off enbar<br />

nur darauf an, die gesellschaftliche Arbeitsteilung anzudeuten und für den Austausch<br />

einige möglichst ›gleich große‹ Produktenmengen vorauszusetzen. Allein<br />

der Austausch selbst, um den es sich bei der ganzen Beweisführung dreht, spielt<br />

im v. Kirchmannschen Beispiel gar keine Rolle, da nicht Wert, sondern Produkten<br />

menge, Masse der Gebrauchswerte als solcher zur Verteilung gelangt. Anderer<br />

seits fi ndet in dem interessanten ›Ort‹ der v. Kirchmannschen Phantasie erst<br />

Verteilung der Produkte statt, alsdann soll darauf, nach geschehener Verteilung,<br />

der allgemeine Austausch stattfi nden, während es auf der platten Erde der kapitalistischen<br />

Produktion bekanntlich der Austausch ist, der umgekehrt die<br />

Verteilung <strong>des</strong> Produkts einleitet und vermittelt. Dabei passieren in der<br />

v. Kirchmannschen Verteilung die wunderlichsten Dinge: Zwar besteht der<br />

Preis der Produkte, also auch <strong>des</strong> gesellschaftlichen Gesamtprodukts, ›wie man<br />

weiß‹, nur aus ›Arbeitslohn und Kapitalzins‹, nur aus v + m, und das Gesamtprodukt<br />

gelangt auch demgemäß restlos zur individuellen Verteilung unter die<br />

Geschichtliche Darstellung <strong>des</strong> Problems 143

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