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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Einleitung: Grundlinien der Theorie 6<br />

dung von einer Wohn- und Produktionsgemeinschaft von Frauen bei gleichzeitiger<br />

Abwesenheit eines Großteils der Männer.<br />

2. Matrilinearität ist keine Form von wie immer gearteter ” Herrschaft von<br />

Frauen“, sondern eine Anpassung an neue Umstände, die dann auch auf<br />

der Seite der Männer zu einer dauerhaften Umstellung der Organisation<br />

ihrer Kriegführung führte: Da die Bewohner der umliegenden Dörfer direkte<br />

Verwandte (z.B. Brüder) sind, darf es bzw. sollte es keine kriegerischen<br />

Konflikte geben; die Kriegführung verlagert sich gegen weiter entfernt residierende<br />

Feinde – Divale nennt dies ” externale Kriegführung“ – dies wiederum<br />

bedingt zeitlich längere Abwesenheit der Männer, was umgekehrt<br />

die solidarische Wohn- und Produktionsgemeinschaften der Frauen immer<br />

wieder herstellt.<br />

Die nachfolgenden Kapiteln 4 und 5 widmen sich den Regionalgebieten Afrika<br />

und Südostasien, wobei jeweils eine lokale Einschränkung stattfindet: in Afrika<br />

werden vier matrilineare <strong>Gesellschaften</strong> innerhalb des sogenannten ” matrilinearen<br />

Gürtels“ als empirische Beispiele gewählt, und für Südostasien ausschließlich die<br />

Minangkabau auf Sumatra. Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß für Südostasien<br />

noch zahlreiche weitere matrilineare <strong>Gesellschaften</strong> als Vergleich genannt<br />

werden könnten, aber es erschien mir wesentlich, nicht nur einen Überblick von<br />

matrilinearen Gesellschaftssystemen zu geben, sondern tiefer in die Vergangenheit<br />

einzudringen, um überhaupt über die heutige Situation etwas aussagen zu können.<br />

Gerade im Zusammenhang mit Migrationsbewegungen in der Vergangenheit war<br />

ein historischer Rückblick notwendig.<br />

Im 4. Kapitel wird ein historischer Überblick über die Migrationsbewegungen<br />

der bantu-sprachigen Bevölkerung in Afrika gegeben, soweit es die vorhandenen<br />

Quellen zulassen. Daran anschließend wird versucht, auf die Entstehungsgeschichte<br />

einzelner Chiefdoms einzugehen. Im 16. und 17. Jahrhundert führten kriegerische<br />

Auseinandersetzungen zur Bildung von zentralisierten politischen Einheiten.<br />

Als zentrales Thema wird dabei der Zusammenhang zwischen Migration,<br />

Kriegführung und die Übernahme von Uxorilokalität betrachtet, sowie der heutige<br />

Übergang zur Patrilokalität und Patrilinearität. Jan Vansina (1992) unterscheidet<br />

in seinem Aufsatz mit dem Titel ” Population Movements and Emergence<br />

of New Socio-political Forms in Afrika“ zwischen vier Arten der Nahrungsproduktion,<br />

die einzelne Gruppen immer wieder zu Wanderungen zwangen. Hingegen<br />

zählt er zu den ungewöhnlichen Wanderungsbewegungen: Expansion, Diaspora,<br />

Massenmigration, Band-Migration und Elite-Migration. Diese unterschiedlichen<br />

Wanderungsbewegungen von Gruppen sind ausschlaggebend für die Rekonstruktion<br />

der Vergangenheit. Über die Elite-Migration wird z.B. vor allem in Oraltraditionen<br />

berichtet, hingegen werden durch die Massenmigration zahlreiche Nebeneffekte<br />

ausgelöst: während der Wanderung werden unterschiedliche Gruppen<br />

integriert, entweder freiwillig oder militärisch unterworfen, oder einzelne Bevölkerungsgruppen<br />

fliehen vor der Übermacht. Insgesamt löst jede Massenmigration

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